„Bis hierher und nicht weiter!“

Lokales

Aktionsbündnis „Hände weg vom Dietenbachwald“ startet Online-Petition – Interview mit dem Sprecher Christian Zissel.

Es wird konkret: In dem neuen Stadtteil Dietenbach sollen zukünftig rund  16.000 Menschen wohnen. Für den ersten Bauabschnitt „Am Frohnholz“ hat der Gemeinderat kürzlich den ersten Bebauungsplanentwurf beschlossen. Doch dafür müssten auch Dinge weichen: Zum Beispiel ein Teil des Langmattenwäldchens. Dagegen hat sich Widerstand  formiert. Mit einer Online-Petition und weiteren Aktionen will ein Bündnis für den Erhalt von rund 3.500 Bäumen kämpfen.

Herr Zissel, rote T-Shirts, Plakate und Musik – am vergangenen Samstag starteten  Sie und Ihre Mitstreiter eine Menschenkette im Rieselfeld. Was war der Hintergrund der Aktion?

Christian Zissel: Wir wollten mit der Menschenkette eine rote Linie ziehen: Bis hierher und nicht weiter. Trotz Regen sind an diesem Tag rund 100 Menschen gekommen, um sich für den Erhalt des „Dietis“ zu positionieren. Die Stadt Freiburg möchte rund fünf Hektar dieses wunderschönen Waldes fällen, dagegen wehren wir uns.


Wer ist „wir“?

Zissel: Wir sind das  Aktionsbündnis „Hände weg vom Dietenbachwald“, ein großes Netzwerk aus Anwohnern, Naturschutzverbänden wie dem BUND oder dem Nabu sowie dem BürgerInnenverein Rieselfeld.
Aktuell haben Sie als Bündnis außerdem eine Online-Petition ins Leben gerufen mit momentan rund 800 Unterstützern. 


Was fordern Sie konkret?

Zissel: Der Wald ist eine wichtige Kühloase im Stadtteil, er ist nicht nur Freizeitbereich, er beherbergt einen unwahrscheinlichen Artenreichtum und die Rodung gefährdet auch bedrohte Arten wie den Hirschkäfer, aber auch Haselmaus, Kuckuck und Bechsteinfledermaus. Die Stadt Freiburg hat selbst vor nur vier Jahren ein Artenschutz- und Klimamanifest beschlossen, das sollte jetzt auch ernst genommen werden. Zudem macht das Wäldchen gerade einmal drei Prozent des Plangebietes aus. Wir glauben, dass hier Umplanungen noch möglich und notwendig sind. Im November wollen wir die bis dahin hoffentlich sehr vielen  Unterschriften an Bürgermeister Martin Horn symbolisch übergeben.


Ein kleiner Streifen des Waldes soll ja stehen bleiben …

Zissel:  Dieser zurechtgestutzte Streifen von rund 30 Metern Breite hat unserer Meinung nach  nicht die Fähigkeit, die Luft wesentlich abzukühlen. Stürme, Hitze und Dürre werden den dünnen Baumreihen dort derart zusetzen, dass aus dem gesunden Wald ein kränklicher Rest wird. 


Stellen Sie auch den neuen Stadtteil Dietenbach insgesamt in Frage? Immerhin braucht Freiburg dringend neue Wohnungen …

Zissel: Wir wenden uns explizit nicht gegen den neuen Stadtteil als solches. Uns geht es ganz konkret um den „Dieti“. Hier im speziellen sind neben der Stadtbahntrasse, Schul- und Sportflächen auch sechs Townhouses geplant. Letztere sollen dort entstehen, wo aktuell noch die Waldbesetzer aktiv sind. Für deren Gärten werden unter anderem Rodungen stattfinden. Das halten wir klimatechnisch für unsinnig und es würde bedeuten: Luxuswohnraum für wenige anstelle von Wald für alle. 

Das Interview führte Claudia Kleinhans.