Der Leerstand in Freiburgs Innenstadt ist (fast) Geschichte: Mit der Eröffnung von Zara kehrt auch ins ehemalige Kaiser Modehaus wieder Leben ein.
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Der Termin für die Eröffnung des Zara Stores im ehemaligen Kaiser-Modehaus rückt näher und steht definitiv fest. Nachdem die ursprünglich für Mai anvisierte Eröffnung nicht eingehalten werden konnte, geht es für die Freiburg-Filiale der spanischen Modekette nun am Freitag, 13. Juni los. Dies bestätigte eine Unternehmenssprecherin gegenüber dem Freiburger Wochenbericht.
Im Freiburger Einzelhandel setzt man große Hoffnungen in die Eröffnung, gilt Zara doch als Frequenzbringer für die Innenstädte. „Mit der Eröffnung von Zara gewinnt die Freiburger Innenstadt einen starken Anziehungspunkt, der nicht nur die lokale Bevölkerung, sondern auch Besucherinnen und Besucher aus dem erweiterten Umland in die Stadt zieht. Davon profitieren alle“, betont Carmen Siecke, Geschäftsführerin der Stadtinitiative Gemeinsam Freiburg e.V. gegenüber dieser Zeitung. Und weiter: „Besonders auch die jüngere Zielgruppe wird durch das Angebot angesprochen – ein wichtiger Impuls, um dieser Generation attraktive Alternativen zum Online-Shopping zu bieten.“
Überhaupt lässt sich mit Recht behaupten, dass aktuell ein Ruck durch die Innenstadt geht: Die Besucher-Frequenz ist laut Siecke überaus zufriedenstellend. Immer wieder locken Highlights wie zuletzt das Straßenfest „Blumen & Beats“ in der Konviktstraße. Dazu trägt auch das Ansinnen der Stadtinitiative Gemeinsam Freiburg e.V. bei, die Marke Freiburg mit zahlreichen Aktionen wie dem aufwendig initiierten Fashion & Food Festival im September zu stärken. Und auch von der Leerstandsfront gibt es Positives zu vermelden: „Derzeit gibt es in der Innenstadt so gut wie keinen Leerstand – ein positives Signal für die Attraktivität des Standorts. Am Freitag eröffnet in der Salzstraße wieder ein neuer Pop-up-Store mit dem Namen FRIZ mit einem besonderen Konzept und Events für 3 Monate“, berichtet Carmen Siecke.
Es könnte die nächste Erfolgsgeschichte werden: Auf rund 50 Quadratmetern erleben Besucher eine stilvolle Kombination aus Designermöbeln aus dem Mid-Century, ausgewählten Kunstobjekten und besonderen Wohnaccessoires. Der Raum ist zugleich Tagescafé – mit Kaffeespezialitäten sowie feinem Gebäck der Bäckerei Dick aus Denzlingen. Ein Highlight des Pop-ups ist das neue Eventformat „Monday Mood: Kulinarik & Atmosphäre“ – ein entspannter Montagabend mit gutem Essen, ausgewählten Weinen und besonderen Begegnungen.
Im ehemaligen Modehaus Kaiser wird Zara vier Etagen nutzen und damit eine Fläche von 3.200 Quadratmetern bespielen. Das entspricht dem neuesten Store-Konzept des Modegiganten, welches extra für große Flächen entwickelt worden ist. Teil des Konzepts sind sogenannte „Boutique“-Räume, in denen die Kollektionen der Marke in Szene gesetzt werden. Der Freiburger Zara Store wird der zweitgrößte in Deutschland sein.
Weitere prominente Neuzugänge in der Innenstadt sind in der Mache: Demnächst zieht der französische Sportartikel-Händler Decathlon in einen Teil des Galeria-Kaufhauses beim Europaplatz.
Freuen sich über die gelungene Premiere des NCL-Charity-Turniers beim Freiburger Golfclub (v.l.): Alexander Cristian, Sportwart Freiburger Golfclub, Sänger DJ Bobo, Wochenbericht-Geschäftsführer Martin Zenke, „Let’s Dance“-Star und Botschafterin der NCL-Stiftung Melissa Ortiz-Gómez und Ahmet Nohut, International Wine-Spirit Group. Foto: Freiburger Golfclub
Sie legten sich für den guten Zweck ins Zeug: das Benefiz-Turnier des Freiburger Golfclubs am 29. Mai war ein voller Erfolg. Der Erlös geht an die Hamburger NCL-Stiftung, die sich für die Erforschung der tödlich verlaufenden Krankheit Kinderdemenz (NCL) einsetzt. 130 Teilnehmer waren bei der ausgebuchten Veranstaltung dabei, teilweise extra angereist aus der Schweiz oder sogar aus Portugal. Auch Promis ließen sich das Charity-Event nicht entgehen.
