Nach der Neuverteilung der Flächen entlang der Dreisam (Sportachse Ost), will sich das Rathaus als nächstes den Sportflächen im Süden der Stadt widmen. Auch hier steht eine Neuverteilung an, da gleich mehrere Vereine zwischen Vauban und St. Georgen zu wenig Platz haben. Beim SV Blau-Weiß Wiehre drückt der Schuh ganz besonders – er würde nach dem Wegzug der SC-Frauen in große finanzielle Nöte geraten.
Nach der Sportachse ist vor der Sportachse: Die im September gefundene Kompromisslösung für die Neuverteilung der Sportflächen an der Dreisam (Wochenbericht vom 20.9.2023) war nur Teil eins einer größeren Sportflächen-Rochade.
Als nächstes will sich das Rathaus der Idee eines Sportparks Süds widmen. Bereits vor drei Jahren hatte die Stadt Freiburg dort mit der Aufstellung eines Rahmenplans begonnen. Doch das Verfahren geriet zwischenzeitlich ins Stocken: „Da es im Gebiet viel ’Bewegung’ gibt – wie den Umzug der SC-Frauen oder den Erweiterungsabsichten des Deutschen Alpenvereins aufgrund steigender Mitgliedszahlen – wurde der Prozess einer Rahmenplanung zunächst zurückgestellt“, sagt Sebastian Wolfrum von der Pressestelle der Stadt Freiburg. So sucht die Freiburg-Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV), der mit seinen über 17.000 Mitgliedern der zweitgrößte Verein der Stadt ist, eine neue Bleibe: Die Kletterhalle zwischen den Tennisplätzen des TC Schönberg und dem Polizeitsportverein (PSV) stößt längst an ihre Grenzen. Und da wäre noch der FC Freiburg-St. Georgen mit seiner schnell wachsenden Mädchenfußballabteilung, den rund 26 Mannschaften sowie den über 80 Trainern. Auf der etwa 37 Hektar großen Fläche im Süden sind außerdem der Eisenbahnersportverein, der Polizeisportverein und der SV Blau-Weiß Wiehre beheimatet. Mit all den verschiedenen Akteuren seien „intensive Gespräche“ zu den Entwicklungsoptionen der Vereine geführt worden, weitere Gespräche sollen folgen, so Wolfrum. In den Gesprächen gehe es auch um Kooperationsmöglichkeiten zwischen den Vereinen – Stichwort: Mehrfachnutzung der Flächen.
Sorgen um die Existenz
Eine Mehrfachnutzung wie sie der SV Blau-Weiß Wiehre seit vielen Jahren auf seiner riesigen Sportanlage praktiziert – neben dem Freiburger FC, der übergangsweise hier kickte, residieren bis heute der FC Mezzepotamien, der FC Portugiesen, der GSV Freiburg und (noch) die Mädchenabteilung des SC Freiburg hier. Vor allem für die Anforderungen der SC-Frauen nahm der SV Blau-Weiß Wiehre in den vergangenen Jahren große Geldbeträge in die Hand, sagt der Vereinsvorsitzende Ismael Hares. „Einzig auf Druck der Stadt“ sei das Gelände sukzessive erweitert worden. Die Kredite für die baulichen Erweiterungen belasten den Vereine bis heute. Eine Lösungsfindung mit der Stadt über die eigene Zukunft hätte der Verein daher bereits gerne im Rahmen der Planungen für die Sportachse Ost gefunden. Denn durch den geplanten, vollständigen Wegzug der SC-Frauen- und Mädchenfußballabteilung ins Dreisamstadion bleibe Blau-Weiß laut Hares nicht nur auf einer „überdimensionierten Sportanlage“ sitzen – finanziell sei der Verein „bis zu 70 Prozent“, so Hares, von den Pachtzahlungen des SC abhängig: „Sollte es keine Einigung zwischen uns, dem SC Freiburg und der Stadtverwaltung geben, geht uns in naher Zukunft die Puste aus“. Die Existenz des Vereins sei bedroht, so Hares.
Immerhin: In der Vorlage für die Sportachse Ost, die am 28. November in den Gemeinderat eingebracht wird, wird nun auch Blau-Weiß erwähnt. Demnach solle das Sportreferat „ein tragfähiges Gesamtkonzept“ entwickeln, das dem Verein eine Perspektive eröffnen solle. „Ich nehme an, dass das aufgrund unseres Drucks passiert ist“, so Hares. An den finanziellen Belastungen, die in der Vorlage aber nicht explizit genannt werden, ändere das aber noch nichts, sagt er.
Wann da dagegen das Gesamtkonzept für die Sportachse Süd vorgestellt wird, sei noch nicht absehbar. „Übergangsweise“, so Sebastian Wolfrum, seien aber bereits die westlichen Flächen durch den Beachverein, die Wagenburg, den TV ST. Georgen und den Bürgerverein St. Georgen belegt worden. „Der Prozess ist also im Fluss, doch gibt es hier die Belange vieler Beteiligten und eine große Fläche zu beachten“, so Wolfrum.