So viele Menschen wie nie legen eine Führerscheinprüfung ab. Allen Diskussionen rund um den Klimaschutz zum Trotz trifft das auch auf die Generation Z zu,
die dem Auto besonders kritisch gegenüber steht. Auch in der Green City Freiburg ist das so.
Die Gründe dafür sind vielfältig.
Wie der TÜV ermittelte, gab es 2022 in Deutschland insgesamt rund 3,6 Millionen praktische und theoretische Führerschein-Prüfungen – damit wurde der bisherige Rekordwert aus dem Jahr 2019 um rund 20.000 praktische Prüfungen übertroffen.
Überraschend: Auch die Generationen Z, die an Fridays-for-Future-Demos teilnimmt, die großen Straßenbauprojekten wie den Freiburger Stadttunnel kritisch gegenüber steht und die dem Auto eine generell geringere Bedeutung beimisst, lehnt das Autofahren nicht rundweg ab. „Eine Abkehr vom Auto infolge des Generationenwandels lässt die ADAC-Befragung nicht erwarten“, sagt Claudia Ploh, Pressereferentin beim ADAC Südbaden und verweist auf eine ADAC-Mobilitätsstudie vom Februar dieses Jahres, für die 2.000 Personen ab 18 Jahren befragt worden sind. Das Ergebnis: Die 18- bis 25-Jährigen gehen viel häufiger als die über 25-Jährigen davon aus, den Pkw im Jahr 2026 mehr zu nutzen als aktuell – sowohl als Fahrerinnen und Fahrer (38 Prozent), als auch als Beifahrende (13 Prozent) und durch Carsharing (12 Prozent). Mit dem Flugzeug wollen sie in Zukunft auch öfter unterwegs sein (19 Prozent) als heute. Der Klimaschutz zähle für die jungen Menschen „zu den Top-Prioritäten der Verkehrspolitik. Ein Verzicht auf Pkw und Flugzeug kommt für die meisten von ihnen allerdings nicht infrage“, sagt ADAC-Sprecherin Ploh.
Dass der Führerschein auch für die klimabewusste Generation junger Menschen unverzichtbar bleibt, kann der Freiburger Fahrschulbetreiber Sascha Fiek bestätigen. „In der Tat brauchen auch junge Menschen weiterhin den Führerschein, ganz oft für den Job. Im urbanen Umfeld ist die Notwendigkeit, den Führerschein zu erwerben, sicherlich geringer als auf dem Land. In der Stadt sind es daher ganz oft die Eltern als treibende Kraft, die ihre Kinder animieren, den Führerschein zu machen“, berichtet Fiek.
Gleichwohl zähle unter den jungen Menschen das Auto längst nicht mehr als Statussymbol. „Für die Generation Z ist das Auto mehr ein Werkzeug, um von A nach B zu kommen. Das Bewusstsein für den Klimaschutz ist bei diesen Menschen durchaus vorhanden und die Bedeutung des Autos nimmt ab. Aber manche sehen die Notwendigkeit und machen den Führerschein auch.“ Das deckt sich mit der ADAC-Umfrage, derzufolge die Jüngeren eher bereit seien, auf den ÖPNV umzusteigen – sofern das Angebot bei Bus und Bahn stimme und die Zuverlässigkeit sich spürbar verbessere. Sogar der Verzicht auf ein Auto im Haushalt ist in den kommenden fünf Jahren wahrscheinlicher als bei der Ü-26-Altersgruppe.
Auch der Führerschein wird immer teurer
Dass unterm Strich mehr Menschen als früher den Führerschein machen, liege wohl daran, dass man im Laufe eines Lebens irgendwann an den Punkt komme, an dem man die Fahrerlaubnis eben doch benötige. „Immer mehr Menschen machen ihn später, aber sie machen ihn irgendwann“, sagt der Freiburger Fahrschulbetreiber Sascha Fiek.
Daran änderten auch die hohen Kosten nichts. „Grundsätzlich sind die Kosten für den Führerschein – wie bei anderen Dienstleistungen auch – in den vergangenen Jahren gestiegen. Einfluss auf die Tarife der Fahrschulen hat auch ihre Ausstattung mit zum Teil teurer Technik wie etwa Fahrsimulatoren. Aktuell wirken sich zusätzlich die hohen Spritpreise und andere Kostensteigerungen darauf aus“, sagt Claudia Ploh vom ADAC Südbaden.
Höhere AnschaffungskostenAuch die Anschaffungskosten für die Fahrzeuge und die Personalkosten seien nach oben geschnellt, so Fiek, der in seiner Fahrschule Teuerungen von zehn Prozent in den letzten eineinhalb Jahren verzeichnet. Und wie bezahlen die Fahrschüler das? Fiek sagt: „Ein Großteil wird finanziert durch die Unterstützung von Eltern und Großeltern, Geschenke zu Weihnachten oder Geburtstag und auch Führerschein-Gutscheine spielen eine Rolle. Ein etwas kleinerer Anteil der Fahrschüler muss den Führerschein selber finanzieren, beispielweise durch Minijobs.“