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Kleine Röstereien boomen: So hat sich die Kaffeelandschaft in Freiburg verändert

Neben klassischem Cappuccino ist mittlerweile auch der Flat White sehr gefragt. Foto: Stock.adobe.comNeben klassischem Cappuccino ist mittlerweile auch der Flat White sehr gefragt. Foto: Stock.adobe.com

Vor rund 20 Jahren wurde Starbucks mit Specialty Coffees auch in Freiburg zum Kult-Kaffeehaus. Mittlerweile haben zwei der drei Starbucks-Filialen in Freiburg geschlossen. Ein Blick auf die veränderte Kaffee-Landschaft. Die Starbucks-Filiale in der Kaiser-Joseph-Straße Ecke Nußmannstraße bleibt seit mehreren Wochen geschlossen. Am Eingang hängt ein Schild: „Unser Coffee House hat geschlossen“ und weist auf den geöffneten Starbucks am Hauptbahnhof hin. Starbucks selbst hat bisher keine Stellungnahme zur Schließung abgegeben.

Auch in Basel wurde im September die Starbucks-Filiale an der Schifflände geschlossen, in Zürich und in Österreich gab es ebenfalls Schließungen. Die einstige Starbucks-Filiale in der Kaiser-Joseph-Straße Ecke Humboldtstraße schloss bereits 2022. Es ist zu vermuten, dass die Schließungen mit dem Umbau der amerikanischen Kaffeehaus-Kette in Zusammenhang stehen.

Pluspunkt freies WIFI

Vor rund 20 Jahren, als Starbucks innerhalb weniger Jahre drei Filialen in Freiburg eröffnete, zahlten viele Kunden bereitwillig vier Euro für einen angesagten Specialty Coffee und konnten dafür in gemütlichen Sesseln mit damals noch nicht selbstverständlichem freien WLAN im Internet surfen. Kreationen mit Sirup wie Vanilla Latte, Caramel Macchiato und Cinnamon Roll Frappuccino waren vor allem bei Jugendlichen beliebt und machten Starbucks zur Kaffeeikone.

Philipp Weller, Mitbegründer und Inhaber der 2018 gegründeten Rösterei Günter Coffee Roasters, sagt, Starbucks habe zu den Anfängen durchaus mit seinen Kaffeevariationen eine Vorreiterrolle gespielt. „Vorher gab es eigentlich nur die Wahl zwischen Filterkaffee oder Espresso“. Auch Jörg Volkmann, Gründer und Inhaber der 2011 gegründeten Kaffeerösterei Elephant Beans, erinnert sich an die Anfangsjahre von Starbucks. Damals habe es in Freiburg nur eine traditionelle Kaffeerösterei gegeben. Erst 2011 seien die ersten Spezialitäten-Röstereien mit hochwertigen Kaffees oft aus Manufaktur-Produktionen hinzugekommen. Damit seien die Kaffeequalität und die Arbeit der Kaffeeproduzenten mehr in den Vordergrund gerückt. Inzwischen gebe es sicherlich zehn Kaffeeröstereien in Freiburg. Deutschlandweit hat sich die Zahl der Röstereien in den vergangenen 15 Jahren mehr als vervierfacht.

Während die Jahrtausendwende von Tiefstpreisen für Kaffee geprägt gewesen sei, die viele Kaffeebauern in den Ruin getrieben hätten, sei in den Jahren danach Kaffee zum Lifestyleprodukt geworden, sagt Volkmann. Heute spielten der direkte Handel mit den Kaffeeproduzenten und die Wertschöpfungskette für die Kunden eine große Rolle. Durch den Klimawandel schrumpften die Anbauflächen, die Preise für Kaffee seien dramatisch gestiegen. „Kaffee wird zunehmend zum Luxusprodukt“, so Volkmann. Kunden kauften bewusster, manchmal weniger, manchmal bewusst besonders hochwertige Sorten. „Als wir 2014 im Café Marcel angefangen haben, wollten wir mit helleren Kaffeeröstungen zeigen, wie unterschiedlich Kaffee schmecken kann“, sagt Weller. Auch Latte Art, kreativ verzierter Milchschaum, hätten damals nur wenige Cafés angeboten. Das besondere Kaffeeerlebnis suchen Kaffeetrinker heute eher in kleinen, individuell geführten Cafés und Röstereien mit hochwertigen Kaffeesorten. „Sozusagen als Gegenstück zur Massenware Kaffee“, sagt Weller. Wer hingegen einen Caramel Macchiato im Großformat sucht, kann auch hier mittlerweile unter mehreren Kaffeehaus-Ketten wählen.

Volkmann sieht den momentanen Kaffeetrend bei Getränken wie Cold Brew, kaffeebasierten Cocktails wie dem Espresso Martini und Kaffeespezialitäten mit pflanzlichen Milchalternativen. Aber auch entkoffeinierte Kaffees, die es heute in größerer Vielfalt und Qualität gebe, seien gefragt. Im Café Marcel im Stadtgarten machen Kaffeegetränke mit pflanzlichen Milchalternativen ebenfalls mittlerweile rund die Hälfte der Bestellungen aus. Sehr gefragt sei neben klassischem Cappuccino auch der Flat White, die australische Cappuccino-Variante mit einem doppelten Espresso, sagt Weller. Im Sommer werde Iced Latte oft bestellt, sogar öfter als Cappuccino. In Zukunft könnten jedoch Mischgetränke mit Kaffee, bei denen der Kaffeegeschmack nicht im Vordergrund stehe, wieder populärer werden. „Die sind im asiatischen Raum gerade sehr angesagt“, so Weller.