Auf dem Rasen zeigten Sänger DJ Bobo und seine Frau Nancy sowie Skisprunglegende Martin Schmitt, der im Dreisamtal wohnt, ihr Können. „Sie waren super entspannt und haben sich total wohl gefühlt“, verrät Alexander Cristian, Sportwart des Freiburger Golfclubs. Genauso wie „Let’s Dance“-Star und Stiftungsbotschafterin Melissa Ortiz Gómez, die die Veranstaltung moderierte. Sie ist aktuell noch nicht im Golf-Fieber, das könnte sich aber bald ändern, da ihr Sohn damit angefangen hat. „Die Stimmung war einfach großartig, natürlich auch weil das Wetter mitgespielt hat. Da hat sich Freiburg von der schönsten Seite gezeigt.“
Mit rund 10.000 Euro kam bei dem Golfcup eine stolze Summe zusammen. Sämtliche Erlöse der Benefizveranstaltung – beispielsweise die Turniergebühr – fließen in Projekte der NCL-Stiftung. 500 Euro davon – die Summe vom Sekt- und Wein-Stand von Ahmet Nohut, durfte Melissa Ortiz-Gómez direkt vor Ort entgegennehmen – der Spendenscheck über die volle Summe wird dann bei einem NCL-Turnier in Hamburg im Juni übergeben.
„Es war einfach toll zu sehen, wie das Freiburger Publikum das Event angenommen hat“, sagt Alexander Cristian. Zum ersten Mal fand das Turnier im Süden Deutschlands statt und „wir hoffen, dass wir es nächstes Jahr nochmal machen dürfen“. In Münster veranstaltet „Tatort“-Star Jan Josef Liefers das NCL-Event mit Promi-Gästen schon länger. „Wir hoffen natürlich, wenn wir uns jetzt qualifiziert haben, dass eventuell nächstes Jahr der Jan Josep -Liefers vorbeikommt. Das wäre natürlich top. Aber es werden auf jeden Fall wieder ein paar Stars und Sternchen dabei sein.“ Die schauen aber auch so auf dem Golfplatz vorbei – so wie kürzlich Comedian Chris Tall, der in der Sick-Arena mit seinem neuen Programm zu Gast war. „Und der ist auch ein sehr guter Golfer – er hat ein Handicap 9“, so Alexander Cristian.
Freiburgerin Cristina Morales de la Cruz hat den Miss Guatemala-Titel knapp verpasst – trotzdem ist sie nicht enttäuscht. Foto: Tavo Hernandez
Freiburgerin Cristina Morales de la Cruz war im Finale der Wahl zur Miss Guatemala und hat von dem Krönchen geträumt (wir haben vergangene Woche darüber berichtet). Mit dem Sieg hat es leider nicht geklappt, aber trotzdem ist die 30-Jährige nicht enttäuscht. „Es ist eine ganz besondere Erfahrung für mich. Ich habe viel über Feminismus in Lateinamerika, die Bedeutung von Misswahlen und Disziplin gelernt“, sagt sie.
„Der Wettbewerb hat mir nicht nur ermöglicht, meine guatemaltekischen Wurzeln auf neue Weise zu erleben, sondern mich auch darin bestärkt, meinen Weg in der internationalen Modelwelt und bei künftigen Misswahlen weiterzugehen.“ Sie ist nun als Model und Content Creator international unterwegs und „ich freue mich, wenn ich Freiburg auch künftig als meine Heimatstadt in die Welt hinaustragen kann“, sagt sie.
Verleger Manuel Herder (Mitte) und Autor Pater Andreas R. Batlogg SJ durften dem Papst die Biografie in Rom persönlich übergeben.
