bz.medien-logo

Die Woche der Stille will Ruhe in einen beschleunigten Alltag bringen

Die Stille gemeinsam genießen – das ist bei manchen der vielen Angebote in der Woche der Stille möglich. Foto: pixabay.de

Die Woche der Stille vom 2. bis 9. November in Freiburg wartet mit einer Vielzahl an Angeboten rund um Ruhe und Entschleunigung auf: Wo und wie sie erlebt werden kann, berichtet Organisatorin Gabriele Hartlieb im Wochenbericht-Interview.

Was genau ist die Woche der Stille und wie kam die Idee auf?

Gabriele Hartlieb: Die „Woche der Stille in Freiburg“ ist ein offenes Mitmachprojekt mit über 100 Veranstaltungen, bei denen die Stille im Mittelpunkt steht und das es inzwischen seit 10 Jahren in Freiburg gibt. Dass sie sich in dieser Zeit so etabliert hat, mit minimalem Budget und einem fast komplett ehrenamtlich arbeitenden Steuerungsteam, darauf sind wir schon ein bisschen stolz. Inzwischen ist es eine große Community, die sich engagiert.


Wie wird die Woche praktiziert und welche Veranstaltungen gibt es?

Hartlieb: Stille ist weitaus vielfältiger, als man es sich vielleicht vorstellt – und in der Woche der Stille wird sie in Workshops, Vorträgen, Konzerten, Filmen, Meditationen, auch outdoor und online aus verschiedenen Perspektiven heraus erfahrbar. Das Programm ist eine Mischung aus Veranstaltungen, bei denen es zentral um Stille geht. Da gibt es ein großes spirituelles und religiöses Feld mit vielen Mediationsangeboten – christliche Kontemplation und Zen, Straßenexerzitien, angeleitete buddhistische Meditation, eine Stilleübung aus der islamischen Sufi-Tradition und die Mittagsbesinnung im Münster.

Stille ist längst ein Gesundheitsfaktor geworden. Musik und Klänge spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.

Gabriele Hartlieb ist Mitorganisatorin der Woche der Stille. Foto: Gabriele Hartlieb

Bei „The Citizen is present“ im ZO kann man die Erfahrung einer schweigenden Begegnung machen. Außerdem freut es mich, dass wir in diesem Jahr mit Eric Pfeifer jemanden im Programm haben, der die Stille auch wissenschaftlich erforscht hat. Sein Vortrag fragt danach, wie Stille wirkt.
Wir haben auch viel „bewegte Stille“ im Programm, mit dem Labyrinth im Stadtgarten, Stille und Tanz, oder dem Gehen im Schweigen vom Kanonenplatz nach St. Ottilien. In der Stadtbibliothek gibt es zudem einen Büchertisch, im Kommunalen Kino wird Wim Wenders Film „Das Salz der Erde“ gezeigt. Es ist also für jeden etwas dabei.

Wieso spricht das so viele Menschen an?

Hartlieb: Weil lebendige Stille zu innerer Ruhe beiträgt. Stille macht gelassener und orientierter. Stille hilft, Prioritäten zu setzen und Wichtiges von Zweitrangigem zu unterscheiden. Das ist eine ungeheure Ressource in einem beschleunigten Alltag und in unserer beunruhigten Welt. In einer Zeit, in der die Welt aus den Fugen zu gehen scheint und viel Angst da ist, öffnet Stille auch die Möglichkeit, einen Anker in sich selbst zu finden – ohne sich abzukapseln.

Stille macht aber auch aufmerksamer und genußfähiger, Stille fördert die Kreativität, gemeinsame Stille gibt Energie und sorgt für Verbundenheit – all das sind Erfahrungen, nach denen sich viele sehnen.

Wer ist die Zielgruppe?

Hartlieb: Alle, denen das Leben immer wieder zu laut, zu schnell, zu unruhig ist. Alle, die sich etwas Gutes tun wollen. Wer keine Ahnung hat, ob Stille etwas für ihn oder sie ist, aber neugierig geworden ist. Wer Ruhe sucht und Gemeinschaft. Alle, für die eine Achtsamkeitspraxis zum Alltag gehört, die Gemeinschaft mit anderen genießen und Lust haben, etwas Neues kennenzulernen. Ja, und alle, die bei sich selbst anfangen, wenn es darum geht, etwas zu verändern.

Die Woche der Stille findet statt vom 2. bis 9. November. Es handelt sich um ein Interreligiöses und in die Zivilgesellschaft offenes Projekt, das von den beiden Kirchen und Spenden getragen wird. Weitere Infos und das volle Programm unter www.stille-in-freiburg.de