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Der Arbeitgeber als Vermieter – mehr Mitarbeiterwohnungen für Freiburg?

Spatenstich der FSB in der Sulzburger Straße 1bSpatenstich der Freiburger Stadtbau in der Sulzburger Straße. Bis 2027 sollen hier 40 neue Wohnungen entstehen, die zum Teil auch Unternehmen zum Kauf angeboten werden. Foto: Thomas Kunz

Das alarmierende Ergebnis einer Umfrage der IHK Südlicher Oberrhein legte den Finger vor kurzem in die Wunde: Dreiviertel der Betriebe am südlichen Oberrhein sehen in der Wohnungsnot einen gravierenden Standortnachteil. An der Studie war auch die Freiburger Stadtbau beteiligt, die nun erstmals eines ihrer Bauprojekte mit Mitarbeiterwohnungen verknüpft.

Alwin Wagner kennt das Problem aus eigener Erfahrung nur allzu gut. „Wir haben selbst schon erleben müssen, dass wir Beschäftigte verloren haben, weil sie in der Region keine Wohnung finden konnten“, sagt der Stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer. Wie „alarmierend“ (Wagner) die Situation ist, zeigt aber erst die jüngste Standortumfrage, die die IHK gemeinsam mit der Freiburger Stadtbau erstellt hat. Dort gaben 75 Prozent der Unternehmen an, dass sie durch die Wohnungsnot in Zukunft Nachteile bei der ohnehin schon schwierigen Suche nach Fachkräften befürchten. „Die Verfügbarkeit von Wohnraum zählt heute zu einem der wichtigsten Standortfaktoren für Arbeitgeber“, heißt es auch in einem Grundsatzpapier der baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern.

Faire Mieten für Angestellte

Bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Freiburger Stadtbau (FSB) stieß das Papier auf offene Ohren. Am Montag erfolgte in der Sulzburger Straße in Weingarten der Spatenstich für 40 neue Wohnungen in einem achtgeschossigen, kristallförmigen Gebäude. Der Clou: Ein Teil der Wohnungen in diesem und einem geplanten, baugleichen Komplex in der Bugginger Straße möchte die FSB an Unternehmen vor Ort verkaufen, damit diese sie Mitarbeitern auf Wohnungssuche zu Verfügung stellen können. „Wenn Unternehmen in Wohnraum investieren und in steuerlich intelligenten Modellen an Mitarbeitende vermieten, dann profitieren alle davon“, sagt Matthias Müller, technische Geschäftsführer der Stadtbau. Denn die Vermietung von Wohnraum an Angestellte bringt für Unternehmen steuerliche Vorteile mit sich. Nicht nur in Weingarten West will die FSB solche Mitarbeiterwohnungen zum Kauf anbieten, sondern auch in den Stadtbauwohnungen, die im Metzgergrün im Stühlinger oder im Uffhauser Karree in Haslach entstehen. Freiburgs Finanzbürgermeister Stefan Breiter sieht darin „ein großartiges Angebot unserer FSB für Unternehmen in Stadt und Region“.

Der Trend zu Mitarbeiterwohnungen kommt also ins Rollen. In Freiburg machte kürzlich die Uniklinik Schlagzeilen, die selbstfinanziert für 125 Millionen Euro mehr als 740 Wohnungen im Stadtteil Stühlinger für ihre Angestellten errichten wird. Wie Mitarbeiterwohnungen aussehen sollten, dazu haben die Unternehmen der IHK zufolge klare Vorstellungen. Appartements mit ein bis zwei Zimmern, einfacher Ausstattung und kurzen Wegen zum Arbeitsplatz sind am passendsten. Und: Die Firmen seien bereit, ihren Angestellten die Wohnungen zu Mieten unterhalb der örtlichen Vergleichsmiete anzubieten. „Die Unternehmen verfolgen nicht das Ziel, mit den Mitarbeiterwohnungen Gewinne zu erzielen“, so Alwin
Wagner.