Foto: Vatican Media
Ein besonderer Moment für den Freiburger Verleger Manuel Herder: gemeinsam mit Autor Pater Andreas R. Batlogg SJ durfte er das erste Exemplar der Biografie „Leo XIV. – Der neue Papst“ dem Kirchenoberhaupt persönlich überreichen. Es ist das erste deutschsprachige Werk, das sich dem Papst aus Amerika widmet.
Bei der Audienz auf dem Petersplatz in Rom am Freitag stellte sich der Verleger mit den Worten vor: „Vielleicht kennen Sie den Herder Verlag?“. „Natürlich kenne ich Herder“, antwortete Leo XIV und nahm das Buch entgegen. Das Buch bestimmt einen Ehrenplatz im Vatikan!
Der Biennale-Pavillon, angelehnt an Strandbars in Spanien, wird mit Künstlerin Irene Fernández Arcas – hier ihre Installation Collective Regeneration Temple – eröffnet. Foto: Sebastian Eggler
Unter dem Motto „Happy Place“ (Glücklicher Ort) lädt der Verein „Perspektiven für Kunst in Freiburg“ vom 5. Juni bis zum 27. Juli zur dritten Freiburger Biennale ein. An verschiedenen Orten gibt es ein vielfältiges Programm, bei dem sich Künstler mit dem Thema Tourismus auseinandersetzen.
Die Biennale für Freiburg präsentiert auch in ihrer dritten Ausgabe zeitgenössische Kunst an verschiedensten Orten in der Stadt – von etablierten Institutionen über unabhängige Projekträume bis hin zu spannenden Off-Spaces. Mit dabei sind unter anderem der Kunstverein Freiburg und das Museum für Neue Kunst, aber auch Kunst- und Kulturräume wie DELPHI_space, Pförtnerhaus oder die Kaiserwache. Neu hinzugekommen sind das Schopf2 und das kulturaggregat. Zusammen mit den Spielorten im öffentlichen Raum, bilden sie einen vielseitigen Ausstellungsparkour.
In enger Zusammenarbeit mit den eingeladenen Künstlern und lokalen Akteuren werden eigens für die Biennale neue Formate und Kunstwerke entwickelt, die explizite Bezüge zur Stadt herstellen. Lokale sowie internationale Kunstschaffende setzen sich in diesem Jahr mit dem Beziehungsgeflecht von Umwelt, Mobilität, Freizeit und Reisen auseinandersetzen. Viele der Arbeiten hinterfragen kritisch den Freizeittourismus und entwerfen Gegenmodelle.
Die Biennale wird von einem vielschichtigen Programm mit Performances, Workshops und Diskussionsformaten begleitet.Die Ausstellungsorte eröffnen am 5. Juni um 12 Uhr, die Eröffnungsfeier findet bei der Schauinsland Bergstation (18 Uhr) statt, um 21 Uhr steigt die Opening-Party mit DJ Zutzutim im Slow Club. Am 6. Juni gibt es einen Artist Talk mit Noha Mokhtar und Birgit Hopfener (17 Uhr, Kunstverein Freiburg) und der Biennale-Pavillon wird mit Irene Fernández Arcas 19 Uhr, Skulpturenpark im Faulerbad) eingeweiht.
Faszinierende Schönheiten: Großformatige Makrofotografien von Janosch Waldkircher sind bei ddr Ausstellung zu sehen. Foto: Janosch Waldkircher
Das Museum Natur und Mensch präsentiert ab Mittwoch, 4. Juni, die neue Sonderausstellung „Insekten – schillernd schön und tierisch wichtig“. Sie krabbeln, summen und schwirren um uns herum: Noch ist unsere Erde ein Planet voller Insekten. Sie halten den Kreislauf des Lebens in Schwung, bestäuben, ernähren und recyclen. Trotzdem haben Insekten nur wenige Fans und werden sogar massenhaft vernichtet. Schreitet das Insektensterben weiter voran, verliert auch die Menschheit wichtige Lebensgrundlagen. Doch Insekten sind wahre Juwelen der Evolution mit erstaunlichen Superfähigkeiten.
Großformatige Makrofotografien von Janosch Waldkircher, zahlreiche Präparate und Mitmachstationen laden Klein und Groß bis Sonntag, 11. Januar 2026, zum Erforschen der faszinierenden Tiere ein.
