Das Reisefieber ist zurück

Lokales

Start in die großen Ferien: Wie und wo die Freiburger in diesem Jahr Urlaub machen.

 

Sommer, Sonne, Urlaubszeit. Trotz Rekord-Inflation und Klimadebatte scheint die Reiselust der Freiburger ungebrochen. Hoch im Kurs: Fernreisen und Urlaube in die nordischen Länder.

Raus aus der Stadt, rein in den Urlaub: Die Freiburger zieht es in diesem Jahr wieder in die Ferne. Nach den beiden Jahren im Corona-Tiefschlaf sei  auch 2023 noch ein Nachholeffekt zu spüren, verrät Rolf Köchl, Abteilungsleiter in der Geschäftsstelle Reisebüro & Touristik des ADAC Südbaden. Neben den klassischen Destinationen im Süden Europas wie Spanien und Griechenland, stehen als Überraschungsgäste nordische Länder wie Norwegen, Dänemark oder Schweden ganz oben auf der Liste. „Aber auch Fernreisen, wie beispielsweise nach Kanada sind sehr gefragt“, so der Reiseexperte. Ebenfalls wieder beliebt: Nordafrika mit Ägypten oder  Tunesien. Diese waren von den Veranstaltern einige Zeit weniger offeriert worden, nun aber wieder voll im Programm, verrät Köchl. Neben den etwas günstigeren Preisen binde vor allem der Tauchtourismus eine große Stammkundschaft.

Comeback für Kreuzfahrten

Auch die Türkei und – natürlich – die Kanaren stehen bei den Freiburgern  aktuell hoch im Kurs, weiß Birgit Kaiser, Inhaberin und Geschäftsführerin bei „reisen hoch drei“ aus Bahlingen, die in Freiburg eine Filiale in der  Herrenstraße betreiben. Auch sie kann außerdem zunehmendes Interesse am Norden Europas bestätigen. Oft gebucht würden beispielsweise die „Hurtigruten“, Postschiffreisen entlang der Norwegischen Westküste. „Auch die Kreuzfahrten insgesamt erholen sich zunehmend“, weiß Kaiser.  Dass die teilweise hohen Temperaturen die Menschen in den Norden treiben, glaubt Kaiser nicht, „es ist eher der Reiz noch weniger frequentierte Orte zu finden.“ 
Der Umweltgedanke habe durchaus Einzug in die Urlaubsplanung genommen, wenn auch nicht in dem Sinne, dass man auf eine Reise verzichte. Jedoch seien nachhaltige und grüne Angebote von Reiseveranstaltern durchaus gefragt, verrät Kaiser. Das kann auch Rolf Köchl vom ADAC bestätigen: „Reedereien und Veranstalter haben das Thema aufgegriffen und setzen mehr und mehr auf ökologische Alternativen. Wie mit Flüssiggas betriebene Kreuzfahrtschiffe oder auch Nachhaltigkeit – beispielsweise bei der Energiegewinnung – in den Hotels selbst.“ Dass Reisende ihre Urlaubsentscheidung allein vom Thema Klimaverträglichkeit abhängig machen, sehen bisher allerdings weder Köchl noch Kaiser. 
Diese Erfahrung will man bei Avantireisen so nicht teilen: „Es gibt tatsächlich viele Kunden, für die der Umwelt- oder Klimaaspekt eine Rolle spielt. Wir hoffen, dass es immer mehr werden.  Tatsächlich träumen wir davon seit über 30 Jahren als Unternehmen, das ausschließlich Reisen mit dem klimaverträglichsten Verkehrsmittel anbietet. Aber für viele Urlauber scheint das immer noch völlig irrelevant“, erklärt Brigitte Meister, Pressesprecherin des Busreisespezialisten aus Freiburg.
Fakt ist: Reisen ist teurer geworden. Inflation und Energiepreise schlagen bis zum Endkunden durch: „Auf den Urlaub wollen die Freiburger dennoch nicht verzichten“, so Köchl, „da wird eher an anderen Dingen gespart“, so Birgit Kaiser. Das könne sich natürlich in Zukunft ändern, „noch spüren wir aber nichts.“
Christine Lengler von Winterhalter Reisen in Oberried ergänzt: „Die Reiseveranstalter haben bereits zum Jahresbeginn deutlich die Preise erhöht. Viele Urlauber haben aus Sorge vor weiteren Preiserhöhungen  bereits früh gebucht. Das hat sich rückblickend ausbezahlt. Die noch vorhandenen Kapazitäten sind gering bei gleichzeitig steigenden Preisen. Die Chancen, ein Last-Minute-Schnäppchen für die Sommerferien zu ergattern, sind geringer als noch vor ein paar Jahren.“

Kroatien in diesem Jahr weniger nachgefragt

Das Mittelmeerland mit der wunderschönen Adriaküste war ein gefragter Geheimtipp in den vergangenen Jahren. Nun scheint die Nachfrage ein wenig zurück zu gehen. Das könnte unter anderem am Beitritt zum Schengenraum und der Einführung des Euro liegen, vermutet Köchl: „Im Vergleich zu den anderen Mittelmeeranrainern haben die Preise nun deutlich angezogen und unterscheiden sich kaum noch von denen in Italien oder Spanien.“ Ein Indikator für die geringere Nachfrage sei beispielsweise  der Verkauf der Österreich-Vignette, da Kroatien ein klassisches Autoreiseland sei.

Claudia Kleinhans