Geht am Dorfbrunnen im Stadtteil Haslach eine ehemals gut harmonierende Nachbarschaft gerade den Bach runter? Zumindest kann man den Eindruck gewinnen, wenn man dieser Tage den kleinen Platz im Zentrum von Haslach aufsucht. Die Anwohner wollen die Situation nicht länger hinnehmen.
Ab zirka 10 Uhr morgens trudeln nach und nach verwaist aussehende Männer mit unübersehbarer Suchtproblematik ein. Spricht man mit Passanten auf der Straße, hört man nur Unmut. Die Situation sei untragbar, Frauen fühlten sich hier nicht mehr sicher, Kinder reagierten verängstigt.
Tatsächlich gibt es hier fast wöchentlich Polizeieinsätze, weil die Situation mal wieder eskaliert: Es gibt vulgärste Pöbeleien, offenen Drogenkonsum, wüste Schlägereien, Wildpinkeln und Vermüllung. Vor Kurzem eskalierte die Situation komplett, als zwei Männer im Rauschzustand ihre Genitalien entblößten – in Gegenwart von Kindern. Ein Vater sah rot und schlug zu. Anwohner meiden den Platz, Eltern lassen ihre Kinder nicht mehr alleine nach Hause laufen, aus Sorge, dass am Platz etwas passieren könnte. Kurzum: Die Situation ist untragbar geworden.
Ein besonders Leidtragender ist Stefan Wunderle, der den Kiosk am Dorfbrunnen betreibt. Weil immer mehr Kunden durch die Situation abgeschreckt werden, fürchtet er massiv um seine Existenz. „Wir kämpfen wirtschaftlich um unser Überleben. Es gibt Tage, da eskaliert es hier so sehr, dass ich mehrfach die Polizei rufen muss“, berichtet er. Gleichzeitig bittet er die Haslacher um Solidarität für seinen Kiosk.
Zusätzlich hat Wunderle eine Unterschriftenaktion gestartet. „In drei Tagen haben über 500 Leute unterschrieben“, sagt er. Die Liste ging an die Stadt, die signalisiert habe, an einer Lösung mitzuarbeiten. Auch der Bürgerverein, der Kommunale Ordnungsdienst und die Polizei seien mit im Boot. „Wir müssen und wollen das gemeinsam lösen. Das Ziel muss es sein, hier ein neues Konzept zu erarbeiten, um die Situation nachhaltig zu entschärfen, damit sich auch Familien wieder wohlfühlen“, sagt Wunderle. „Der Dorfbrunnen sollte ein Ort sein, an dem sich die Menschen in Haslach wohlfühlen.“
So lange, bis ein Konzept steht, wollten offenbar unbekannte Anwohner nicht warten: Sie entfernten über Nacht die Sitzgelegenheiten rund um einen Baum. Seither sei es tatsächlich etwas ruhiger geworden, sagt Wunderle. Überwiegend, so der Kioskbetreiber, kämen die Unruhestifter aus dem Stadtteil selbst. Es seien Menschen mit starker Suchtproblematik – auch harte, aggressiv machende Drogen wie Crack würden konsumiert. Ab 17 Uhr habe er deswegen einen Securitydienst angestellt, auch um seine Kunden und Mitarbeiter zu schützen. Die Polizei appelliert derweil, jegliche Art von Belästigungen und sonstigen inakzeptablen Vorgängen unverzüglich zu melden.