Die Helfer vom ersten Gleis

Lokales

120 Jahre Bahnhofsmission Freiburg: Ein Ort zum Ankommen für alle – vom Reisenden bis zum Obdachlosen.

Für viele Menschen ist sie erster Anlaufpunkt des Tages. Hier bekommen sie einen heißen Kaffee, können sich nach kalten Nächten aufwärmen und finden Beratung und Hilfe. Seit 120 Jahren ist die Bahnhofsmission Freiburg Tröster, Helfer, Schutzraum. Am Wochenende feiert sie  großes Jubiläum.

 Bis zu 150 Menschen suchen zu Spitzenzeiten Hilfe bei der Bahnhofsmission Freiburg. „Die Nachfrage nach unserem Angebot hat in der vergangenen Zeit deutlich zugelegt“, so Sarah Gugel (Evangelische Stadtmission Freiburg e.V.), die gemeinsam mit Robert Klebes (IN VIA Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit in der Erzdiözese Freiburg e. V.) die Leitung der Einrichtung innehat. Der Ukraine-Krieg, Inflation und die Zunahme prekärer Lebensverhältnisse machen sich besonders schnell am Bahnhof bemerkbar. „Wir sind so etwas wie ein Seismograph für gesellschaftliche Veränderungen“, erklärt Sozialarbeiter Robert Klebes, der seit 1. April neu zum Team hinzugekommen ist. Manchmal aber auch ein Brennglas. An kaum einem anderen Ort in der Stadt treffen Tag für Tag so viele unterschiedliche Menschen und Bedürfnisse aufeinander.
Entstanden während  der Industrialisierung und zu  Zeiten der Landflucht Anfang des 20. Jahrhunderts, sind die Aufgaben der Bahnhofsmission nicht weniger geworden. Damals wie heute ist man erster Ansprechpartner für Gestrandete, Obdachlose, Menschen mit Suchtproblemen. Aber auch Anlaufstelle für Reisende mit ihren großen und kleinen Problemen.  
Rund 25 Ehrenamtliche  sorgen aktuell dafür, dass sich täglich die Türen zu den kleinen Räumlichkeiten am nördlichen Ende des Gleis 1 öffnen. Zwölf Stunden unter der Woche, jeweils vier am Samstag und Sonntag. „Vor allem am Wochenende, wenn viele andere Einrichtungen geschlossen haben, ist viel los an den Tischen der Bahnhofsmission“, so  Klebes. Auch wenn ein heißer Kaffee oder eine Scheibe Brot für den kleinen Hunger immer da sind, ist es eher die geistige Nahrung und Fürsorge, welche die Mitarbeiter der Bahnhofsmission bieten. Sie kennen die Institutionen und Ämter, die in den verschiedensten Situationen helfen können, nennen Ansprechpartner, fungieren als Wegweiser. Oft haben sie aber auch einfach nur ein offenes Ohr, bieten Gesellschaft für jene, die mehr an Einsamkeit denn an Hunger leiden. „Bei uns gibt es sowohl langjährige Besucher als auch täglich wechselnde“, verrät Gugel, „eine bunte Mischung“ – und der Grund, warum die studierte Religionspädagogin so gerne in der Bahnhofsmission arbeitet. 
Finanziert wird die Bahnhofsmission teilweise durch die beiden Träger sowie verschiedene Institutionen, die Räume werden von der Bahn gestellt. „Spenden machen einen großen Teil unseres Budgets aus“, sagt Klebes. Viele Dinge, so wie der kürzliche Umbau des Tresen, können nur dank großzügiger Hilfen von Unternehmen oder Privatpersonen gestemmt werden. Am kommenden Wochenende wird gefeiert: „und wir freuen uns, wenn sich viele Menschen unsere Arbeit einmal aus der Nähe anschauen“, so Gugel und Klebes.

Claudia Kleinhans

 

Infobox: 

Jubiläumsprogramm: Gottesdienst am 21. September um  16.30 Uhr im Hauptbahnhof (Untergeschoss).
Aktionstag am  23. September von  12 bis 16 Uhr im Untergeschoss des Bahnhofs  und in der Bahnhofsmission am nördlichen Ende von Gleis 1 mit Musik, darunter die HipHop-Band Zweierpasch und das Kiev Brass Quintet. Außerdem Infostand, Begegnung und Austausch, Kaffee und Kuchen.
Spendenkonto: Kontoinhaber: Bahnhofsmission Freiburg
IBAN: DE05 6805 0101 0012 6160 66, BIC: FRSPDE66XXX, Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau