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Trotz Trump & Co.: Hier feiert Freiburg den amerikanischen Independence Day

In Freiburg wird der Independence Day gefeiert. Adobe Stock

Das Verhältnis zwischen Deutschland und den USA ist so fragil wie lange nicht mehr. Auch in Freiburg leidet das Carl-Schurz-Haus unter wegfallenden Zuschüssen. Am 4. Juli feiert man im Ganter-Biergarten ab 16 Uhr den amerikanischen Independence-Day – allen Widrigkeiten zum Trotz. Friederike Schulte, Direktorin des Hauses, hat unsere Redakteurin Enya Steinbrecher dazu befragt.

Wie hat sich das Verhältnis zwischen Deutschland und den USA seit der zweiten Amtszeit von Trump verändert?

Friederike Schulte: Derzeit herrscht auf Staatsebene Anspannung und Spannung über die Kalibrierung der transatlantischen Verbindung. Vieles, was Jahrzehnte als solide Basis galt, wackelt zur Zeit. Da zum einen die US-Regierung in ihrer Entscheidungsfindung nicht berechenbar ist und wir zum anderen auch in Deutschland eine neue Regierung haben, gibt es keinen verlässlichen IST-Zustand, der sich beschreiben ließe. Sicherheiten, auf die wir in Europa und gerade in Deutschland noch lange gebaut haben, sind nun nicht mehr gegeben.

Welche Konsequenzen hat das für Sie im Carl-Schurz-Haus?

Schulte: Einerseits haben uns die Kürzungen der Zuschüsse aus den USA hart getroffen und erschweren die Finanzierung unserer Programmarbeit; andererseits ist das Interesse an informativen und ausgewogenen Veranstaltungen zur Politik in den USA bei den Freiburgerinnen und Freiburgern gerade besonders groß und wir versuchen, durch Spenden und Drittmittel das Programmniveau und die Vielfalt zu erhalten.

Wie sehen Ihre Kontakte das veränderte politische Klima?

Schulte: Es hat nach der Wahl gefühlt eine längere Phase der Sprachlosigkeit gegeben, das war frustrierend und verunsichernd. Inzwischen findet wieder reger Austausch statt und das gemeinsame Bemühen um den Erhalt der internationalen Beziehungen; allerdings sind viele direkte Begegnungen gefährdet durch Visa-Verzögerungen, Streichung von Austausch-Programmen und durch den Druck auf viele Universitäten in den USA. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, wäre das fatal für die transatlantischen Beziehungen und die USA als Bildungs- und Wissenschaftsstandort. Befürworter der jetzigen US-Regierung, die sich offen äußern, finden wir bei unseren Kontakten eigentlich gar nicht. Das ist nicht hilfreich, wenn man um eine ausgewogene Darstellung bemüht ist. Gleichzeitig ist das auch sehrbezeichnend.

Am 23. Juli eröffnet die Ausstellung „Florida“. Worum geht es?

Schulte: Atemberaubende Fotografien aus einem Staat der Widersprüche: Dort, wo Strände und Palmen das öffentliche Image prägen und wo sich pinke Flamingos vor bunten Häuserfronten tummeln und Alligatoren in Pools verirren, kratzt die Fotografin Anastasia Samoylova, die bei der Eröffnung zu Gast sein wird, an der schillernden Fassade des amerikanischen Traums. Es sind sowohl Landschaftsaufnahmen als auch soziologische Studien aus dem Swing-State, der durch die tiefe politische Spaltung gezeichnet ist.

Wie sieht das Programm für Ihre Feier zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli aus?

Schulte: Unsere Independence-Day-Party im Ganter Biergarten hat eine jahrzehntelange Tradition und ist ein buntes Familienfest mit Live Musik, Wassermelonen-Wettessen, Kinderschminken, Spare Ribs und ChaChaslide für alle! Wer also Lust auf Begegnungen und Gespräche mit Amerikanerinnen und Amerikanern hat oder einfach ein Bier bei guter Musik trinken möchte, sollte einfach vorbeischauen. Durch den Nachmittag und Abend führen zwei US-Austauschstudierende, die gerade ihr Studienjahr hier in Freiburg beenden.

Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft?

Schulte: Viele und vor allem einen: Ich wünsche mir, dass die politischen Entscheidungsträger sowohl hier als auch in den USA die Sinnhaftigkeit unserer Arbeit erkennen, schätzen und wieder adäquat finanzieren. Bei den deutsch-amerikanischen Instituten liegt eine jahrzehntelange Erfahrung, die USA sehr niederschwellig für alle erlebbar und lebendig zu machen und damit maßgeblich zu einer friedvollen Völkerverständigung beizutragen.