Was die Mitgliederzahlen angeht, haben sich Freiburgs Sportvereine von den Coronajahren wieder merklich erholt. Sport im Verein zu treiben, das scheint aktuell beliebter denn je zu sein – allen Unkenrufen über das vermeintlich piefige Vereinsleben zum Trotz.
Die Mitgliederzahlen des Badischen Sportbunds (BSB) sprechen eine eindeutige Sprache. Mit 976.581 Mitgliedern erreichten die Zahlen in den südbadischen Sportvereinen ein neues Rekordhoch. Damit ist der Einbruch bei den Mitgliederzahlen, der eine Folge der Coronajahre war, endgültig überwunden. Wobei es eine echte Austrittswelle, wie es sie in anderen Teilen Deutschlands gab, hier gar nicht gab. „Was fehlte, das waren die Neueintritte“, wird Gundolf Fleischer, Präsident des Badischen Sportbundes Freiburg, in einer Pressemitteilung zitiert.
Absoluter Primus bei den Mitgliederzahlen in Freiburg ist natürlich Fußball-Bundesligist SC Freiburg. Der SC konnte gerade erst sein 60.000 Mitglied begrüßen. Dahinter folgt die Sektion Freiburg des Deutschen Alpenvereins mit 17.381 Mitgliedern (+930 gegenüber 2022), die 6.778 Mitglieder der Freiburger Turnerschaft von 1844 (+389) und der Mountainbike Freiburg e.V. mit 2.501 Mitglieder (+134). „Die Mitgliederzahlen haben sich seit dem zweiten Halbjahr 2021 wieder sehr positiv entwickelt“, erläutert Peter Gerspach, Geschäftsführer der FT Freiburg. Im Coronajahr 2021 lag der Verein nur bei 6.124 Mitgliedern. „2022 war dann mit Abstand unser stärkstes Jahr, was die Gesamteintritte angeht, gleichzeitig haben weniger Menschen gekündigt“. Zwar sei die Entwicklung 2023 nicht ganz so gut wie im Vorjahr – „und trotzdem noch besser als alle Jahre zuvor“, so Gerspach. Hinzugekommen seien „insbesondere viele, wirklich sehr viele Kinder und zwar neue. Das freut uns wahnsinnig.“ Ein Punkt, den auch Gundolf Fleischer hervorhebt: Gerade bei den Kleinsten sei es „vielen Vereinen gelungen, seit dem letzten Winter deutlich an Mitgliedern zuzulegen.“
Das Gros der Mitglieder (40,74 Prozent) in Südbaden verteilt sich auf kleinere und mittlere Vereine zwischen 301 bis 800 Mitgliedern. Manche Sportvereine stoßen angesichts des Booms aber an Grenzen, wie der Freiburger Tennis-Club mit seinen 958 Mitgliedern (2017: 450). „Wir sind inzwischen der mitgliedsstärkste Tennisclub in Baden – und natürlich deutlich der Größte in Freiburg. Darauf sind wir auch mächtig stolz“, berichtet Clubmanagerin Eva Birkle-Belbl. Trotzdem habe der FTC die Aufnahme pro Jahr begrenzen müsse, so dass gar nicht alle Interessenten einen Platz erhalten.
Peter Gerspach nennt unter anderem den „sozialen Aspekt“ als großen Pluspunkt der Vereine. „Zunächst war man durch Corona isoliert, dann entbrannte ein Krieg innerhalb Europas. Ich denke das beide Krisen dazu geführt haben, dass trotz allem Streben nach Individualität, die Sehnsucht nach Gemeinschaft innerhalb der Gesellschaft größer geworden ist.“ Vereine, sagt er, seien ein sicherer Ort, um Sport zu treiben. „Dies ist ein wichtiger Pluspunkt in einer Zeit, in der viele Dinge als unsicher erscheinen“, so Gerspach.