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Wie sich der Handel in der Freiburger Innenstadt wandelt

Massiver Kostendruck, Leerstände und Frequenzverluste: Die Probleme, vor denen der Handel in der Innenstadt steht, sind vielfältig. Wie könnte sich die Freiburger Innenstadt in den nächsten Jahren entwickeln? Die Ideen dafür sind vielfältig, erste Arbeiten sind bereits im Gange.

Freiburg gilt als eine der schönsten Städte weltweit – zuletzt wählte der Lonely Planet die Schwarzwaldmetropole im Jahr 2022 auf Platz drei hinter Auckland und Taipeh. Trotzdem kämpfen Einzelhändler in der Innenstadt mit Frequenzverlusten, sagt Lena Sutter-Kiefer, Vorstandsvorsitzende des Bündnis z’Friburg in der Stadt e.V. „Die Innenstadt müsste an den ein oder anderen Ecken attraktiver gestaltet werden“, so Sutter-Kiefer.
Aus diesem Grund ist eine Sanierung der Rathausgasse geplant. „Wir erhoffen uns eine erhebliche Steigerung der Attraktivität“, so Sutter-Kiefer, die sich eine Rathausgasse mit der Qualität eines „Postkartenmotives“ wünscht. „Das wird ein enormer Kraftakt für die betroffenen Händler und Gastronomen“, weiß sie. 

Ideen gegen Leerstand

Die FWTM versucht unterdessen, mit Pop-Up-Stores dem Leerstand entgegenzuwirken: Die Läden setzten „positive Impulse“, so die FWTM in einer Pressemitteilung. Regionale Labels bekämen so die Chance, ihre Produkte in einem temporären Ladengeschäft zu erproben. Dadurch würde der Bekanntheitsgrad der Marke gesteigert. Doch auch die Nutzerinnen und Nutzer der Pop-Up-Stores würden dadurch Erfahrung sammeln: Fünf ehemalige Nutzer haben sich zur Anmietung eines Geschäftes in der Innenstadt entschieden. Auf diesem Wege eröffnete Anfang März Vanessa Carrubba ihr gleichnamiges Geschäft in der Konviktstraße. Am 23. März startet Karl Sütterlin mit „Colorful Neighbourhood“ in der Konviktstraße 27.

Auch Lena-Sutter-Kiefer bezeichnet die Stores als „spannende Sache“. Problematisch sei hier oft die Umsetzung, da die Vermieter leerstehender Flächen darauf hoffen, diese bald wieder zu vermieten. Daher wollen viele nicht mit viel Vorlauf oder zu langfristig an Pop-Up-Stores vermieten. Die Kurzfristigkeit mache es Organisatoren und Ladenbesitzern trotz Förderprogrammen und Unterstützung seitens der FWTM schwer, ein Konzept umzusetzen, so Sutter-Kiefer.

Probleme sieht die Vorstandsvorsitzende auch bei der Erreichbarkeit der Innenstadt: Kunden aus dem Freiburger Umland werden nicht nur von vielen Baustellen abgeschreckt, sondern auch von Zugausfällen und Streiks. Hier könnte sich Sutter-Kiefer ein größeres Park-and-Ride-Angebot vorstellen. Für Kunden, die weiterhin mit dem Auto in die Innenstadt fahren, könnte eine „Happy Hour“ in den Parkhäusern auch frequenzschwache Zeiten attraktiv machen.

Immer häufiger werden Händler auch Opfer von Ladendiebstählen, auch Belagerungen und Bettler organisierter Banden würden zum Problem, sagt Sutter-Kiefer. „Der Freiburger Gemeindevollzugsdienst müsste wieder gestärkt werden und mehr Präsenz in der Innenstadt zeigen“, sagt sie. Hier seien massiv Gelder gestrichen worden, obwohl sich
die Probleme in der Innenstadt verschärft hätten.

Aktionen statt Amazon

Um weiterhin Menschen in die Innenstadt zu locken, setzt das Bündnis  z’Friburg in der Stadt e. V. schon lange auf Aktionen: Seit zwei Jahren gibt es erfolgreiche Fashion Festivals, dieses Jahr soll es wiederholt werden. „Die Planung läuft auf Hochtouren“, sagt Lena Sutter-Kiefer. Eine Attraktion ist auch der Samstag mit kostenfreiem ÖPNV, der dieses Jahr wiederholt werden soll.

Die Konkurrenz durch Amazon und Co. ist auch für Freiburger Gewerbetreibende nicht von der Hand zu weisen: Der Freiburger Gutschein, der in 50 Geschäften erworben werden kann, soll Alternativen bieten, so Sutter-Kiefer. Auch die Vorteile des stationären Einzelhandels sieht sie ganz klar: „Unsere Kunden  haben die Möglichkeit sich in Ruhe die schönen Produkte anzuschauen, in die Hand zu nehmen, fühlen, schmecken riechen – mit allen Sinnen zu erleben.“ Neue Konzepte, Produkte abseits des Mainstreams und kleine Events seien ebenfalls ein Vorteil der ansässigen Händler. 

Für die Zukunft wünscht sich Lena Sutter-Kiefer „eine attraktive Innenstadt mit qualitativ guten Betrieben“ und ein tolles  Einkaufserlebnis für die Kunden. Dafür stelle man sich professioneller auf und vernetzt sich mit Gastronomen, Dienstleistern, Immobilienbesitzern und Kulturbetrieben. Positive Nachrichten gibt es jedoch schon jetzt: Laut BZ schreiben beide Galeria Kaufhof Filialen tiefschwarze Zahlen.  Die Geschäftsführer hoffen, beide Filialen erhalten zu können.