Mal ist es zu trocken, dann regnet es wieder wie verrückt. Der Klimawandel hat Auswirkungen auf die Menge an Wasser, die wir um uns herum abbekommen. Eine neue Studie zeigt, wie die Wasser-Verfügbarkeit im Raum Freiburg in einigen Jahrzehnten aussehen könnte.
Welche Folgen könnte der Klimawandel für die Verfügbarkeit von Grund- und Oberflächenwasser im Raum Freiburg, genauer gesagt in der sogenannten „Staufener Bucht“ südlich von Freiburg, bis in einigen Jahrzehnten haben? Mit rund 150.000 Euro hat der Innovationsfonds des kommunalen Energieversorgers Badenova mit Sitz in Freiburg in den zurückliegenden drei Jahren eine Untersuchung gefördert, die das herausfinden sollte.
Die Ergebnisse wurden nun vom Freiburger Hydrologen Stephen Schrempp von der HydroS Consult GmbH im Landratsamt des Kreises Breisgau-Hochschwarzwald vorgestellt. Eines davon lautet: Die Diskussionen um Wassernutzung und Wasserschutz dürften in den kommenden Jahren einen breiten Raum einnehmen. Dabei gehe es nicht darum, in Horrorszenarien und reißerischen Überschriften zu denken, so Projektinitiator Martin Lindenlaub von der Wasserbehörde des Kreises, sondern es gehe um einen realistischen Blick auf die seit dem Hitzejahr 2023 steigende Wasserentnahme in der Region, die im Schnitt mittlerweile bei 25 Millionen m³ liegt, wovon allein für die Landwirtschaft 10 Mio. m³ anfallen. Es sei „dramatisch“, so Stephen Schrempp, dass für die Beregnung der Felder rund um Freiburg perspektivisch bis zu 100 Tage im Jahr zu veranschlagen seien, während gleichzeitig die Grundwasserbildung bis Mitte des Jahrhunderts Prognosen zufolge um bis zu 15 Prozent (landesweit sogar bis zu 30%) zurückzugehen drohe.
„Wir haben hier ein gestresstes System“, so Lindenlaub, und daraus erwachse eine politische Herausforderung, die nicht kleinteilig auf der Ebene einzelner Kommunen bewältigt werden könne. „Die Wissenslücke, die es hier gibt, wollen wir schließen helfen.“ Man brauche Bedarfs- und Angebotsmodelle für die Wasserversorgung und -entnahme. Das Projekt der HydroS GmbH sei daher bei der Frage nach einer Förderung aus Badenova-Mitteln auf einhellige Zustimmung gestoßen, so Marlene O’Sullivan vom Badenova Innovationsfonds.
Schrempp und sein Team haben auf der Basis bestehender Daten, zum Beispiel aus dem Bodenwasserhaushaltsmodell des Landes Baden-Württemberg und den Entnahmedaten von 157 Brunnen im Kreisgebiet rund um Freiburg, 13 Zukunftsszenarien für die Verfügbarkeit von Grund- und Oberflächenwasser, in der Fachsprache „Wasserdargebot“ genannt, entwickelt.
Dabei habe sich gezeigt:Das Oberflächenwasser wird weniger, je stärker die Erderwärmung fortschreitet. Wenn Flüsschen wie die Möhlin und der Neumagen südlich von Freiburg im Sommer trockenfallen, sinkt die Abflussmenge des Wassers. Das sei „dramatisch“, so Stephen Schrempp, zumal die Grundwasserbildung in der Region in den vergangenen 50 Jahren bereits um die Hälfte zurückgegangen sei. Im schlechtesten Fall könne es hier nochmals einen Rückgang um ein Drittel der aktuellen Wassermenge geben.
Gleichzeitig sei die Wassermenge nicht einmal das Hauptproblem, sondern vielmehr die Qualität: Weniger Oberflächenwasser bedeute auch, dass die Nitratbelastung im Grundwasser weiter zunehme. Es gehe nicht darum, die Landwirtschaft deswegen zu kritisieren, so der Wissenschaftler. Man müsse aber die Nitratproblematik in den Fokus nehmen, was bisher zu wenig geschehen sei. Und man müsse festhalten, dass die Nutzbarkeit des Wassers für die Beregnung von Feldern „gelinde gesagt sehr
leiden“ werde, wenn in Hitzemonaten ein flächendeckender Zufluss für das Grundwasser zunehmend wegfallen werde. Was heute als Niedrigwasser gelte, könne bald als Normalzustand gelten.
Wie genau man dem entgegnen könne, „was der Klimawandel uns wegnimmt“, sei derzeit noch nicht leicht zu sagen, so Schrempp, der auf weitere Förderungen für die Untersuchung der Machbarkeit, Umsetzung und Wirksamkeit von Wasserschutzmaßnahmen und einem verbesserten Ressourcenmanagement hofft. Das wiederum sei aber auch eine Frage des Geldes, so Martin Lindenlaub. Schon für die aktuelle, 346.000 Euro teure Untersuchung habe der Kreis (trotz der Badenova-Förderung) „finanzielle Klimmzüge“ machen müssen. Der Wettlauf ums Wasser und dessen Qualität steht offenbar in der Region Freiburg noch am Anfang.
Autor: Bernd Peters


Was heute als Niedrigwasser gelte, könne bald Normalzustand sein, so der Freiburger Hydrologe Stephen Schrempp. Foto: Ingo Schneider