Das Freiburger Tierheim ist mehr als voll: Über 70 Katzen und mehr als 30 Hunde warten hier auf neue Besitzer. Eine Besserung ist nicht in Sicht, „eine Entlastung im Winter wie in den vergangenen Jahren gibt es nicht“, so Tierheim-Leiter Marco Marsovszky. Gleichzeitig ist die Spendenbereitschaft eingebrochen. Das gilt auch für die Freiburger Tiertafel. Hierher kommen immer mehr, weil sie sich Futter und Co. für ihren Vierbeiner nicht mehr leisten können. „Wir sind weiterhin übervoll, in den vergangenen Jahren kamen die meisten Tiere im Sommer zu uns, dann wurde es ruhiger, aber dieses Jahr ist das nicht so. Im Gegenteil, allein in dieser Woche müssen wir aufgrund einer Beschlagnahmung zwölf weitere Katzen aus schlechter Haltung aufnehmen.“ Derzeit werden im Tierheim auch wieder viele Katzenbabys versorgt, fünf Würfe mit jeweils bis zu fünf Babys.
Nicht nur in den Katzenräumen platzt das Tierheim aus allen Nähten, auch die Hundeboxen sind bis auf die letzte voll. Eigentlich gibt es maximal 26 Einzelplätze, doch mehr als 30 Hunde sind derzeit hier untergebracht. Darunter „eine wahnsinnige Menge an sogenannten Listenhunden, einige Tiere, deren Besitzer ins Altersheim gekommen sind und auch viele problematische Tiere. Sie waren süße Welpen, haben aber keinerlei Erziehung genossen und werden dann abgegeben,“ erklärt der Tierheim-Leiter. Wenn Notfälle rein kommen, wird eine Pflegestelle gesucht oder „unsere Tierpfleger überlegen, ob sie noch ein Tier mit nach Hause nehmen können.“
Die Auswirkungen der Inflation oder auch die Erhöhung der Gebühren der Tierärzte sind spürbar: „Viele können sich ihr Tier nicht mehr leisten oder müssen mehr arbeiten, um mehr zu verdienen und haben so nicht mehr genug Zeit, um sich um den Vierbeiner zu kümmern. Da wird ein Fundtier gerne mal nicht mehr abgeholt.“
Auch das Tierheim kämpft mit den enorm gestiegenen Kosten für Futter, Energie oder um die kranken Tiere zu versorgen – allein die Tierarztkosten liegen hier bei rund 8.000 Euro im Monat. Außerdem gebe es einen „wahnsinnigen Rückgang“ an Spenden. Wer das Tierheim unterstützen will: „Gerade für Weihnachten sind Mitgliedschaften in unserem Verein oder Patenschaften für Tiere ein tolles Geschenk und uns hilft das enorm“, so Marco Marsovszky.
Tiertafel ist gefragtDie Freiburger Tiertafel setzt sich dafür ein, dass Tierbesitzer ihre Vierbeiner nicht abgeben müssen, weil sie sich Futter oder Tierarztkosten nicht mehr leisten können.
2020 wurde das Projekt ins Leben gerufen – zur monatlichen Futterausgabe kommen rund 140 Tierhalter – „Tendenz steigend“, sagt Tiertafel-Gründerin Edda Grieshaber. Rund 800 Kilo Tierfutter werden pro Monat an Bedürftige herausgegeben. Auch Zubehör wie Leinen werden verteilt, alles wird durch Spenden finanziert. Rund 30 Helfer engagieren sich dafür ehrenamtlich.
„Die Nachfrage steigt stetig, der Zulauf nimmt kein Ende und gleichzeitig sind uns die Spenden weggebrochen“, erklärt Edda Grieshaber. Besonders im vergangenen Frühjahr, als der Krieg in der Ukraine begann und viele Geflüchtete mit ihren Vierbeinern in Freiburg ankamen, „wurden wir quasi überrannt. Da haben wir uns von Monat zu Monat gehangelt.“ Das habe sich mittlerweile etwas entspannt. Aber etwas anderes bereitet den Tierfreunden Sorgen, denn die Ausgabestelle in der Elsässer Straße ist „viel zu klein und undicht. Wir sind händeringend auf der Suche nach etwas Neuem – eine kleine Lagerhalle oder eine große Garage mit etwa 20 bis 50 Quadratmetern.“ Der Verein organisiert auch Unterstützung für Senioren oder kranke Menschen, Freiwillige fahren den Vierbeiner zum Tierarzt oder bringen Futtersäcke vorbei. Auch bei den Tierarztkosten helfen sie mit Zuschüssen, so liegen die Ausgaben monatlich bei rund 2.000 Euro. Außerdem will man zukünftig Pflegestellen für Hunde oder Katzen schaffen, wenn der Halter ins Krankenhaus muss. Kürzlich wurde das Freiburger Projekt mit dem baden-württembergischen Tierschutzpreis ausgezeichnet, „eine tolle Anerkennung unserer Arbeit“, sagt Edda Grieshaber.
Saskia Schuh