Auftragskillerin Eve Macarro (Ana de Armas) will die Mörder ihrer Familie zur Strecke bringen. Foto: Lionsgate
Es ist ein Fest für die Fans des „John Wick“-Universums: Im Ableger der Actionreihe schwört Ana de Armas alias Eve Macarro Vergeltung für den Mord an ihrer Familie. Der Film, der während der Ereignisse von „John Wick: Kapitel 3“ spielt, folgt der jungen Rächerin, die bei den berüchtigten Ruska Roma ihre Aus- bildung in der Kunst des Tötens beginnt. Ihre Familie wurde brutal ermordet – nur Eve Macarro (Ana de Armas) hat das Blutbad überlebt. Die ehemalige Balletttänzerin schwört Rache. Dafür schließt sie sich den Ruska Roma an und wird dort zur Auftragskillerin ausgebildet.
Doch für die Organisation wird sie immer mehr zum Problem – und so setzt die Direktorin ihren besten Mann auf Eve an: John Wick. Wird sie die Begegnung mit ihm überleben und sich an den Mördern ihrer Familie rächen können? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Vom Bond-Girl zur Auftragskillerin: In der Hauptrolle des Racheengels ist Ana de Armas („James Bond: Keine Zeit zu sterben“) zu sehen. Ein Wiedersehen gibt es mit Anjelica Huston („John Wick: Kapitel 3“) als Leiterin der Ruska Roma, dem Besitzer des Continental Hotels, Ian McShane („John Wick 1-4“) als Winston, Lance Reddick („John Wick 1-4“) und auch Keanu Reeves ist in der Rolle des legendären John Wick dabei.
Die Auftragskillerin wird für die berüchtigte Ruska Roma immer mehr zum Problem: John Wick (Keanu Reeves) soll das regeln. Foto: Lionsgate
Zu den neuen Darstellern gehören unter anderem Gabriel Byrne („Hereditary – Das Vermächtnis“), Catalina Sandino Mareno („Silent Night: Stumme Rache“) und Norman Reedus („The Walking Dead“). Regie führt Len Wiseman („Underworld“-Reihe). Die ersten Kritiken sind begeistert: „Ein blutiger, knallharter Spaß mit Action so intensiv und einfallsreich, wie man es vom ’John Wick’-Franchise erwartet“ oder „Ballerina ist alles, was ich mir gewünscht habe. Er ist brutal, wunderschön und voller Emotionen“, heißt es hier. (fwb)
Affe Akiko und seine Freunde begeben sich auf eine große Mission. Foto: Veit Helmer Filmproduktion/Farbfilm Verleih
Akiko ist ein mutiges Affenkind mit einer großen Mission: Er büxt aus dem Zoo aus, um die Affen zu finden, die im Wald in Freiheit leben. Dabei findet er neue Freunde wie einen Waschbären, ein Frettchen und ein Chamäleon, die ihm helfen, seinen Auftrag zu erfüllen. Um seine Familie zu befreien, geht er in die Lüfte – mit einem Modellflugzeug, einem Ballon und sogar auf dem Rücken eines Adlers. Regisseur
Veit Helmer („Quatsch und die Nasenbärbande“) präsentiert ein Abenteuer für die ganze Familie – eine einzigartige Mischung aus Realfilm und Computeranimation. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Filmpreis als bester Kinderfilm. Zum Schauspiel-Ensemble gehören auch Heike Makatsch, Meret Becker und Benno Fürmann.
Findet Elvira (Lea Myren) ihr Glück in den Armen von Prinz Julian (Isac Calmroth)? Foto: Capelight Pictures
Elvira (Newcomerin Lea Myren) hat genug vom Dasein im Schatten ihrer hübschen Stiefschwester Agnes (Thea Sofie Loch Næss, „The Last Kingdom“). Um die Blicke von Prinz Julian (Isac Calmroth, „Evil“), dem begehrtesten Junggesellen des Königreichs, auf sich zu ziehen, ist ihr jedes Mittel recht. Unter Einsatz von Blut, Schweiß und Tränen schreckt Elvira vor nichts zurück, um den Prinzen für sich zu gewinnen.
Mit ihrem Spielfilmdebüt präsentiert die norwegische Regisseurin und Drehbuchautorin Emilie Blichfeldt eine furiose Variante der klassischen Aschenputtel-Geschichte, die unter dem Deckmantel augenzwinkernden Body-Horrors zeitlos relevante Fragen nach dem eigenen Körperbild und der Wahrnehmung von Schönheit verhandelt.
