„Nicht mehr weitermachen wie bisher“

Lokales

Mit einem Banner am Schlossbergturm wollten Klimaaktivisten, die sich Marderbande nennen, ein Zeichen setzen – Interview

Am Sonntagmorgen machten Sie mit einem Banner am Schlossbergturm auf sich aufmerksam. Was steckt hinter der Aktion? Welche konkreten Forderungen haben Sie an die Stadt Freiburg?

Marderbande: Die Stadt Freiburg bezeichnet sich selbst als „Green City“. Uns erscheint es jedoch so, als würde sie zwar versuchen, dieses Image aufrechtzuerhalten, aber nicht ausreichend danach handeln und so immer mehr zur „Greenwashing City“ werden: Das Klimacamp soll für den Weihnachtsmarkt vom Rathausplatz weichen und darf im Anschluss nur mit zwei statt vier Zelten zurückkommen. Im Dietenbachwald sollen für den neuen Stadtteil vier Hektar gesunder Wald gerodet werden, während die Option der Nachverdichtung oder schlicht Nutzung von bereits versiegelten Flächen nicht vollständig ausgeschöpft wird. Die Rempartstraße bleibt weiterhin frei für den Durchgangsverkehr aus beiden Richtungen. Wir finden, das Profitinteresse steht hier über dem Erreichen von Klimazielen und damit dem Erhalt des Planeten. Wir fordern, dass die Stadt Freiburg beginnt, nach dem Prinzip „Planet Over Profit“ zu handeln und sich so möglicherweise wirklich zur „Green City“ wird. Viele Bürger*innen in Freiburg setzten sich in unterschiedlichen Projekten für mehr Klimagerechtigkeit ein. Wir fordern, dass dieses Engagement und die Anliegen ernstgenommen werden und die Stadt auf wissenschaftlich fundierte Forderungen, wie 
die des Klimacamps oder diverser Klimagerechtigkeitsgruppen eingeht anstatt weiter zu machen wie bisher.


Hitze, Extremwetterereignisse – der Klimawandel zeigt sich in diesem Jahr deutlich. Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Botschaft für eine lebenswerte Zukunft nun in Politik und Gesellschaft auf offenere Ohren stößt?

Marderbande: Natürlich wünschen wir uns, dass die Anzeichen der Klimakrise, die immer deutlicher zu spüren sind, endlich tatsächlich ernst genommen werden und konsequent dagegen gehandelt wird. Leider sehen wir bisher trotz Hitzewellen und Extremwetterereignissen keine Kehrtwende der Politik und des Systems zu echter Klimagerechtigkeit. Die Bedrohung durch die zunehmende Klimakrise ist aus wissenschaftlicher Sicht seit Jahrzehnten bekannt; seit Jahren werden Forderungen auch aus der Zivilgesellschaft lauter. Zwar werden Selbstverpflichtungen und Abkommen getroffen - jedoch nicht umgesetzt oder nicht ausreichend wirkungsvoll. Aus diesem Grund wollen wir mit unserer Aktion auf diesen großen Missstand hinweisen und fordern konsequente Maßnahmen der Politik. Denn: die Klimakrise ist hier und bedroht unsere Lebensgrundlage stärker den je.

Gab es Kritik an Ihrer Aktion? Wenn ja, können Sie diese nachvollziehen?

Marderbande: Bisher hat uns keine Kritik zu unserer Aktion erreicht. Die Banner stellen keine Gefahr für Besucher*innen des Schlossbergturms dar und wir zeigen damit unsere Forderungen an Politik und Zivilgesellschaft. Es ist uns wichtig, niemanden auf menschlicher Ebene persönlich anzugreifen, sondern Politik, Stadt und Gesellschaft auf die Dringlichkeit des Handelns gegen die Klimakrise hinzuweisen.
Sie wollten mit den Bannern zudem auf den globalen Klimastreik von FFF am 15. September aufmerksam machen. Die Organisation feiert gerade ihr fünfjähriges Bestehen. Wie beurteilen Sie die Arbeit von FFF rückblickend?Marderbande: Wir solidarisieren uns mit FFF und ihren Forderungen und respektieren ihr Wirken und das bisher erreichte, allerdings sehen wir uns nicht in der Position deren Arbeit zu beurteilen. Uns ist es wichtig, dass zum einen viele Menschen auf der Straße für Klimagerechtigkeit demonstrieren, aber wir wollen auch endlich echte Handlungen in der Politik sehen.

 

Hinweis: Keiner der Aktivisten wollte namentlich genannt werden, daher die Anonymisierung als Marderbande.