Viele Freiburger Stadtbäume leiden. Sie kämpfen mit den Folgen des Klimawandels. Einige Alleen, etwa in der Mozartstraße in Herdern, wirken schon seit Wochen wie im tiefsten Herbst. Was ist da los? Wie können wir die grünen Oasen retten, die unsere Städte lebenswerter machen und das Klima verbessern?
Stadtbäume gelten als ein wesentlicher Faktor, um die Bevölkerung vor der immer stärkeren Sommerhitze zu schützen. In Freiburg gibt es über 50.000. Doch die grünen Hoffnungsträger sind einigen Widrigkeiten ausgesetzt: Frost im Wechsel mit Hitze und Trockenheit, dazu Salzeinsatz im Winter, Urin von Hunden, stark verdichtete Böden und Autoabgase – Stadtbäume haben es nicht leicht. Durch die Veränderung des Klimas reißen die Stämme zudem öfters.
Beliebte Stadtbaumarten wie Linden, Kastanien und Ahorn-Sorten werden dadurch auch anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. In der jüngsten Vergangenheit gab es immer wieder Appelle von Forschern, während der Hitzeperioden Gießpatenschaften und ähnliches einzuführen, um Freiburgs wichtigstes Instrument gegen die Überhitzung zu schützen.
Wie sieht die Lage nun nach der vermeintlich letzten großen Hitzeperiode dieses Sommers aus? „Grundsätzlich ist das stark abhängig von den Baumarten und den Witterungsverläufen. Diesen Juli hat es ja recht viel geregnet – was für viele Bäume positiv war. Allerdings war das Frühjahr recht trocken, was für die Bäume negativ bei Vegetationsbeginn war und zeitgleich konnten sich Baumschädlinge besser entwickeln – wie zum Beispiel die Miniermotte“, erklärt Rathaus-Sprecher Kolja Mälicke.
Jene Miniermotte ist ein Schädling, der vor allem Kastanienbäume befällt – und dieses kleine Insekt ist vor allem dafür verantwortlich, dass beispielsweise in Herdern, der Wiehre oder in Teilen der Kartäuserstraße ganze Straßenzüge bereits wie im Herbst aussehen. Denn dort stehen hauptsächlich Kastanienbäume. Die Larven fressen das Innere der Blätter; das schwächt diese. Das Resultat: braune, eingerollte Blätter weit vor dem Herbst. Viele Passanten fragen sich, ob diese schönen Alleen überhaupt noch eine Zukunft haben. Die Antwort der Stadt ist eindeutig: „Der Befall führt nicht zum Absterben der Bäume. Die Kastanien regenerieren sich in der Regel wieder. Weil die Kastanien das Ganze ganz gut verkraften, versuchen wir auch dort, wo viele Kastanien stehen, das einheitliche Stadtbild zu bewahren“, betont Mälicke.
Mehr als 2.000 Bäume im Freiburger Stadtgebiet sind von der Kastanienminiermotte bedroht. Die sogenannte Miniermotte ist ein Schädling, der vor allem Kastanienbäume befällt – das auch sehr zum Leidwesen vieler Biergartenbetreiber im Freiburger Stadtgebiet. Ihre Ausbreitung wird durch den Klimawandel begünstigt, da mildere Winter und trockenere Sommer ihr Überleben erleichtern.
Das gründliche Einsammeln und Entsorgen des befallenen Laubs ist die effektivste Methode, um die Vermehrung der Miniermotte einzudämmen, da die Larven in den Blättern überwintern. Das zuständige Garten- und Tiefbauamt ruft dazu auch private Gartenbesitzer mit befallenen Bäumen auf, das Laub einzusammeln und zu entsorgen.
Die Stadt Freiburg ist sich indes der essenziellen Rolle vitaler Stadtbäume bewusst und verfolgt eine klare Strategie: „Wenn wir neue Bäume pflanzen, wählen wir möglichst standortgerechte, klimaresiliente Arten. Außerdem versuchen wir die Faktoren Wurzelbereich und Wasserversorgung zu optimieren. Außerdem wurde die Zahl der Wässerungen für Jungbäume deutlich erhöht“, erklärt Sprecher Kolja Mälicke