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Vor 180 Jahren wurde Freiburg an die Bahn angebunden

Diese Aufnahme von 1890 zeigt den von Architekt Friedrich Eisenloh erbauten Freiburger Hauptbahnhof. Foto: Stadtarchiv FreiburgDiese Aufnahme von 1890 zeigt den von Architekt Friedrich Eisenloh erbauten Freiburger Hauptbahnhof. Foto: Stadtarchiv Freiburg

Mit Kanonendonner wurde vor 180 Jahren Freiburg an die Eisenbahn angeschlossen. Am 30. Juli 1845 öffnete der Freiburger Bahnhof feierlich seine Tore – ein bedeutendes Ereignis, das der Basler Kulturwissenschaftler Dominik Wunderlin für einen historischen Rückblick nutzte: Am Montagabend referierte er dazu auf Einladung des Alemannischen Instituts in Freiburg.

Ende Juli 1845 wurde die Bahn in Freiburg mit Kanonenschüssen vom Schönberg begrüßt: Der erste Zug fuhr den Badischen Großherzog Friedrich I. von Emmendingen her in die Stadt. Den Dampf der Lok konnte man bei der Abfahrt in Emmendingen von Freiburg aus gut sehen, so dass das Kanonenfeuer perfekt zeitlich abgestimmt war. Die Einweihung des eingleisigen, von Offenburg her kommenden Streckenabschnitts wurde entsprechend gewürdigt: Das dazu gehörende Festmahl fand im Historischen Kaufhaus statt, wo Bürgermeister Friedrich Wagner seine Hochachtung für den Großherzog und dessen Bahnpläne aussprach. Damals hatte Freiburg rund 15.000 Einwohner. Und man feierte auf Bannern in der Stadt „Eine Bahn zum hohen Schönen“.

Mit dem Bahnhof entwickelte sich Freiburg nach Westen

Die Planungen für die Strecke Mannheim–Basel–Bodensee begannen bereits 1833 im „Eisenbahnlandrat“ in Mannheim mit dem Ziel, in Baden den „National-Reichthum zu erhöhen“. Nach zehn langen Sitzungen in Mannheim wurden die Linienführungen beschlossen.

Der Bahnhof in Freiburg wurde rund einen Kilometer westlich des Münsters außerhalb der Innenstadt gebaut. Er war damit der Startschuss für die Entwicklung der Stadt nach Westen hin und für den heutigen Stadtteil Stühlinger. Entlang der Eisenbahnstraße mit Poststation und ersten Hotels wuchs die Stadt schnell mit dem Bahnhof zusammen. Der Architekt Friedrich Eisenlohr, der in Freiburg und Karlsruhe unter anderem bei Friedrich Weinbrenner studiert hatte, entwarf den Bahnhof. Sein vom Historismus geprägtes Design zeigte Torbögen, über welche die Fahrgäste je nach Klasse getrennt in den Bahnhof eintraten. Die Wartehalle aus sichtbarem, offenem Backstein mit hölzernem Dach war über 100 Meter lang. Die Gleise überspannte eine über zwölf Meter hohe Hallenkonstruktion aus weißem Backstein. Für diese als zu groß gehaltene Architektur erntete Eisenlohr Kritik in der Stadt. Der Bau kostete damals eine halbe Million Gulden, was heute etwa 13 Millionen Euro entspricht.

1847 wurde die Bahn bis nach Schliengen im Markgräflerland verlängert und erhielt ein zweites Gleis. 1848 folgte der Anschluss nach Efringen-Kirchen. Mit den 1870er Jahren kam die Anbindung an den Kaiserstuhl, nach Breisach und ins vordere Elztal hinzu. 1901 wurde mit der Höllentalbahn Donaueschingen erreicht und damit die Verbindung nach München geöffnet. Im Zuge des Gleisausbaus entstand Ende des 19. Jahrhunderts der Wiehrebahnhof in Freiburg, weshalb der ursprüngliche Bahnhof 1887 zum Hauptbahnhof aufgewertet wurde.

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs sprengten die Nazis die von Freiburg über Breisach führende Verbindung ins Elsass, die bis heute nicht wiederhergestellt ist. 1944 wurde der Freiburger Hauptbahnhof durch britische Fliegerbomben in Schutt und Asche gelegt. Der von Eisenlohr entworfene Uhrturm über der Mitte des Bahnhofs stürzte im Frühjahr 1945 ein. Ein umgerechnet nur 300.000 Euro teures Provisorium wurde am 9. November 1949 als erster Hauptbahnhof einer Großstadt nach dem Krieg eröffnet. Der heutige Hauptbahnhof aus dem Jahr 1999 ist 265 Meter lang und eine Drehscheibe der Mobilität.

Bernd Peters