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In Freiburg sind Oktoberfeste so beliebt wie nie

Oktoberfest Europa-ParkOktoberfeste, so wie hier im Europa-Park, erfreuen sich großer Beliebtheit. Bei der Auswahl ihrer Outfits achten die Besucher auf jedes Detail und lassen sich das auch etwas kosten. Foto Europa-Park

Freiburg bereitet sich auf die Wiesn-Saison vor. Gleich mehrere große Oktoberfeste in und um Freiburg gibt es auch in diesem Jahr. Trachtenausstatter berichten von einer erhöhten Nachfrage nach dem perfekten Outfit. Warum die bayrisch angehauchten Partys auch bei uns so beliebt sind, erklärt ein Freiburger Soziologe.

Wer zünftig feiern will, wird auch in diesem Jahr in Freiburg fündig: Bei der Ganter Brauerei findet vom 25. September bis 4. Oktober das 11. Ganter-Oktoberfest statt. Und zur Freiburger Herbstmess’ kehrt an vier Abenden das Badische Oktoberfest mit bis zu 10.000 Gästen auf die Messe zurück (mehr dazu auf Seite 6). Auch der Europa-Park in Rust lädt an fünf Abenden wieder zum großen Oktoberfest in der Europa-Park Arena.

„Es wird von Jahr zu Jahr mehr“

Wie beliebt die badisch angehauchten Wiesn-Feste in unserer Region sind, weiß Sarah Goldschmidt. Die Marketingverantwortliche von Goldschmidt Trachten in Kirchzarten bei Freiburg berichtet von einer großen Nachfrage. „Das ist schon extrem. Und es wird von Jahr zu Jahr mehr“, sagt sie. Besonders auffällig sei, dass sich die Menschen immer mehr mit den Details ihres Wiesn-Outfits beschäftigen würden. Möglichst originalgetreu müssten diese inzwischen sein. „Während früher sehr kurze Dirndl mit Schnürung beliebt gewesen sind, sind inzwischen längere Modelle ohne Schnürung gefragt“, sagt sie. Und die Herren wählen zur Lederhose ein weißes Hemd und eine passende Weste dazu. Vornehmlich jüngere Menschen zählten zu den Kunden, die sich ihr Outfits etwas kosten lassen. Während vor einigen Jahren ein Dirndl für 100 Euro als teuer empfunden wurde, werden inzwischen Preise von 500 bis 600 Euro gezahlt. „Vor allem bei den Männern ist die Bereitschaft, mehr Geld auszugeben, größer geworden“, sagt Goldschmidt.

Die unterschiedlichsten Trachten-Styles hat in Freiburg auch Breuninger im Sortiment. „Tracht ist mehr als Mode, sie ist ein Lebensgefühl, tief verwurzelt in Tradition und Heimat“, sagt Breuninger-Geschäftsführer David Lehr. „Es geht nicht um kurzfristige Trends sondern um etwas, das bleibt und sich gut anfühlt.“ In dieser Saison seien bei den Damen kräftige, aquatische Farben wie blau-grün und monochrome Looks angesagt sowie oft hochgeschlossene Dirndlblusen mit Puffärmeln. Für die Herren gibt es moderne Schnitte, sowie klare Formen und Farben, wie zum Beispiel oliv-dunkelblau, kombiniert mit lässigen Hemden, so David Lehr.

Der Freiburger Pop-Soziologe Sacha Szabo hat das Phänomen Oktoberfest wissenschaftlich untersucht und darüber ein Buch verfasst („Außeralltägliche Welten“). „Feste ganz allgemein haben die Funktion, dass sich eine Gemeinschaft ihrer Identität versichert. Das trifft auf das Oktoberfest zu, genauso aber auch auf das St. Georgener Weinfest“, sagt er. Dabei habe sich das Oktoberfest trotz seines bayrischen Ursprungs zu einem Botschafter „typisch“ deutscher Kultur entwickelt: „Eine Kultur, die ganz anders wirkt, als das gewohnte Bild Deutschlands. Geselliger, gemütlicher und auch etwas anarchischer.“

Genau dieses spezielle Gefühl macht die Feste so beliebt, und das auch in unserer Region: „Was diese Feste so attraktiv macht, ist das Erlebnis der Gemeinschaft. Das einzelne Individuum verschmilzt schunkelnd und singend mit seinen Tischnachbarn zu einer ekstatischen Feiermasse und der Alkohol ist dabei der soziale Kitt, der alles miteinander verbindet und zusammenhält“, sagt Szabo.