Sauna bei Minus 180 Grad Celsius
Wie fühlt sich es sich zum ersten Mal im Eistank an? Die Kältesauna im Prana Freiburg im Selbsttest
Wer sich in Freiburgs erste kommerzielle Kältesauna begibt, ist Temperaturen von bis zu Minus 180 Grad Celsius ausgesetzt. Der Freiburger Wochenbericht wollte wissen, wie sich das anfühlt und wie der Körper darauf reagiert und machte den Selbstversuch. Als ich mich auf den Weg in die Eisenbahnstraße 54 mache, um die neue Kältesauna im Prana Freiburg zu testen, verspüre ich eine Mischung aus Neugier und Skepsis gegenüber dem, was mich erwartet. In Sachen Sauna bin ich bis dato noch völlig unerfahren und zudem auch noch äußerst kälteempfindlich. Gleichzeitig will ich wissen, wie mein Körper auf den dreiminütigen Kälteschock reagieren wird.
Auf der Website werden der Kältesauna mannigfaltige positive Effekte zugeschrieben. So soll die Kälte bei verschiedensten seelischen und körperlichen Leiden heilend wirken, Sportlern eine rasche Regeneration ermöglichen und obendrein noch als Beautymethode geeignet sein.
Als ich im Prana ankomme, werde ich von Sven Kühnöl und seiner Frau Mirjam begrüßt. Seit zehn Jahren unterhalten sie das Prana Freiburg, wie mir der ausgebildete Heilpraktiker erzählt. Prana kommt aus dem Indischen und steht für Lebensenergie. In der Praxis wurden bislang unter anderem Floating, Hypnose, Salzraum-Therapie und Massagen angeboten. Jetzt also auch die aus dem Spitzensport bekannte Kältetherapie.
Nach einer kurzen Führung durch die Räumlichkeiten, bei der ich einen Blick auf die anderen Angebote erhasche, geht es auch schon zum Test der neuen Kältesauna. Mit einer klassischen Sauna hat diese zumindest äußerlich eher wenig gemeinsam. Sie ähnelt einer gigantischen Thermoskanne mit einer Öffnung am oberen Ende. Während ich mich bis auf Socken und Unterhose ausziehe, beginnt Sven Kühnöl damit, die Anlage auf Betriebstemperatur zu bringen. Die Kälte wird über einen großen Stickstofftank erzeugt. Dieser gasförmige Stoff ist das Zaubermittel, um die extremen Minustemperaturen zu schaffen.
Gleichzeitig ist der Stickstoff aber auch einer der Gründe für den zumindest im Vergleich zu der klassischen Sauna hohen Preis. 39 Euro kostet ein Saunagang. Rabatt gibt es für Paare und Gruppen, da die Anlage, sobald sie erst einmal runtergekühlt ist, weniger Stickstoff verbraucht: Für zwei Personen liegt der Preis bei 72 und bei vier Personen bei 116 Euro.
Im Stickstoffnebel
Bei etwa Minus 100 Grad Celsius ist es dann soweit: Mit einer übergroßen Halskrause bekleidet, die verhindert, dass ich den Stickstoff einatme, betrete ich den Tank. Mit einem Lift im Inneren werde ich so weit nach oben gefahren, dass sich mein Kopf über dem Stickstoffnebel befindet. Sofort zeigt sich die Besonderheit dieser Kältesauna, denn die Kälte fühlt sich nicht unangenehm an. Ich friere zwar, aber lange nicht so sehr, wie es eine dreistellige Minustemperatur vermuten ließe. Das liegt daran, dass die erzeugte Kälte „trocken“ ist. Im Gegensatz zu der feuchten Kälte, in der ich auf dem Fahrrad beim Hinweg gefroren hatte, ist die Kälte im Tank wesentlich angenehmer.
Nach etwa der Hälfte der insgesamt drei Minuten ist die Temperatur bei den maximalen Minus 180 Grad Celsius angelangt. Nach zwei Minuten fange ich merklich an zu zittern, dennoch ist die Kälte gut auszuhalten. Kurz darauf zählt Sven Kühnöl schon die letzten Sekunden hinunter. Der Tank wird geöffnet und ich trete wieder in die warme Luft der Praxis. Schnell wird mir wieder warm und ich fühle mich richtig gut. Ist das die Endorphinausschüttung? Jedenfalls scheint an der euphorisierenden Wirkung des Kälteschocks tatsächlich etwas dran zu sein. Ob das den vergleichsweise hohen Preis rechtfertig? Darüber bin ich mir nicht ganz schlüssig. Mit Sicherheit gibt es aber Menschen, bei denen die dreiminütige Kälte wesentlich mehr bewirken kann – vielleicht sogar schönere Haut. Einen nachhaltigen Effekt hatte der Besuch der Kältesauna bei mir in jedem Fall: Gefroren habe ich den ganzen Tag nicht mehr.
Felix Reimann