Was die Inflation bedeutet
Die Inflation lag im Mai bei fast acht Prozent: Auch in Freiburg spürt man dies in allen Bereichen
Waren und Dienstleistungen kosteten im Mai durchschnittlich 7,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt an diesem Dienstag mitteilte. Vielen Verbrauchern wird in Anbetracht der sich immer schneller drehenden Preisspirale schwindelig. Doch wie wirkt sich die Inflation konkret vor Ort aus?Wie sehr die Geldentwertung durchschlägt, zeigen folgende Beispiele: Ein Schüler-Döner kostete bei einem Imbiss in der Wiehre vor kurzem noch drei Euro. Nun sind es 4,50 Euro. Bedeutet: 50 Prozent Aufschlag. Für den normalen Döner werden in Freiburg inzwischen häufig 7 Euro verlangt. Im Schnitt zahlt der Kunde 30 Prozent mehr. Ein großer Fitness-Discounter teilte seinen Kunden kürzlich mit, dass er die Beiträge um 20 Prozent anheben muss. Und auch das belegte Brötchen beim Bäcker gibt es kaum noch unter 3,50 Euro, während das Päckchen Markenbutter die 3-Euro-Marke hinter sich gelassen hat. Vieles ist gerechtfertig, aber nicht alles: „Es gibt in solch einer Situation immer auch Trittbrettfahrer, die kräftig zulangen, ohne dass es die Produkte oder die Dienstleistung rechtfertigen würden“, weiß Freiburgs Sparkassen-Chef Marcel Thimm.
„Derartige hohe Preissteigerungen hatten wir, solange ich zurückdenken kann, noch nie“, erklärt Peter Spindler, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Südbaden. Und natürlich werde der Handel – egal, ob Lebensmittel oder Textil – diese Preise an den Verbraucher weitergeben müssen. Das wiederum bedeutet, dass einkommensschwache Haushalte, die einen Großteil ihrer Einkünfte für Verbrauchsgüter ausgeben müssen, überproportional betroffen sind, wie Marcel Thimm erklärt (Anmerkung der Red.: Lesen Sie dazu das Interview auf Seite 2).
Bei der Freiburger Tafel macht sich das längst bemerkbar. „Es sind derzeit viel mehr Menschen auf die Tafel angewiesen und das hat bei weitem nicht nur mit Flüchtlingen zu tun“, berichtet Catrin Mecklenburg, Leiterin des Tafelladens. Die Situation sei so angespannt, dass man täglich 30 bis 40 Menschen wieder nach Hause schicken müsse. Doch auch Normalverdiener spüren die Preissteigerung zunehmend: „Das wird sich negativ aufs Konsumverhalten auswirken“, prognostiziert Peter Spindler.
Einer der Hauptkostentreiber sind dabei die Energiepreise. Was das konkret bedeutet, erklärt Badenova-Sprecherin Michaela Röhm: „Im Erdgas haben wir die Preise für die Grundversorgung aufgrund der extrem gestiegenen Beschaffungspreise zum 1. Mai anheben müssen. Das bedeutet für einen typischen Verbrauch von 17.500 kWh eine Erhöhung von knapp 60 Prozent.“ Auch, wenn der Unmut bei vielen Kunden groß sei, verzeichnet die Badenova kaum Wechsel, da der gesamte Markt die Preisschritte vollziehe. Dass auch Sprit trotz der Steuersenkung auf Kraftstoffe ebenfalls stark gestiegen ist, merkt jeder Autofahrer an der Zapfsäule.
Lebensmittelpreise steigen
Ohne Energie und Lebensmittel würde die Inflationsrate nur bei 3,8 Prozent liegen – doch alles ist miteinander verknüpft: So sind die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte so stark gestiegen wie noch nie. Denn die Landwirtschaft ist äußerst energieintensiv und Landwirte sind zudem auf die Beschaffung von teurer werdenden Düngemitteln, Futter etc. angewiesen. Die Konsequenz sind steigende Lebensmittelpreise. „Dazu kommt, dass wirtschaftliche Betriebe investieren müssen. Durch die gestiegenen Zinsen werden Kredite für die Landwirte jedoch sehr teuer“, erläutert Martin Armbruster, Referent für Markt- und Erzeugerfragen beim Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband. Seine Prognose: in den kommenden Jahren wird die allgemeine Verteuerung anhalten.
Sven Meyer
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