Wertstabil trotz hohen Zinsen

Der Wohnmarktbericht zeigt: Wer hohes Eigenkapital hat, kann aktuell den Käufermarkt nutzen

Niedrige Zinsen, steigende Preise, ein leer gefegtes Angebot – in den vergangenen Jahren gab es in Sachen Immobilien für Freiburg von der Sparkassen Immobiliengesellschaft nicht viel abwechslungsreiches zu vermelden. Das ist in diesem Jahr anders. Ein hohes Zinsniveau und eine preistreibende Inflation mischen den Markt gehörig auf.Von 1,25 auf mehr als vier Prozent sind die Zinsen im vergangenen Jahr angestiegen. Was sich erst einmal nach wenig anhört, bedeutet bei der Finanzierung einer Immobilie mit einem Kreditrahmen von 400.000 Euro auf zehn Jahre einen satten Aufschlag von rund 100.000 Euro an Zinszahlungen – und damit einer Verdoppelung der notwendigen Rate von 1000 auf rund 2000 Euro. Das rechnet Dorothea Müller, Abteilungsleiterin des S-ImmoCenter bei der Sparkasse Freiburg vor. „Viele enttäuschte Kunden“, habe es in den vergangenen Monaten deshalb gegeben, gibt sie zu, „das können sich viele schlichtweg nicht mehr leisten.“ Nur folgerichtig ist die Nachfrage nach Baukrediten eingebrochen, bis zu 40 Prozent seit Mitte 2022.
Finanzierungen seien damit für viele nur mit einer hohen Eigenkapitalqutote realisierbar, so Müller. Die Kunden seien zurückhaltend, Neubauvorhaben würden gestoppt oder geschoben. Wieder in Mode kommt dafür aber der Bausparvertrag. „Wer hier noch Verträge mit günstigen Konditionen hat kann beim aktuellen Zinshoch kräftig profitieren“, weiß der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Erich Greil. Der kündigte übrigens an, sich in den Ruhestand zu verabschieden, „nach 21 glücklichen Jahren“, wie er betonte.
Verwerfungen im Markt befürchtet man bei der Sparkasse nicht: „Die Deutschen sind bekannt dafür, dass sie äußerst solide finanzieren“, stellt Greil klar. Dennoch: „Wir sind inzwischen vom Verkäufer beim Käufermarkt angekommen“, berichtet Judith Schweitzer von der S-Immobilien GmbH. Habe man sich im vergangenen Jahr noch gegenseitig überboten, seien nun teilweise sogar Preisreduzierungen realisierbar.
Nicht nur für Käufer, auch für Mieter kann das gesteigerte Zinsniveau für höhere Preise sorgen. „Wenn sich die Mittelschicht einen Kauf nicht mehr leisten kann, drängt sie in den Mietmarkt“, weiß Marco Wölfle, Professor am Center for Real Estate Studies (CRES) in Freiburg, der den aktuellen Wohnmarktbericht für die Sparkasse erstellt hat. Der zeigt außerdem: Durchweg fallende Preise sind trotz der geringen Nachfrage noch nicht zu verzeichnen, durchschnittlich 5.500 Euro zahlt man in Freiburg pro Quadratmeter – „damit ist unsere Region durchgehend wertstabil“, so Wölfle. Betrachtet man die vergangenen Jahre kennen die Immobilienpreise in Stadt und Umland nur eine Richtung – nach oben. Vor rund zwölf Jahren lag der Quadratmeterpreis noch bei etwa 2.500 Euro.

Claudia Kleinhans

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