In Krisensituationen hat der Regio-Krisendienst ein offenes Ohr: Das Angebot bietet seit April Hilfe bei suizidalen Episoden, Panikattacken und anderen psychischen Krisen, wenn andere Hilfsangebote nicht erreichbar sind. Am 16. Oktober lädt der Krisendienst im Rahmen einer Auftaktveranstaltung zum Kennenlernen.
Welche Einsatzgebiete gibt es für den Krisendienst?
Ida Wehinger: Wir sind in Freiburg und im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald tätig. Inhaltlich begleiten wir psychosoziale, psychische und psychiatrische Krisen. Die Themen reichen von Trauer und Verlust über Panikattacken und suizidale oder durch Psychosen ausgelöste Krisen. Häufig rufen Menschen an, die sich in einer Angstsituation befinden, auch Angst vor sich selbst haben oder nicht einordnen können, was gerade mit ihnen geschieht. Unser Schwerpunkt liegt auf akuten Krisen und auf Zeiten, in denen ansonsten niemand erreichbar ist – wenn etwa Praxen geschlossen sind und Therapeutinnen und Therapeuten nicht arbeiten. Grundsätzlich verstehen wir „Krise“ nicht eng: Auch Menschen mit chronischen Depressionen oder in Einsamkeit können sich an uns wenden. Niedrigschwelligkeit ist uns wichtig – niemand soll das Gefühl haben, erst ab einem bestimmten Zeitpunkt zur Zielgruppe zu gehören. Es ist sehr beeindruckend, wie gut Krisen durch ein Telefongespräch abgeschwächt und beruhigt werden können. In akuter Gefährdung kooperieren wir mit Psychiatrien, Polizei und Rettungsdienst, nehmen Kontakt auf und verstehen uns als Vermittler. Anrufer können anonym bleiben und jederzeit auflegen, ohne ihren Namen zu nennen.

Wie gut wird das Angebot angenommen?
Wehinger: Der Krisendienst ist seit April aktiv und wird von Beginn an sehr gut angenommen. Das Angebot trifft einen klaren Bedarf: An manchen Tagen ist sehr viel zu tun, an anderen kaum. Um der Nachfrage gerecht zu werden, erweitern wir von derzeit zwei auf drei Leitungen; ab dem neuen Jahr können somit drei Personen gleichzeitig anrufen. Außerdem bauen wir ein aufsuchendes Team auf: geschulte Ehrenamtliche, die bei Bedarf vor Ort unterstützen – zum Beispiel bei besorgten Angehörigen, wenn die Situation schwer einzuschätzen ist oder eine stationäre Behandlung möglicherweise sinnvoll wäre, der Schritt dorthin aber nicht gelingt. Grundsätzlich lassen sich Schwankungen beobachten: Jahreszeiten und Feiertage können Einfluss haben, etwa die dunkle Jahreszeit. Zugleich treten Krisen immer auf – es gibt auch Tage, an denen unerklärlich viele Anrufe eingehen.
Welche Schulungen durchlaufen die Helferinnen und Helfer?
Wehinger: Es handelt sich um ein herausforderndes Ehrenamt. Wir sind immer wieder beeindruckt, wie gut die Ehrenamtlichen ihre Aufgabe meistern und wie engagiert sie bleiben – wir hatten mit deutlich mehr Abbrüchen gerechnet. Zur Vorbereitung finden Schulungen an zwei
Blöcken von jeweils zwei Wochenenden statt. Externe Referentinnen und Referenten vermitteln Inhalte zu Krisen und Suizidalität; ein Wochenende gestalten wir selbst, bei dem es vor allem um eigene Krisenerfahrungen, unsere Haltung und um die Wissensvermittlung von wichtigen Kooperationspartnern und deren Angebote in der Region geht. Zusätzlich gibt es in regelmäßigen Abständen weitere Schulungsblöcke zu unterschiedlichen Themen, fortlaufende Supervision und Teambesprechungen.
Was ist bei der Veranstaltung am 16. Oktober geplant?
Wehinger: Am 16. Oktober findet die offizielle Auftaktveranstaltung des Krisendienstes statt. Wir freuen uns darauf, uns der breiten Öffentlichkeit vorzustellen – der Krisendienst soll nicht nur in den Sozial-psychiatrischen Zentren bekannt sein, sondern wirklich allen. Geplant sind ein Fachvortrag, der unter anderem kritisch fragt, warum es Krisendienste braucht, und eine Podiumsdiskussion, die aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet, weshalb der Krisendienst wichtig ist.
Die Auftaktveranstaltung des Regio-Krisendienstes findet statt am Donnerstag, 16. Oktober, um 18 Uhr in der Aula der Gertrud-Luckner Gewerbeschule Kirchstraße 4. Geboten werden eine Podiumsdiskussion und Fachvorträge sowie die Möglichkeit zum Austausch untereinander.