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Europas erster Radweg mit Solardach steht in Freiburg

Radweg mit Solarüberdachung in FreiburgVisionär: Der neue Radweg an der Messe Freiburg soll nicht der letzte seiner Art bleiben. Foto: Joers

Ein innerstädtischer Radweg, überdacht mit 900 Solarmodulen – ein solches, bundesweit einmaliges Projekt, beschert der Stadt Freiburg seit Wochen viel Aufmerksamkeit. In der vergangenen Woche wurde der 300 Meter lange Radweg an der Messe offiziell eröffnet. Die Frage ist: Wozu all das?

Für die Stadt Freiburg, die bis zum Jahr 2035 klimaneutral sein möchte, steckt hinter dem neuen Radweg viel mehr als nur Prestige. „Es geht darum, über solche Dinge nicht nur zu sprechen, sondern sie auch in die Tat umzusetzen“, sagt Oberbürgermeister Martin Horn im Rahmen der Eröffnung des Radwegs.

Noch ist das Projekt zu teuer

Denn was als Idee reichlich simpel klingt – eine Photovoltaikanlage über einen Radweg zu bauen – war in der Umsetzung weitaus komplexer als ein Laie vermuten mag. Das galt vor allem für die notwendigen Genehmigungen: „Die Konstruktion befindet sich auf einer Verkehrsfläche, da gelten andere Rahmenbedingungen als auf einer Freifläche“, sagt Klaus Preiser, Chef der Badenova-Tochter Wärmeplus.

Mit dem Endergebnis ist die Badenova als beteiligter Projektpartner sehr zufrieden – und zugleich der Überzeugung, dass es nicht das letzte Projekt dieser Art in Freiburg bleiben wird.

„Die Idee ist absolut reproduzierbar und alltagstauglich. Und jetzt, wo wir wissen, wie es geht und worauf wir achten müssen, wird es beim nächsten Mal auch deutlich günstiger werden“, sagt Badenova-Vorstand Heinz-Werner Hölscher. Zur Hälfte wurde das rund eine Million Euro teure Projekt aus dem Klimaschutzfond der Stadt Freiburg finanziert.

Als mögliche Einsatzflächen in Zukunft nennt Hölscher neben Radwegen zum Beispiel auch Parkflächen in Freiburg, wie zum Beispiel die Park-Ride-Parkplätze. Bis 2030 sollen in Freiburg 100 Gigawattstunden Strom aus erneuerbaren Energien stammen. Um das zu erreichen, brauche „es ganz viele Bausteine“, so Hölscher.

Neben Windkraft-Anlagen im Schwarzwald seien das Photovoltaikanlagen (PV) auf Industrieanlagen, auf Freiflächen oder auch Agri-PV-Anlagen. „Auch da sind wir an einem Projekt dran, um zum Beispiel im Weinbau Flächen doppelt zu nutzen.“ Der Radweg sei genau solch ein Projekt. „Versiegelte Flächen doppelt nutzen, da müssen wir gemeinsam hin“, sagt Hölscher.

Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn, unterwegs auf dem neuen Solardach-Radweg. Foto: Joers

Dass die in Freiburg umgesetzte Idee eines Solardach-Radwegs kein Luftschloss ist, zeigt die Nachfrage. „Wir haben Anfragen für vier bis fünf Kilometer aus Städten in ganz Deutschland, die so einen Radweg bauen möchten“, sagt Alexander Koller, Chef der Freiburger Firma Clickon, die das Trägersystem für den Radweg entworfen hat. Bisher habe die Firma vor allem mit Solarüberdachungen von Parkplätzen Erfahrungen gesammelt – doch auch Koller hält die Radweg-Idee für absolut zukunftsfähig.

Klar ist: Die bis zu 240.000 kWh Strom aus der Radweganlange, die zu Forschungszwecken an das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE fließen werden, können nur ein Anfang sein. „Der Radweg ist kein Gamechanger im Kampf gegen die Klimaerwärmung. Die Kosten-Nutzen-Rechnung ist noch überschaubar – aber es ist der erste Solardachradweg in Europa“, sagt Oberbürgermeister Martin Horn.

Zu der Tatkraft, die dieses Projekt allen Beteiligten abverlangte, passt auch die Geschichte, wie die Idee überhaupt entstand: Auf einer Südkorea-Reise zu Freiburgs Partnerstadt Suwon konnte Klaus von Zahn, Umweltamtsleiter der Stadt, ein ähnliches Projekt bestaunen – den mehr als 30 Kilometer langen Solardachradweg zwischen Daejon und Sejong. Von Zahn, der zu der Zeit in einem Bus saß, ließ diesen kurzerhand stoppen, stieg aus und schaute sich den Radweg näher an. Das Ende dieser Geschichte lässt sich nun an der Messe Freiburg bestaunen.