Der Dreisam-Mörder lockt die Ermittler auf eine falsche Fährte

Der Freiburger Ex-Polizist Walter Roth veröffentlicht seinen ersten Krimi – Ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel, das auch aus Erfahrungen aus dem Polizeialltag beruht – Interview

Mehr als 40 Jahre lang war Walter Roth Polizist, arbeitete unter anderem als Kriminalhauptkommissar in Freiburg und Emmendingen. Nach seinem erfolgreichen Sachbuch „Soko Erle“ über den Mord an der Joggerin Carolin G. hat er nun seinen ersten Krimi veröffentlicht. Worum es darin geht und welche Erfahrungen aus seinem Polizeialltag darin stecken, erzählt er im Gespräch mit Saskia Schuh.

Herr Roth, Ihr Sachbuch hat es sogar auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft – warum haben Sie nun einen Krimi geschrieben?

Walter Roth: ’Soko Erle’ bekam gute Kritiken und viele fanden es gut lesbar. Ich wurde oft gefragt, ob ich weitere Krimi-Sachbücher schreibe. Aber für mich war das eine einmalige Sache. Der Fall und dessen Aufklärung waren einmalig – deshalb habe ich das in einem Buch festgehalten. Aber dann kam die Idee einen Krimi zu schreiben. Da ist es ja nicht die Aufgabe, die Realität darzustellen, der soll unterhalten. Da ist man freier und kann auch mal eine Wendung einbauen, das hat mich gereizt.

Worin geht es in dem Buch?

Roth: Der vorbestrafte Blumenzulieferer Fritz Gerster gerät in den Fokus, als in Freiburg eine Frauenleiche gefunden wird. Er hat die Tat begangen und versucht, das zu vertuschen. Er ist hochintelligent und plant einen weiteren Mord, um sich so aus dem Fokus der Ermittler zu bringen, doch da passiert ihm ein Missgeschick und ein Katz-und-Maus-Spiel mit den Ermittlern und zahlreichen Wendungen beginnt. Der Krimi ist auf jeden Fall sehr spannend. Ich habe versucht, locker zu erzählen, dass es nicht zu beängstigend wird, sondern unterhaltsam und ab und an auch mal zum Schmunzeln.

Sie waren Kriminalhauptkommissar – wie viele eigene Erfahrungen stecken in dem Buch?

Roth: Da steht natürlich sehr viel drin. Auch bei einer fiktiven Geschichte muss man sich mit dem Thema auskennen – das tue ich bei der Polizeiarbeit natürlich. Eine große Rolle in meinem Krimi spielt die DNA-Analyse. Das Thema hat mich in meinem Berufsleben begleitet und deren Einzug in die Kriminaltechnik war eine Revolution. Fingerspuren wurden quasi in den Hintergrund gedrängt. Wenn man eine DNA-Spur am Tatort fand, musste diese Person dort gewesen sein. Diese Folgerung ist aber nicht zu 100 Prozent richtig, das hat man ja beispielsweise beim ’Wattestäbchen-Skandal’ gesehen. Darum geht es auch in meinem Krimi, der Täter lockt die Polizei mit einer DNA-Spur auf die falsche Fährte.

Gibt es auch reale Vorbilder für die Charaktere?

Roth: Auf jeden Fall. In 44 Jahren Polizeidienst lernt man natürlich extrem viele Menschen kennen. Zum Beispiel die ehemaligen MEK-Mitglieder, die sich nach zehn Jahren Observationsarbeit plötzlich am unspektakulären Schreibtisch wiederfinden und sich dabei schwer tun. Auch Charaktere wie die Floristin Heidi beruhen auf realen Vorbildern.

Und der Täter?

Roth: Er hat natürlich Eigenschaften eines Straftäters, aber mir war es auch wichtig, ihn in Alltagssituationen zu zeigen, in denen man seine Gedankengänge nachvollziehen kann. Ein Mörder, bei dem sich der Leser ertappt, dass er manches Mal verstehen kann, auch wenn man seine Tat natürlich nicht gutheißt.

Wie ist die Resonanz auf den Krimi und arbeiten Sie vielleicht sogar schon an einer Fortsetzung?

Roth: Die Resonanz ist sehr gut, das freut mich natürlich. Ich schreibe sehr gerne und hätte schon Ideen für einen weiteren Krimi. Beispielsweise über die beiden Kripo-Pensionäre, die in ’Der Dreisam-Mörder’ auf eigene Faust ermitteln. Jetzt liegt der Fokus aber erstmal auf dem aktuellen Krimi. Hier ist noch einiges geplant – unter anderem mit einer Lesung in der Gundelfinger Bücherstube am 16. Juni.

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