Geschichte mal anders

Lokales

Historix-Tours wird 25 – Hartmut Stiller ist Mitbegründer und vor allem als der „Nachtwächter“ in der Stadt bekannt.

Die Laterne ist ihr Markenzeichen – wenn die Guides von Historix-Tours durch die Gassen der Stadt wandern sind sie meist leicht zu erkennen. Wenn es nicht die Laterne ist, dann gibt die altertümliche Gewandung den entscheidenden Hinweis. 
„Angefangen hat alles mit unseren Ghostwalks“, erklärt Hartmut Stiller, der Historix-Tours vor 25 Jahren gemeinsam mit Nicola Aly ins Leben gerufen hat. Nach seinem Studium der Geschichte arbeitete Stiller am Wallgrabentheater, Aly in der Tourismusbranche. Gemeinsam kam den beiden die Idee, „Stadtführungen mal anders“ zu präsentieren, wie Stiller berichtet. Unterhaltsamer, mitreißender wollten die beiden den Touristen in der Stadt die Geschichte Freiburgs näherbringen. „Wir wollten die Bühne auf die Straße verlegen“, erinnert sich Stiller, „und  Sagen, Legenden und Spukgeschichten als Vehikel, um historische Episoden unserer Stadt zu vermitteln.“ Ihre Inspiration dafür hatten sie aus Ghost-Walks in England und Schottland. Gesagt getan: Drei Touren markierten den Start, es ging um Hexenverfolgung und „Mörder, Gräber und Gespenster“.  Und das kam gut an. Schnell knüpfte er Kontakte zu den Schauspielern des Wallgrabentheaters, die begeistert als Tour-Guides mit einstiegen. „Auch, dass eine Verkleidung nochmal besser bei den Zuschauern ankommt, hatten wir bald raus“, so Stiller. Genau am 3. August jährt sich der erste Walk zum 25. Mal. 
Inzwischen hat Historix-Tours mehr als 60 Touren im Portfolio, täglich wird geführt, auch bei Schnee und Eis oder an Feiertagen wie Weihnachten oder Silvester. „Das war uns immer besonders wichtig“, erklärt Stiller, „dass wir an allen Tagen des Jahres einen Walk anbieten.“ Und auch der Fundus ist gewachsen. In den Büroräumen in der Wallstraße hängen die Garderobenstangen voller Mäntel, Kleider und Jacken der verschiedensten Epochen.
Seine Ideen für die Touren holt sich der studierte Historiker aus Archiven, antiquarischen Büchern, oder Zeitungsausschnitten. „Rund ein Jahr brauche ich teilweise bis ein Walk spielfertig ist“, verrät er. Dass er selbst als Tourguide unterwegs ist, überrascht den Mann mit der tiefen Stimme selbst ein wenig: „Im Studium habe ich Referate weniger gemocht, ich war immer wahnsinnig nervös“, berichtet er. Das sei auch heute manchmal noch so, vor allem bei neueren Touren. Dennoch führt er inzwischen routiniert, ist dank Laterne und Kostüm als der „Nachtwächter“ bekannt. „Auch, wenn ich als Mönch unterwegs bin, nennen mich die Menschen manchmal so, schon lustig“, lacht Stiller. Das Publikum bei den Walks ist gemischt, ältere und jüngere, Freiburger und Touristen finden sich zusammen um den Geschichten, die manchmal gruselig, manchmal amüsant, aber vor allem immer informativ und unterhaltsam sind, zu lauschen.
Stiller und sein Team sind trotz 25 Jahren im Geschäft immer weiter neugierig und auf der Suche. So kann sich Stiller beispielsweise auch eine Tour zur NS-Geschichte in der Stadt vorstellen.  Auch Touren zu moderneren Verbrechen fände Stiller interessant. Und Lieblingstouren hat er natürlich auch: Zum Beispiel die Filmtour, die Biertouren oder den Ghost-Walk  „Vampire, Blut und böse Buben“. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht: „Zum 50-jährigen Jubiläum bieten wir einfach Rollator-Touren an“, scherzt er.


 Claudia Kleinhans

 

Infobox: Als besonderes Bonbon führt am 3. August  –  dem exakten Jubiläumstag –  Hartmut Stiller noch einmal den Ur-Ghost-Walk von 1998 durch. Es ist „Mörder, Gräber und Gespenster“ um 19.30 Uhr. Treffpunkt: „Am Predigertor“, Ecke Rotteckring / Unterlinden. Mehr Infos auch im Netz auf historix-tours.de