Ein neues Pionierprojekt

Die Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg verfolgt die Vision einer emissionsfreien Müllabfuhr

Willkommen in der Energiewelt der Zukunft: Die Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg (ASF) will eine eigene solarbetriebene Wasserstofftankstelle errichten. Für die Stadt Freiburg, die den Beinamen Green City trägt, wäre es endlich mal wieder ein echtes Leuchtturmprojekt. Eine emissionsfreie Müllabfuhr: Diese Vision verfolgt die Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg (ASF) und ist dabei, ihre Fahrzeugflotte – inklusive Müllkraftwagen – bis 2035 komplett auf einen klimaneutralen und alternativ angetriebenen Betrieb umzustellen. Hierfür soll in Zukunft auf dem Mülldeponieberg Eichelbuck, auf dem bereits jetzt Freiburgs größte Solaranlage steht, grüner Wasserstoff produziert werden. In einem ersten Schritt erstellt die von ASF und badenova 2010 gegründete Tochtergesellschaft ASF Solar GmbH & Co. KG nun eine Machbarkeitsstudie. Die Anlage könnte Wasserstoff für 50 bis 75 Lastwagen erzeugen.
Viel wurde in den vergangenen fünf Jahren erreicht: Die erste vollelektrische Kehrmaschine kam bereits 2017 zum Einsatz, zahlreiche elektrisch betriebene Fahrzeuge sind seither gefolgt. Die Fahrzeuge des Reinigungsfuhrparks werden zu 41 Prozent elektrisch angetrieben. Was größtenteils noch fehlt, sind die Alternativen für Schwerlastfahrzeuge.
„Bestärkt durch den erfolgreichen Betrieb zweier Müllkraftwagen (MKW) mit Brennstoffzellenantrieb seit 2021 werden wir auch zukünftig auf diese Technologie bei der Abfallsammlung setzen. Seit vergangener Woche ist ein weiteres mit Wasserstoff angetriebenes Fahrzeug für die Sperrmüllsammlung im Einsatz. Fünfzehn weitere sollen bis Ende 2023 folgen“, kündigt ASF-Geschäftsführer Michael Broglin an. Eine Wasserstofftankstelle gab es in Freiburg anfangs noch nicht. Die bereits angeschafften MKW mussten deshalb einmal wöchentlich an einer 75 Kilometer entfernt gelegenen Wasserstofftankstelle betankt werden. Auch wenn es inzwischen eine leistungsfähige Wasserstofftankstelle auf Freiburger Gebiet gibt, so fehlt es an lokalen Produktionsstätten, die grünen Wasserstoff herstellen. „Als langjähriger Energiepartner der ASF unterstützen wir dieses Leuchtturmprojekt, bei dem auf der ehemaligen Deponie Eichelbuck mit bifazialen Solarmodulen grüner Wasserstoff für den Betrieb der Müllfahrzeuge erzeugt und direkt vor Ort auch getankt werden soll“, so badenova-Vorstand Heinz-Werner Hölscher. Bifaziale Module werden nicht wie bei einem Solardach liegend installiert. Sie stehen vielmehr aufrecht und können mit ihrer Vorder- und Rückseite Solarenergie einfangen. Eine Elektrolyse-Anlage vor Ort könnte rund 120 Tonnen Wasserstoff pro Jahr erzeugen.
Die großen Vorteile von Wasserstoff in diesem speziellen Einsatzbereich liegen auf der Hand: „Wasserstoff ist eine perfekte Lösung für den Schwerlastverkehr, wenn energieintensive Vorgänge wie das (häufige) Anfahren oder im vorliegenden Beispiel der Müllwirtschaft das Verpressen im Laderaum batteriebetriebene Elektrofahrzeuge schnell in die Knie zwingen würden“, erläutert Thorsten Kuhlmann, energiepolitischer Sprecher der badenova gegenüber dem Wochenbericht.

Sven Meyer
Lesen Sie weiter auf Seite 2.

Zurück
In dieser Ausgabe lesen