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Wie der Garten insektenfreundlich wird

Schön und nützlich zugleich: Schmetterlinge freuen sich über ein reichhaltiges Nahrungsangebot auch auf dem Großstadtbalkon. Foto: Adobe Stock

Für die Natur sind Insekten ein wichtiger Bestandteil, doch wie viele andere Tiere auch leiden sie unter dem Klimawandel. Mit den häufiger werdenden Hitzesommern sind sie in ihrem Überleben immer mehr auf die Hilfe des Menschen angewiesen. NABU und BUND erklären, wie man Balkone und Gärten auch in Großstädten zur Insektenoase machen kann.

Insekten sind als Teil des Ökosystems große Leistungsträger: Rund 80 Prozent der Wild- und Nutzpflanzen werden von Insekten bestäubt, so Ulrike Gaberle vom NABU. Auch als Nahrungsquelle für Vögel oder
Reptilien kommt Insekten eine wichtige Funktion zu. Umso wichtiger ist es, sie zu schützen: Zum Beispiel, indem man Balkon und Garten insektenfreundlich gestaltet.

„Insekten profitieren am meisten von einheimischen Pflanzen mit reichhaltigem Pollenangebot“, so Mascha Klein vom Vorstand der BUND-Ortsgruppe. „Üppig gefüllte Blüten sind für das menschliche Auge zwar schön anzusehen, versperren durch die vielen Blütenblätter den Insekten aber den Zugang zu den Pollen“, so Klein. Wichtig sei außerdem, dass ein durchgängiges Blütenangebot vom frühen Frühjahr bis in den Herbst angepflanzt wird, so auch Ulrike Gaberle vom NABU.

Margeriten und Salbe statt Tulpen und Dahlien

Früh blühen zum Beispiel Schneeglöckchen und Krokusse, aber auch Narzissen. Gemüse wie Zwiebel- und Kohlpflanzen sollte man nicht ganz abernten, sondern gerne auch teilweise blühen lassen, so Gaberle. Sie empfiehlt außerdem Samenmischungen aus dem Fachhandel, die einen hübschen und wilden Anblick darstellen. Zu Stauden mit langer Blühdauer können Gärtnereien gut beraten.

Geranien und Petunien, aber auch Tulpen, gefüllte Dahlien oder Garten-Chrysanthemen bieten Insekten laut BUND-Mitglied Mascha Klein keine Nahrung. Gut geeignet sind hingegen Wiesenblumen wie Natternkopf, Witwenblume, Wiesenflockenblume, Margerite, Glockenblume und Borretsch. Gleich in mehrfacher Hinsicht nützlich sind Kapuzinerkressen und viele Salbeiarten: Sie bieten nicht nur Insekten, sondern auch den Menschen Nahrung. Besonders wichtig seien laut Ulrike Gaberle vom NABU Wild- und Honigbienen. Aber: „Grundsätzlich hat jedes Insekt seine besondere Funktion und ist Teil der Nahrungskette“, so Gaberle. Das bestätigt auch Mascha Klein: So können Wespen beim Picknick im Sommer zwar lästig werden, sind aber gleichzeitig wichtige Bestäuber.

Vernachlässigt werde laut Klein oft, dass 70 Prozent der Insekten nachtaktiv sind. Nächtliche Beleuchtung im Garten oder auf dem Balkon solle daher vermieden werden, so Mascha Klein. „Ein großer Teil des Artenschwundes geht auf Kosten der Lichtverschmutzung“, sagt sie. Auch wenn die Lichterkette oder die Bodenlämpchen solarbetrieben sind und damit keine Energiekosten verursachen, für nachtaktive Lebewesen sind sie tödlich. Lichterketten sollten daher vermieden oder nachts ausgeschaltet, Rollläden heruntergelassen werden.

Eine insektenfreundliche Bepflanzung ist auch auf dem Balkon möglich. Dieser kann, ebenso wie der Garten, auch um Totholzbestände erweitert werden, die Insekten ein Zuhause bieten. Hier gibt es gleich mehrere Möglichkeiten, die auch für das Auge einiges hermachen. „Schöne Wurzeln oder auch Äste oder den Blumentopf auf einen alten Baumstumpf stellen“, so Mascha Klein.

Auf diese „wilden Ecken“ legt auch Ulrike Gaberle wert: „Viele Insekten leben in der Erde. Daher ist es wichtig, den Balkon nicht im Herbst aufzuräumen, sondern die Blumentöpfe und Kübel belassen, im Frühjahr dann beobachten, was alles wieder zu Wachsen und Blühen beginnt.“

Gerade in den Städten, in denen es heiß und trocken werden kann, ist Wassermangel eine tödliche Gefahr für Insekten. Um da Abhilfe zu schaffen, kann auf dem Balkon eine offene Wasserstelle angeboten werden. Ein Stein oder ein Zweig darin ermögliche es den Insekten, auch wieder herauszukrabbeln, so Gaberle.