„Im Moment ist es ruhig“
Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer über die Lage in der Freiburger LEA
Im Januar machte die Landeserst-aufnahmestelle (LEA) in Freiburg Schlagzeilen, weil es unter den Flüchtlingen mehrfach zu Tumulten und Gewaltausbrüchen kam. Inzwischen habe sich die Lage beruhigt, sagt Freiburgs Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer. Doch die Herausforderungen, so Schäfer, blieben weiterhin groß.„Im Moment ist die Situation in der Landeserstaufnahmestelle ganz ruhig. Diese Massenschlägereien wie im Januar haben wir nicht mehr“, sagte die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer auf ihrem jährlichen Pressegespräch in der vergangene Woche in Freiburg. Die Security der LEA sei aufgestockt, die Zugangskontrollen verschärft und die Angebote für Flüchtlinge ausgeweitet worden. Vor allem aber habe man Bewohner auch in andere Unterkünfte verlegt. „Vielleicht musste es mal so eskalieren, damit wir alle aufgewacht sind“, sagte Schäfer über die Tumulte in der Freiburger LEA, bei denen Bewohner mit Stangen und Messer aufeinander losgegangen waren.
Die Herausforderungen für die Behörden seien aber unverändert hoch, so Schäfer. „Die Unruheherde auf der Welt machen sich in den Flüchtlingsbewegungen bemerkbar“, sagt die 65-Jährige. Allein aus der Ukraine seien im vergangenen Jahr 150.000 Geflüchtete nach Baden-Württemberg gekommen. Hinzu kämen 57.000 Asylsuchende aus anderen Ländern. Schäfer spricht von einem Flüchtlingszuwachs von 70 Prozent gegenüber der Flüchtlingskrise 2015.
Aktuell würden vor allem verstärkt unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in den Südwesten kommen, vor allem aus Österreich und der Schweiz. „Die kommen mit nichts. Wir müssen uns früher um sie kümmern“, so Schäfer. So kämen aktuell 10 bis 20 junge Menschen täglich im Regierungspräsidium Freiburg an. So wurden dem RP im Jahr 2022 insgesamt 3.180 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gemeldet. Diese jungen Menschen würden anders als Erwachsene nicht zentral untergebracht, sondern auf die Jugendämter in Freiburg, Lörrach und Offenburg verteilt. „Das ist ein Thema, das sehr virulent geworden ist“, so Schäfer. Davon abgesehen sei für die Behördenchefin aber auch klar, dass „wir die Asylverfahren beschleunigen müssen.“ Dafür brauche es mehr Personal im Bundesamt für Migration – „damit schneller klar ist, wer darf bleiben, und wer nicht“, so die Regierungspräsidentin.
Matthias Joers