Präsident Donald Trump (hier bei einer Kabinettssitzung) wirft den Europäern immer wieder vor, die USA „abzuzocken“.
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In seinem Buch „Big Brother Gone“ beschreibt der renommierte Politikwissenschaftler Marco Overhaus die Krise der amerikanischen Demokratie und zeigt, warum Europa selbst für seine Sicherheit sorgen muss. Am 3. Juni ist er Gast bei einer öffentlichen Podiumsdiskussion in Freiburg. Vorab sprach Wochenbericht-Redaktionsleiter Sven Meyer mit ihm.
Herr Overhaus, die liberal-demokratischen Werte stehen in den USA unter Beschuss: Universitäten werden angegriffen, das Recht wird attackiert, langjährige Partner werden öffentlich bloßgestellt. Wie konnte all das passieren?
Marco Overhaus: Die US-Demokratie steckt in einer Krise. Und die Erosion demokratischer Institutionen hat sich schon länger abgezeichnet, deutlich länger als seit dem erneuten Amtsantritt von Donald Trump. Das zeigt sich beispielsweise in der Anmaßung präsidentieller Macht oder dass sich die politischen Lager gegenseitig vorwerfen, die amerikanische Justiz als Waffe zu missbrauchen. Überhaupt ist der Liberalismus in den USA schon länger unter Druck, wie etwa bei der Einschränkung von Bürgerrechten. Hinzu kommt, dass der Glaube an die Verbesserungsfähigkeit von Institutionen sowie auch der Glaube an die Wissenschaft erodiert. All das hat letztendlich den Boden bereitet für Trump, dass er jetzt diese radikalen Schritte vollziehen kann.
Wie verändert sich denn das Bild der USA in Europa gerade?
Overhaus: Das USA-Bild in Deutschland verändert sich auf jeden Fall unter dem Eindruck der zweiten Trump-Präsidentschaft. Ich habe in meinem Buch „Big Brother Gone“ verschiedene Assoziationen aufgezählt, die man mit dem „großen Bruder“ haben kann. In der Vergangenheit hat zumindest im deutschen Regierungsapparat eher das positive Bild dominiert: Amerika als der große, starke Bruder im Kreis der liberalen Demokratien. Aber das hat sich in den ersten vier Monaten unter Trump stark verändert. Die skeptische Sicht auf die USA dominiert, wenngleich die neue Bundesregierung weiterhin sehr transatlantisch eingestellt ist. Aber die Frage ist, was steckt dahinter? Ist es der Versuch, jetzt nur nicht den offenen Bruch zu provozieren, um Zeit zu gewinnen, sich auf die neuen Verhältnisse einzustellen? Oder ist es doch die Annahme, dass es in Amerika so schlimm dann doch nicht kommt?
Noch aber sind die USA die Schutzmacht. Doch es bröckelt.
Overhaus: Die Verbindungen zu Amerika – sicherheitspolitisch wie auch wirtschaftlich – sind weiterhin essenziell. Aber die Risse werden größer. Der Protektionismus hat zugenommen. Gleichzeitig sind die liberal-demokratischen Grundlagen der amerikanischen Sicherheits- und Außenpolitik brüchiger geworden. Somit geraten auch die Grundpfeiler des NATO-Bündnisses ins Wanken.
Das heißt, Sie sehen das NATO-Bündnis in ernsthafter Gefahr?
Overhaus: Also wenn Russland einen NATO-Staat angreifen sollte – wahrscheinlich wäre das eines der baltischen Länder – und die USA würden darauf nicht reagieren, dann wäre das sicherlich das Ende der NATO. Das ist aus heutiger Sicht aber sicherlich der Worst Case. Ich denke, man muss sich zumindest darauf vorbereiten. Einfach, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein.
Ist denn Europa durch den zweiten Trump-Schock endlich aus seinem Tiefschlaf aufgewacht?
