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Sommerhitze: Freiburger Mediziner gibt Tipps, wie man cool bleibt

Immer mehr statten die eigenen vier Wände mit Klimaanlagen aus: „Wichtig ist, die Temperatur nicht zu niedrig einzustellen – der Unterschied sollte moderat sein“, rät Hans-Jörg Busch von der Uniklinik Freiburg.Immer mehr statten die eigenen vier Wände mit Klimaanlagen aus: „Wichtig ist, die Temperatur nicht zu niedrig einzustellen – der Unterschied sollte moderat sein“, rät Hans-Jörg Busch von der Uniklinik Freiburg. Foto: Adobe Stock

Endlich Sommer: Viele genießen die heißen, sonnigen Tage. Die setzen manchen aber gesundheitlich auch ziemlich zu – in Freiburg und der Region soll es in den kommenden Tagen sommerlich warm bleiben. Laut Meteorologen bringt eine Hitzewelle mit Wüstenluft aus Afrika zum Siebenschläfer-Tag am 27. Juni bis zu 40 Grad in Deutschland. Tipps gegen den Hitzestress gibt Hans-Jörg Busch, ärztlicher Leiter des Universitäts-Notfallzentrums der Freiburger Uniklinik, im Gespräch mit Saskia Schuh.

Herr Busch, was passiert mit unserem Körper, wenn es tagelang 30 Grad und mehr hat und die Nächte tropisch sind?

Hans-Jörg Busch: Wir haben einen relativ hohen Verbrauch an Flüssigkeit, wenn wir lange schwitzen und dadurch auch stärker atmen – der Körper nutzt das Schwitzen ja, um sich runterzukühlen. Das Zweite ist die direkte Sonneneinstrahlung, wenn man zum Beispiel Sport im Freien macht oder im Freien arbeitet – das wird von vielen unterschätzt. Wenn es wirklich zu einem Hitzschlag kommt, dann kann das das Gehirn so schädigen, dass der Patient das Bewusstsein verliert. Im schlimmsten Fall kann dies zu einem Hirnödem oder Organversagen führen.

„Man sollte sich möglichst wenig in der prallen Sonne bewegen und beispielsweise den Sport eher in die Morgen- oder Abendstunden verlegen, wenn es kühler ist“, so Hans-Jörg Busch. Foto: Uniklinik Freiburg

Wem macht die Hitze besonders zu schaffen?

Busch: Besonders Kinder und Ältere sind gefährdet. Sie sind besonders hitzeempfindlich, weil ihre körpereigenen Mechanismen zur Temperaturregulierung weniger effektiv arbeiten als bei gesunden Erwachsenen. Wenn die Hitze tagelang anhält und die Nächte nicht unter 20 Grad abkühlen (sogenannte Tropennächte), kann das für den Körper sehr sehr belastend sein und es kann zu einem relevanten Flüssigkeitsdefizit kommen.

Wie kann man sich gegen die Hitze wappnen?

Busch: Ausreichend trinken ist wichtig. Zudem sollte man sich möglichst wenig in der prallen Sonne bewegen und beispielsweise den Sport eher in die Morgen- oder Abendstunden verlegen, wenn es kühler ist. Leichte und schützende Kleidung hilft die Sonneneinstrahlung zu vermindern und hat einen gewissen hitzeschützenden Effekt – und die Haut sollte gut mit Sonnenschutz eingecremt werden. Bei großer Hitze sollte man keinen Alkohol trinken. Bei diesen Temperaturen sollte frühzeitig auf Warnsymptome wie Schwindel, Übelkeit und Kopfweh geachtet werden.

Klimaanlagen – auch für die eigenen vier Wände boomen – ist das sinnvoll oder eine zusätzliche Belastung für den Körper?

Busch: Es ist natürlich sinnvoll, die Temperatur zu regulieren und nicht in überhitzten Räumen zu schlafen oder zu arbeiten. Allerdings lässt das Abkühlen durch die Klimaanlage die Schleimhäute austrocknen und man ist anfälliger für Infekte. Wichtig ist, die Temperatur nicht zu niedrig einzustellen – der Unterschied sollte moderat sein. Wenn draußen 30 Grad und mehr herrschen sind 19 Grad drinnen zu niedrig. Wenn man sich längere Zeit in stark klimatisierten Räumen aufgehalten hat und dann plötzlich in die Hitze geht, müssen sich die Blutgefäße schnell anpassen. Die durch die Kälte verengten Gefäße weiten sich rasch, was tatsächlich zu Schwindel oder Kreislaufproblemen führen kann.

Im Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe hat Freiburg die rote Karte bekommen, da die Stadt stark von großer Hitze betroffen ist – unter anderem aufgrund der hohen Oberflächentemperatur und der Versiegelung. Muss es Veränderungen in der Stadt geben – beispielsweise klimatisierte Hitzeschutzräume wie in Südeuropa?

Busch: Ja, ich glaube, das ist auf jeden Fall etwas, worauf wir uns besser vorbereiten müssen. Wir spüren ja selbst den Unterschied wenn man vom aufgeheizten Stadtkern in den kühlen Stadtwald oder hinauf auf den Schlossberg geht. Dort unter den Bäumen ist es einfach drei bis fünf Grad kühler. Ich denke, da müssen wir in der Planung und Bauentwicklung der Städte tatsächlich umdenken. Begrünte Fassaden oder Grünflächen können zu einem deutlich besseren Städteklima beitragen und helfen damit solche Hitzeepisoden für alle erträglicher zu gestalten.