Sie haben einen Suizid verhindert, lebensrettende Maßnahmen eingeleitet oder sind eingeschritten, als jemand gewalttätig wurde. Am Montagabend sind im Rathaus fünf Freiburger von der Stadt und dem Verein „Sicheres Freiburg“ ausgezeichnet worden. Und sie berichteten von ihren bewegenden Erfahrungen.
„Zivilcourage ist kein Selbstläufer und häufig leise und unbeachtet, aber mit großer Wirkung. Mit der Auszeichnung wollen wir ein Zeichen setzen, das Engagement soll sichtbar gemacht werden“, betonte Ulrich von Kirchbach, Erster Bürgermeister und Vorsitzender des Vereins „Sicheres Freiburg“. Die Geehrten stünden stellvertretend für viele, die sehr wichtig für den Zusammenhalt und das Sicherheitsgefühl in der Stadt seien.
Sehr emotional berichtete Greta Köpf, die für ihre Zivilcourage geehrt wurde, von den Ereignissen im vergangenen Dezember, die sie selbst auch noch sichtlich bewegen. Sie war von ihrem Studentenwohnheim in Richtung Landwasser unterwegs, als sie auf einer Brücke oberhalb der Bahngleise in der Nähe der Haltestelle Runzmattenstraße eine junge Frau entdeckte, die sich das Leben nehmen wollte. Sie fragte, ob alles okay ist, und versuchte, auf die Frau einzureden. „Ich sagte ihr, dass ich weiß, wie sich das anfühlt. Sie hat mich angefleht zu gehen, aber ich bin geblieben und habe sie festgehalten. Noch heute zieht sich alles in mir zusammen, wenn ich einen Zug höre“, erzählte sie. Rund fünfzig Passanten wären vorbeigekommen und hätten das Ganze beobachtet, „aber niemand hat geholfen“. Bis auf Sophia Speer. Gemeinsam kümmerten sie sich um die junge Frau und riefen die
Rettungskräfte. „Ich fühle mich nicht so wohl, dafür geehrt zu werden, aber es erinnert alle daran, gemeinsam hinzuschauen.“
Ein Notfall am Bahnhof und der Defibrillator ist weg
Auch Jochen Bienert verhinderte, dass sich jemand das Leben nahm. „Auf dem Nachhauseweg habe ich ein Auto am Straßenrand gesehen, in dem Licht gebrannt hat. Ich habe erst gezögert, aber habe dann nochmal umgedreht.“ Auf dem Beifahrersitz entdeckte er eine leblose Person und dass mit einem Schlauch Abgase ins Wageninnere geleitet wurden. Er rief sofort den Rettungsdienst.
Uwe Sonntag war morgens mit dem Roller unterwegs. Er beobachtete einen Mann, wie er eine Frau aus einem Laden schleifte, sie schlug und auf sie eintrat. Er zögerte nicht lange und trat dem aggressiven Mann entgegen. Andere kamen ihm zur Hilfe und hielten den Mann fest, bis die Polizei eintraf.
Auch Lennart Schweigler wurde an diesem Abend ausgezeichnet. Der Rettungssanitäter ist einer der Gründer der App der „Region der Lebensretter“, die Ersthelfer über das Smartphone in der unmittelbaren Nähe des Notfalls alarmiert. Er war gerade in einem Restaurant in der Lehener Straße, als der Alarm losging – eine Person mit Kreislaufstillstand am Bahnhof. Ein Mann mit Lastenrad nahm ihn spontan mit. Er konnte der Person helfen und die Erstversorgung übernehmen. Eine Reanimation war nicht nötig, aber er entdeckte, dass der Defibrillator am Bahnhof gestohlen worden war. Deshalb rief er eine „GoFundMe“-Aktion ins Leben. Hier kamen in zwei Wochen 2000 Euro für das neue Gerät zusammen.
„Leider ist so ein beherzter Einsatz nicht selbstverständlich, vielen fällt es schwer, einzugreifen. Aus Angst,
etwas falsch zu machen“, sagte auch Uwe Oldenburg, Vizepräsident des Polizeipräsidiums Freiburg. Es sei wichtig, nicht wegzuschauen, gleichzeitig sollte man sich aber möglichst nicht in Gefahr bringen. Man sollte unter 110 die Polizei rufen, andere um Hilfe bitten, sich den Täter einprägen und dem Opfer helfen, rät er.
Im Laufe der letzten Jahre wurden immer wieder couragierte Bürger geehrt. „Wir kriegen Meldungen von Feuerwehr, Polizei oder Stadt und versuchen, eine Auswahl zu treffen, die exemplarisch für Zivilcourage ist“, so Meinrad Drumm, Vorstandsmitglied von „Sicheres Freiburg“.


Wurden am Montagabend für ihren Einsatz geehrt (v.l.): Greta Köpf, Sophia Speer, Lennart Schweigler, Uwe
Sonntag und Jochen Bienert. Foto: Schuh