Overhaus: Ja und nein – man ist zwar aus dem Tiefschlaf aufgewacht, schlummert aber immer noch. Der politische Druck ist da. Das hat ja dazu geführt, dass es jetzt viel mehr Bereitschaft und Willen gibt, Geld zu mobilisieren für Sicherheit und Verteidigung. Die Rede ist von bis zu 800 Milliarden Euro auf EU-Ebene insgesamt. Es gibt auch verstärkte Anstrengungen, mehr zu einer gemeinsamen europäischen Rüstung zu kommen,. Was bislang aber noch fehlt, in Deutschland und natürlich in anderen europäischen Ländern, ist einerseits die gesellschaftliche Akzeptanz dafür, dass das notwendig ist und der politische Wille, wirklich eigenständig Verantwortung zu übernehmen. Das kann sich aber möglicherweise noch entwickeln. Im Idealfall haben wir jetzt noch ein paar Jahre, um unsere Beziehungen zu Amerika grundlegend neu zu gestalten. In der Vergangenheit – insbesondere während der Präsidentschaft von Joe Biden – haben wir zu viel Zeit verplempert. Es wäre besser gewesen, wenn es gar nicht erst der Krise bedürft hätte, um diesen Handlungsdruck zu erkennen. Unter Druck zu handeln ist immer schlechter.
Welches sicherheitspolitische Szenario sehen Sie in Europa für die nächsten 10 bis 20 Jahre?
Overhaus: Es gibt zwei sicherheitspolitische Szenarien für Europa: Das positive wäre, dass tatsächlich große Schritte in Richtung einer gemeinsamen europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik gelingen. In den EU-Verträgen ist ja auch schon das perspektivische Ziel einer europäischen Verteidigungsunion angelegt. Das bedeutet im Idealfall eine Stärkung des europäischen Pfeilers in der NATO, wodurch die transatlantischen Beziehungen dauerhaft strukturell umgebaut würden. Das negative Szenario wäre, Europa verfiele eben doch wieder in Kleinstaaterei. In diesem Szenario würde der Rückzug der USA Europa spalten, was wir auch schon während der ersten Trump-Administration beobachten konnten. Wir Europäer würden dann letztendlich zerrieben zwischen Großmächten wie China, Indien und Russland.
Wie könnten neue Grundlagen für die transatlantische Beziehung aussehen?
Overhaus: Ich denke, man muss drei Dinge hinterfragen. Erstens, es ist nicht mehr notwendigerweise im wohlverstandenen Eigeninteresse Amerikas, sich dauerhaft politisch, wirtschaftlich, sicherheitspolitisch in Europa zu engagieren. Zweitens ist die sicherheitspolitische Abhängigkeit von den USA kein Naturgesetz. Mit politischem Willen ließe sich das ändern. Und drittens dürfen wir uns nicht der Illusion hingeben, dass wir das transatlantische Verhältnis einfach dadurch stabilisieren können, dass wir Washington einfach nur einen „besseren Deal“ anbieten. Zum Beispiel mehr Fracking-Gas kaufen und dann ist wieder alles in Ordnung. Das wird nicht mehr der Fall sein.
Könnte sich der US-Rechtspopulismus noch weiter radikalisieren?
Overhaus: Das wird auch von den Gegenbewegungen abhängen. Ob es vielleicht vielen Amerikanern doch zu bunt wird und sie sich gegen die Aushöhlung ihrer Demokratie wehren. Am Ende des Tages handelt Trump und ich würde sagen, ein Stück weit auch Vance, opportunistisch, man will ja weiterhin Wahlen gewinnen. Solange es eben auch noch kompetitive Wahlen gibt, schaut man schon darauf, was ankommt und was nicht. Und das hängt auch von der Entwicklung der weiteren wirtschaftlichen Lage ab. Wonach sich die Bürgerinnen und Bürger wirklich sehnen, ist wirtschaftliche Sicherheit und das Gefühl, dass sich die Dinge verbessern. Am Ende wird die entscheidende Frage sein, ob die Trump-Wähler zu dem Schluss kommen, dass ihr Präsident geliefert hat oder nicht.
Info: „Sicherheit ohne die USA?“ – Podiumsdiskussion mit Dr. Markus Kaim, Bundesministerium für Finanzen und Dr. Marco Overhaus, Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin & N.N.. Im Rahmen der Reihe „Kippmoment: Europa und die USA“ am Dienstag, den 03, Juni um 19 Uhr im KG I der Universität Freiburg | Hörsaal 1098. Buchtipp: Marco Overhaus: Big Brother Gone – Europa und das Ende der Pax Americana. 2025 (Frankfurter Allgemeine Buch). 256 Seiten. 24 Euro.