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Illegale Raves in Freiburg: Das sagt ein Insider über die Planung der beliebten Events

RavesIn Freiburg sind nicht immer genug Räumlichkeiten für Raves vorhanden. Foto: Adobe.Stock

Illegale Raves haben zu Corona-Zeiten eine Hochsaison erlebt. Auch jetzt noch finden sie jedoch regelmäßig in und um Freiburg statt. Anwohner ärgern sich über Lärm, die Veranstalter über mangelnde Locations – und zeigen sich kooperativ.

Bei guter Musik und unter netten Leuten gemeinsam feiern: Das ist das Ziel von Raves, ob legal angemeldet oder nicht. Finn (Name von der Redaktion geändert) ist Teil eines Kollektivs, das solche Raves organisiert. Meist würden Kollektive sowohl illegale als auch genehmigte Raves veranstalten, sagt er. Den Reiz illegaler Raves mache neben der weniger umfangreichen Organisation vor allem aus, dass man vor Ort flexibler sei. „Mit den Auflagen kann man einiges nicht so gestalten, wie man es möchte.“ Außerdem kommt der Aspekt der Überraschung dazu: Bei nicht genehmigten Raves wisse man als Gast nicht genau, wo die Location ist. „Wir wissen auch nicht, welche Leute kommen und wie der Vibe ist – das ist bei Underground-Veranstaltungen ein ganz besonderer Flair“, sagt Finn. Die Spontanität mache das aufregend, die Raves kommen meist auch ohne Sicherheitsdienst aus. „Es kommen einem strahlende Gesichter entgegen, die sich bedanken und teilweise auch noch am nächsten Morgen beim Abbauen helfen“, sagt Finn. Er selbst hat 2021 während seines Studiums gemeinsam mit zwei Bekannten sein Kollektiv gegründet und bis heute 16 Veranstaltungen in unterschiedlichen Größen durchgeführt – die größte mit bis zu 900 Personen.

Zu den Raves kommen ganz unterschiedliche Arten von Menschen: „Da sind von jungen Auszubildenden über Handwerker bis hin zu Anwälten und Ärzten in ihren späten Dreißigern alle dabei“, sagt Finn. Besonders wichtig: Diskriminierung hat in der Rave-Szene keinen Platz. „Bei uns ist jeder willkommen, unabhängig von Geschlecht, kulturellem Hintergrund und sexueller Orientierung.“

Hin und wieder kam es auch schon zu Begegnungen mit der Polizei: „Wir versuchen immer, kooperativ zu sein und zu argumentieren“, sagt Finn. Meist könne man eine zufriedenstellende Lösung für alle finden, zum Beispiel, indem die Musik leiser gemacht werde. In der letzten Zeit würden die Behörden allerdings nicht mehr so locker reagieren, wie während der Pandemie, als sich die Partys nach draußen verlagert hatten. Dass es in der Zwischenzeit auch Lautstärkenbegrenzungen gibt, kann Finn nachvollziehen. Er selbst lebe in der Nähe des Seeparks und höre von dort abends oft Musik: „Das hört man schon sehr weit und wenn man dann kleine Kinder hat oder selbst früh schlafen gehen möchte, ist das ärgerlich.“
In der Polizeistatistik tauchen illegale Raves nicht gesondert auf, so Pressesprecher Árpád Kurgyis. In diesem Jahr wurden bereits Straßenunterführungen, aber auch eine öffentliche Parkanlage als Location genutzt. „Die Polizei nimmt vor Ort immer eine Einzelfallprüfung vor und richtet die weiteren Maßnahmen am festgestellten Sachverhalt aus“, so Kurgyis. Dies könne von einfachen mündlichen Anordnungen bis hin zur Einleitung von Ordnungswidrigkeiten- und Strafverfahren führen.

Die IG Subkultur sieht hinter den nicht angemeldeten Raves auch ein Platzproblem: Sie zeigten die Schwierigkeit, bezahlbare Veranstaltungsorte zu finden, so Robin Müller. Vor sieben Jahren habe man begonnen, Flächen für freie und legale Veranstaltungen zu suchen. Die Corona-Pandemie habe die Dringlichkeit verstärkt, so Müller, woraufhin seit 2022 Veranstaltungen auf einer Fläche im Deitenbachpark stattfinden können – die Kollektive organisieren diese selbst. „Die Veranstaltungen sind immer kostenlos, unkommerziell und von den Kollektiven selbstständig organisiert“, so Robin Müller. Außerdem seien sie barrierefrei und familienfreundlich. Auch Finn freut sich darüber: „Wir sind sehr dankbar, dass die IG Subkultur das organisiert hat.“

Für die Zukunft wünscht sich Finn, wieder mehr kollegiale Zusammenarbeit unter den Kollektiven. Dass die Raves – geplante wie nicht angemeldete – in ihrer Zahl leicht abgenommen haben, schiebt er vor allem dem Umstand zu, dass viele Gäste nur noch sehr spontan auf Events gehen würden. Auch unter den Mitwirkenden ist es immer schwieriger, zuverlässige Helfer zu finden. „Das hat auch uns dazu bewegt, vorerst keine Events mehr zu veranstalten.“