Am 14. Februar 2023 soll ein 39-Jähriger im Drogenrausch seine 78-jährige Mutter in Freiburg brutal getötet haben: Erst schlug er mehrfach mit einer Bratpfanne auf sie ein, dann schnitt er ihr mit einem Brotmesser den Kopf ab, so der Vorwurf. Direkt davor soll der frühere Gastronom ein Drogenkraut konsumiert haben, obwohl er gewusst habe, dass dieses starke Psychosen auslösen könne, so die Staatsanwaltschaft. Am Dienstag begann der Prozess am Landgericht.
Die Tat, die am Dienstag vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts geschildert wurde und die sich am 14. Februar 2023 in einer Zweizimmerwohnung im gut situierten Freiburger Stadtteil Herdern ereignet haben soll, ist nichts für schwache Gemüter: Siebenmal soll Markus H. (Name von der Redaktion geändert) mit einer Bratpfanne auf seine Mutter in deren Wohnung eingeschlagen haben – „in Panik“, wie H. sagt, weil er sich sicher war, seine Mutter nur so vor den Fängen von Dämonen retten zu können. Seine Mutter habe nach dem ersten Schlag noch gerufen: „Nein, mach es nicht“, woraufhin er erwidert habe: „Ich muss das tun“, so der 39-Jährige vor Gericht. Dann griff er zu einem Brotmesser – und trennte damit den Kopf der nun bewusstlosen Mutter laut der Staatsanwaltschaft nahezu vollständig ab. „Ich habe das Messer genommen und so lange gesäbelt, bis ich sicher war, dass sie tot ist“, schildert H. die schreckliche Tat am ersten der vier Verhandlungstage im Sitzungssaal IV. Direkt danach habe er seinen Vater angerufen, zu dem er seit der Tat keinen Kontakt mehr habe, wie H. unter Tränen berichtet. Auch ihn habe er vor den Dämonen warnen wollen. Dann informierte er die Polizei. „Der richtige Rausch war beim Telefonat mit der Polizei vorbei“, so der Angeklagte.
Starke halluzinogene Wirkung
Denn getötet habe er die Mutter „in einem psychotischen Zustand“, so die Staatsanwälte. H. schildert selbst, dass er sich direkt vor dem Angriff in einem emotionalen Unruhezustand befunden habe. Am Folgetag habe er eigentlich einen Entgiftungstermin in einer Freiburger Klinik antreten wollen, um endlich seine Alkohol- und Drogenprobleme in den Griff zu bekommen. Auch der Termin für den Beginn einer Suchttherapie im selben Monat habe bereits festgestanden. Noch am Morgen der Tat hätten sein Bruder, sein Vater und seine Mutter auf ihn eingeredet, die Therapie früher anzutreten. Seine Unruhe glaubte er durch die Einnahme von Aztekensalbei lindern zu können – einem Rauschgift mit stark halluzinogener Wirkung, dessen Besitz seit 2008 in Deutschland strafbar ist. „Ich wollte auf keinen Fall zum Alkohol greifen, um meine Mutter nicht zu enttäuschen.“ Diese sei stolz gewesen, dass er seit einigen Tagen keinen Alkohol mehr getrunken habe. Seit er das Aztekensalbei geraucht habe. An diesem Nachmittag aber hatte H. bereits den zweiten Joint konsumiert. Weil das nichts gebracht habe, habe er sich dann die ganzen restlichen 0,3 Gramm des hochkonzentrierten Extrakts unter die Zunge gelegt – und der Dämonenwahn setzte ein. Ob er nicht im Internet gelesen habe, dass das Kraut Psychosen auslösen könne, will Staatsanwalt Matthias Rall von ihm wissen. „Nein, das habe ich nicht gelesen“, sagt H., der überzeugt gewesen sei, aufgrund seiner Erfahrungen mit LSD und Ecstasy den Rausch verhindern zu können.
Nun steht er vor den Trümmern seines Lebens. „Ich bin tief schockiert, was passiert ist“, sagt er. Der frühere Gastronom, der in Freiburg zwei Restaurants leitete, und nach einer Insolvenz Schulden in Höhe von 110.000 Euro anhäufte, sagt, er habe schon während seiner Lehre zur Flasche gegriffen – das habe ihm geholfen „runterzukommen“. Heute sagt er: „Ich bedaure sehr, dass ich nicht direkt nach der Ausbildung eine Therapie gemacht habe.“ Seit der Tat ist H. im Zentrum für Psychiatrie in Emmendingen untergebracht. Obwohl er seine Mutter im Zustand der Schuldunfähigkeit getötet habe, will die Staatsanwaltschaft erreichen, dass H. dauerhaft in ein psychiatrisches Krankenhaus kommt – weil er weiter für die Allgemeinheit gefährlich sei. Der Prozess wird am heutigen Mittwoch fortgesetzt.Matthias Joers