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Die „eierlegende Wollmilchsau“ am Bahnhof hilft Menschen in allen Lebenslagen

Robert Klebes (links) und Sarah Gugel (2. von links) mit ihrem Team. Foto: Enya Steinbrecher

Als erste Anlaufstelle für Probleme aller Art steht die Bahnhofsmission Freiburg 365 Tage im Jahr zur Verfügung. Neben der Kälte treibt auch die Inflation die Menschen immer häufiger zur Bahnhofsmission – und diese kämpft mit kleinen Räumlichkeiten darum, dem Andrang gerecht zu werden.

Ob Reisehilfen, ein warmer Platz zum Aufwärmen oder Hilfe in psychischen Krisen: Die ehrenamtlichen Mitarbeitenden von Robert Klebes und Sarah Gugel in der Bahnhofsmission haben für alle ein offenes Ohr. „Wir sind wirklich die eierlegende Wollmilchsau“, so Gugel. Seit 1903 steht die Bahnhofsmission in Freiburg Bedürftigen, Ortsfremden und gestrandeten Menschen zur Seite.

Durch Corona habe sich einiges verändert, so Robert Klebes: „Die Menschen mussten sich zu uns umorientieren, weil alles andere zu hatte.“ Generell steige die Nachfrage nach Lebensmitteln – nicht nur bei Wohnungslosen. Generell mache man keinen Background-Check, so Klebes. Zu den Menschen, die zu ihnen kommen, gehören Menschen, die nichts mehr als die Kleider, die sie am Leib tragen, haben, aber auch Menschen in Grundsicherung oder mit nur kleiner Rente. „Wir kümmern uns um alles“, so Klebes. Der Großteil der Gäste sei jedoch entweder obdachlos, psychisch krank oder von Suchterkrankung betroffen. Trotzdem legen Robert Klebes und Sarah Gugel wert darauf, für Menschen in der Mitte der Gesellschaft offen zu stehen. „Bei uns sollen sich alle wohl fühlen“, so Sarah Gugel. Wichtig ist dafür auch soziale Verträglichkeit: „Wir sind ein Schutz- und Ruheraum und müssen daher abwägen“, sagt Gugel.

Hohe Nachfrage verzeichnet die Bahnhofsmission auch bei ihrer Digitalberatung. „Das ist eine neue Form der Ausgrenzung, die auch bis in die Mitte der Gesellschaft geht“, sagt Klebes. Reisedienste hingegen würden seltener werden.

Dieses Jahr sei es – auch in anderen Einrichtungen – im Sommer sehr voll gewesen. Zu Herausforderungen führt das vor allem wegen des kleinen Gastraums – der Platz fehlt. „Da müssen wir uns konzeptionell etwas überlegen“, so Sarah Gugel. Der Aufenthaltsplatz für Suchtkranke an der Stefan-Meier-Straße habe die Situation zugespitzt, denn die Bahnhofsmission ist nun die nächstgelegene Hilfeeinrichtung. Viele der Nutzer kämen zudem mit der Bahn. „Der Radius dieser Leute ist oft überschaubar“, weiß Gugel. Die Bahnhofsmission in evangelischer und katholischer Trägerschaft ist die einzige Hilfeeinrichtung, die auch Wochenende und den Feiertagen offen hat und unter der Woche Öffnungszeiten von 12 Stunden abdeckt.

Möglich macht das vor allem das Engagement der Ehrenamtlichen. Doch auch über die Unterstützung aus der Bevölkerung sind Klebes und Gugel froh: Derzeit läuft die Aktion „Wärme für Freiburg“, bei der in Kooperation mit Adventure Company Schlafsäcke, Jacken und Rucksäcke gekauft und gegen eine Spendenquittung gesammelt an die Bahnhofsmission gespendet werden können. „Bei der praktischen, ganz konkreten Hilfe gibt es ein hohes Engagement“, so Klebes. Für ihre 35 Ehrenamtlichen wünschen sie sich trotzdem mehr Anerkennung. Diese würden ein großes Maß an Zeit und Engagement investieren, so auch Gugel.

Jetzt in der Vorweihnachtszeit möchte das Team Besinnlichkeit in das Leben derer bringen, die sonst vielleicht keine Möglichkeit dazu haben: Dazu gehören neben einem einladenden, geschmückten Gastraum auch Adventslesungen bei Tee und Plätzchen – immer eine Stunde vor Ende der Öffnungszeiten. Zwischen den Jahren, wenn andere Hilfseinrichtungen zu haben, sei es oft besonders schwierig – die Menschen würden sich gerade dann über etwas Freundlichkeit freuen. „Hilfsbereitschaft hört nicht an Heiligabend auf“, so Robert Klebes.

Wer helfen möchte, kann derzeit im adco (Adventure Company) in der Wilhelmstraße 3, Outdoor-Equipment kaufen und dieses dort direkt vor Ort an die Bahnhofsmission spenden. Die Aktion läuft noch bis Januar.