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Warum dieser Freiburger Taucherladen zurzeit auch Schallplatten verkauft

Plattenladen "Rock Up Store? in einem Taucherladen Freiburg4.000 bis 6.000 Schallplatten haben Achim Kitiratschky, Frank Geisler, Petra Schloß und Adalbert Müller (v.l.) in ihrem Popup-Plattenladen im Angebot. Foto: Bernd Peters

Was ein „Pop-up-Store“ ist, weiß mittlerweile fast jeder: ein Laden, der nur für kurze Zeit irgendwo auftaucht. Aber ein „Rock Up Store“? Den gab es bisher nicht. Die „PlattenQuelle“ in Freiburg-Brühl ändert das derzeit.

Sie ist ein Secondhand-Plattenladen, und das Motto der Macher lautet: „Old Music from Old People“, es gibt also „alte Musik von alten Leuten“ zu entdecken. Wobei: Inhaber Adalbert „Adi“ Müller, der vor seiner Zeit als Kaufmann Taucharchäologe war, und seine mittlerweile sechs Mitstreiterinnen und Mitstreiter sind zwar über 60. Aber alt? Nicht so richtig. Denn der Geist von Punkrock, Hausbesetzerszene und den wilden Achtzigern weht auch 40 Jahre, nachdem sich die Freunde in der linken Szene der Stadt kennengelernt haben, noch kräftig durch das Hinterzimmerbüro, in dem sie bis zum 24. Januar 2026 Teile ihrer
Plattensammlungen zum Verkauf anbieten.

Punk, Rock – und Schlager

Eigentlich ist die „PlattenQuelle“ gar kein Laden, sondern das Büro von Müllers Geschäft „TaucherQuelle“, das kurz nach dem Jahreswechsel schließen wird. Er sei jetzt alt genug, ein neuer Mietvertrag komme für ihn nicht mehr infrage, sagt Müller. Und so kam Bewegung in die Idee vom „Laden im Laden“, in dem vorne noch Taucherklamotten über den Tresen gehen, während man sich im Hinterzimmer durch Rock´n´Roll-Raritäten und Punk hören kann. Und manch andere Stilistik: „Ich komme in erster Linie vom Schlager“, erzählt Petra Schloß, die im richtigen Leben ein Jahr vor der Rente steht und Erzieherin ist. „Die Fünfziger, Sechziger und Siebziger sind mein Ding. Und der Punk!“ Der ist das verbindende Element der Freunde. Aber nicht nur, denn die Geschmäcker sind verschieden. Eine von Müllers Lieblingsplatten ist etwa das erste Album der britischen Ska-Band „The Specials“ von 1980, während Frank Geisler, eine lebende Legende der alternativen Gastro-Szene Freiburgs, sich auf den Verkauf eines Teils seiner Rock’n’Roll- und Surf-Singles spezialisiert hat.

„Ein Drittel ist schon weg“, berichtet Geisler („Wo in Freiburg ein Zapfhahn ist, war und bin ich nie weit weg!“) über den Start der „PlattenQuelle“, die sich in der Stadt blitzschnell herumgesprochen hat. Geisler gilt vielleicht als der leidenschaftlichste Plattenfreak der Runde: „Ich würde sagen, ich höre auch heute noch vier bis fünf Stunden Schallplatten am Tag“, schätzt der ältere Herr mit der Lederkutte und dem Anstecker von Surf-Legende Link Wray am Revers. Sammler hat es immer gegeben, sind die Freunde sich einig. Und Vinyl war eigentlich auch nie wirklich weg.

Zum Pressetermin erscheint auch Achim Kitiratschky, der Blues-Spezialist der Truppe, der früher beim nichtkommerziellen Sender Radio Dreyeckland (RDL) in Freiburg eine Nachtsendung mit Bluesplatten moderiert hat. „Die Platten dafür habe ich damals günstig erstehen können, als die CD auf den Markt kam. Bluesplatten bekam man oft schon für drei oder vier Mark“, erzählt er. Blues sei aber nur eine von vielen Leidenschaften gewesen, ergänzt der ehemalige Autor des SC-Freiburg-Magazins „Heimspiel“.
Wer die „PlattenQuelle“ sucht und findet, stößt auf viele Raritäten. Einige davon werden im deutlich dreistelligen Bereich gehandelt. Aber es gibt auch Platten für 50 Cent oder einen Euro, wie Adalbert Müller betont: „Wir versuchen, die Scheiben knapp unter ihrem durchschnittlichen Verkaufspreis anzubieten.“ Doch niemand der Freunde will hier seine Sammlung wirklich auflösen, betont Frank Geisler: Rund 10.000 Singles habe er noch daheim in seiner Einzimmerwohnung. Und die sollen dort auch bleiben.

Info: Die „PlattenQuelle“ im Laden „TaucherQuelle“ am Komturplatz 2 in Freiburg ist bis zum 24. Januar 2026 donnerstags und freitags von 11 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 15 Uhr geöffnet.

Autor: Bernd Peters