Der Ausbildungsmarkt im Zuständigkeitsgebiet der Arbeitsagenturen (AfA) in Freiburg und Offenburg bleibt auch in diesem Jahr ein Bewerbermarkt. In der Ortenau kommen auf 100 Ausbildungsplätze lediglich 80 Bewerber, in Freiburg immerhin 94. Diese und viele weitere Zahlen haben die Freiburger AfA-Chefin Theresia Denzer-Urschel und ihre Geschäftsführungskollegin Anna Melchior am Montag gemeinsam mit Kammerpräsident Christof Burger von der Handwerkskammer (HWK) Freiburg, der HWK-Geschäftsführerin Annette Rebmann-Schmelzer sowie Simon Kaiser, Geschäftsführer für den Bereich Ausbildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südlicher Oberrhein, vorgestellt.
Dabei lag ein besonderer Fokus auf dem Thema Migration und Migrationshintergrund bei angehenden Auszubildenden. „In den Betrieben herrscht immer mehr Unverständnis über die aktuelle Migrationsdebatte, die nicht vorankommt und Arbeitsmigration und Asyl in einen Topf wirft“, sagte Kaiser. Man habe in den vergangenen zehn Jahren über 3.600 erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen mit Migrationshintergrund ausgebildet – das entspreche nahezu einem kompletten Jahrgang. Es sei daher unverständlich, dass die Politik den Eindruck erwecke, es gebe nichts Wichtigeres, als Syrer loszuwerden. Denn, so Kaiser weiter: „Diese Leute stabilisieren schlicht unser Ausbildungssystem.“ Auch Theresia Denzer-Urschel betonte: „Jugendliche beschäftigen sich oft erst spät wirklich intensiv mit Ausbildungsfragen.“ Aktuell seien noch rund 460 Ausbildungsplätze in der Region unbesetzt und es gebe einen Trend zu einem immer späteren Ausbildungsbeginn mit über 20 Jahren. Rund ein Drittel der Bewerberinnen und Bewerber im Raum Freiburg habe einen Migrationshintergrund.
Acht von zehn Auszubildenden werden übernommen
Fast die Hälfte der Schulabgänger entscheide sich derzeit für eine duale Ausbildung. Davon profitiere vor allem das Handwerk, erklärte HWK-Präsident Burger. Das Plus bei den Ausbildungsverträgen habe aktuell sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr betragen. Insgesamt wurden im Kammerbezirk über 2.600 Lehrverträge im Handwerk abgeschlossen. „Diese Zahlen machen Hoffnung“, so Burger. Seit 20 Jahren habe es im Handwerk in der Region nicht mehr eine so große Nachfrage nach Ausbildungsplätzen gegeben. Man habe offenbar die Trendwende geschafft. Annette Rebmann-Schmelzer ergänzte: Acht von zehn Auszubildenden würden derzeit in ihren Ausbildungsbetrieben übernommen. Das Handwerk übernehme „sehr, sehr viel Verantwortung“ in der Nachwuchsförderung.
Bei der IHK Südlicher Oberrhein dagegen lag die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse im Bezirk zuletzt unter dem Vorjahresniveau. Die konjunkturell angespannte Lage erzeugt also auch Bremsspuren am Ausbildungsmarkt – besonders spürbar in der Industrie. Unter dem Strich wurden zum 30. September 2025 knapp 3.900 Verträge geschlossen (minus vier Prozent gegenüber 2024).
Bernd Peters


Christof Burger, Präsident der Handwerkskammer Freiburg, Theresia
Denzer-Urschel (Agentur für Arbeit Offenburg), Annette Rebmann-Schmelzer, (Handwerkskammer Freiburg), Anna Melchior (Agentur für
Arbeit Freiburg), und Simon Kaiser (IHK Südlicher Oberrhein). Foto: HWK Freiburg