Seit Anfang März hat die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH FWTM wieder zwei Chefs: Jens Mohrmann (48) hat die vakante Position als zweiter Geschäftsführer der städtischen Tochtergesellschaft neben Hanna Böhme übernommen. Wer ist der Neuling und was hat er vor?
Zuvor war Mohrmann in Fellbach bei Stuttgart zunächst Wirtschaftsförderer und später Geschäftsführer der dortigen Event und Location GmbH. Damit war er – wie nun auch in Freiburg – verantwortlich für das Messe-, Kongress- und Veranstaltungswesen. „Ich bin total gut hier angekommen“, sagt der zweifache Familienvater, der Diplom-Verwaltungswirt ist und Betriebswirtschaftslehre studiert hat und auf ein Vierteljahrhundert Berufserfahrung im öffentlichen Dienst zurückblicken kann.
Neugierig und offen seien ihm die Freiburger begegnet, der Menschenschlag sei spürbar anders als in der Stuttgarter Gegend, so Mohrmann im Gespräch mit unserer Redaktion. Seit er sich für den Wechsel an die Dreisam entschieden habe, sei ihm aufgefallen, wie positiv Freiburg überall wahrgenommen werde: „Es findet sich eigentlich immer irgendein positiver Punkt, den die Menschen mit Freiburg verbinden. Und ich weiß gar nicht, ob sich die Freiburger dessen selbst bewusst sind.“ Für seinen Job jedenfalls sei das ein großer Vorteil, ist Mohrmann überzeugt. Derzeit führe er viele Gespräche, zum Beispiel mit Kammern und Verbänden, über mögliche gemeinsame neue Projekte. „Mir platzt fast ein bisschen der Kopf, so viel Neues und so viele gute Ideen gibt es da!“ Seine Kollegin in der Geschäftsführung, Hanna Böhme, nehme ihn zu vielen Terminen mit: „Ich glaube, es gibt niemanden in dieser Stadt, den sie nicht kennt!“

Mohrmann hat die Messe Freiburg zu keinem leichten Zeitpunkt übernommen: In den letzten Jahren gingen einige Eigenveranstaltungen verloren, 2023 löste die Stadt den Vertrag mit Mohrmanns Vorgänger auf. Dazu kommt: die Wirtschafts- und Messewelt befindet sich im Strukturwandel. Corona sei da „wie ein Brandbeschleuniger“ gewesen, sagt Mohrmann. Aber nicht nur: „Es ist klar, wir könnten hier mehr Geschäft auf der Messe haben.“ Das wolle er anpacken. Immerhin sei Freiburg als Innovations- und Wissensstandort derzeit weniger stark vom Strukturwandel betroffen als andere, industrieller geprägte Regionen.
In Freiburg ist Jens Mohrmann neben der Messe auch für das Veranstaltungsgeschäft im Konzerthaus und im Historischen Kaufhaus in der Altstadt zuständig. Diese Standorte gelte es im Blick zu behalten, wenn man über neue, zukunftsfähige Veranstaltungskonzepte spreche. Beim Thema Publikumsveranstaltungen sehe er vor allem Potenziale für Spezialmessen für Endverbraucher – wie die kommende „Spezi“-Messe für Spezialfahrräder – oder für eine behutsame Weiterentwicklung des Erfolgskonzepts der Genießermesse Plaza Culinaria, die seit 2004 in Freiburg ein Publikumsmagnet ist. Eine allgemeine Fahrrad- oder Automesse hingegen wäre aus seiner Sicht zu langweilig. Die Zeit für solche „Breitbandveranstaltungen“ sei ähnlich schwierig wie die Lage der Kaufhäuser, die alles im Angebot haben. Das sei letztlich auch wirtschaftlich uninteressant, so der Messechef, denn das Internet habe hier mittlerweile viel Marktmacht.
Neustart voraus
Im Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen sieht Mohrmann die Messe Freiburg vor einem konzeptionellen Neustart: „Früher haben wir Messen mit Kongressen gemacht. Wir wollen das eigentlich umdrehen: Wir wollen Kongresse mit Messen machen.“ Er komme ja selbst aus dem Kongressgeschäft, erklärt Mohrmann: „Und da war immer das Problem, dass nicht genug Fläche vorhanden war für die begleitende Ausstellung. Hier in Freiburg haben wir diese Fläche!“ Und das wolle er nutzen, auch wenn es für konkrete neue Konzepte nach einem Vierteljahr in der Stadt natürlich noch recht früh sei: „Das ist kein Sprint, wir reden hier von einem Marathon! Aber ich bin zuversichtlich, dass das hier richtig gut wird.“
Bewährte Konzepte am Standort – darunter auch gelegentlich große Open-Air-Events auf dem Messegelände mit Stars wie Iron Maiden oder den Toten Hosen – wolle er beibehalten. Man müsse „austarieren“ und erklären können, was den Standort Freiburg voranbringe. Die Stadt sei mit ihrem Mix aus Großstadt-Flair und historischen Orten wie dem Münsterplatz und dem Münster eine „touristische Marke, die knallt“. Alles, was er und das Team der FWTM tun, müsse eben auf diese Marke „einzahlen“ und helfen, die Stadt nach vorn zu bringen.
Autor: Bernd Peters