Krieg und Inflation sind dafür verantwortlich, dass immer mehr Menschen auf Lebensmittel der Freiburger Tafel angewiesen sind. Die Warteliste ist lang, gleichzeitig wird die Tafel mit deutlich weniger Waren beliefert, da die Supermärkte weniger Lebensmittel bereitstellen können.
Die Freiburger Tafel setzt sich seit ihrer Gründung vor fast 25 Jahren dafür ein, dass aufwändig erzeugte Lebensmittel, die im Supermarkt Überschussware sind, dorthin gelangen, wo sie hingehören: auf den Teller. Bei denen, die zu wenig haben. Doch aktuell ist der tägliche Andrang vor dem Tafelladen in der Knopfhaussiedlung besonders groß. Der Grund: Es gibt immer mehr Menschen, die unter den gestiegenen Preisen leiden und es gibt viele Flüchtinge. Morgens reicht die Schlange regelmäßig bis zum benachbarten ZO-Einkaufszentrum. Die Menschen warten darauf, Nummern zugeteilt zu bekommen. Der größte Andrang ist freitags – dann müssen regelmäßig rund 50 Menschen nach Hause geschickt werden.
Nach wie vor sind es vor allem ukrainische Kriegsflüchtlinge, die die Tafel aufsuchen. Sie bilden die mit Abstand größte Gruppe. Im Laden gibt es aus diesem Grund eine Mitarbeiterin, die dolmetscht. „Aktuell haben wir täglich 170 bis 180 Menschen, die bei uns einkaufen. Viel mehr schafft die Tafel auch nicht“, erklärt die Vorsitzende Annette Theobald. „In der Woche nehmen wir 25 neue Menschen auf. Die Neuen dürfen nur nachmittags kommen, um die Vormittage zu entzerren. Doch genau genommen ist die Warteliste jetzt schon bis Weihnachten voll“, sagt sie. Aktuell gibt es 1.500 registrierte Haushalte, die bei der Tafel einkaufen können. Knapp 160 ehrenamtliche Mitarbeiter kümmern sich um die Abläufe.
Doch das alles geschieht in Zeiten akuter Engpässe: Das Aufkommen der Lebensmittel, speziell der lang haltbaren Waren wie Konserven oder Reis, die bei der Tafel eintreffen, ist eklatant zurückgegangen. Geschätzt rund ein Drittel weniger als vor Corona. Dementsprechend ist das Lager relativ leer. „Offenbar wird von den großen Lebensmittel-Märkten rationierter eingekauft als früher. Das merken wir deutlich“, berichtet Annette Theobald. Ein Hintergrund ist, dass im Handel neue Strategien gegen Lebensmittelverschwendung greifen.
Immerhin besteht die Möglichkeit, gegenzusteuern, wenn auch nur in begrenztem Maße: „Wir haben viele zweckgebundene Spenden ausschließlich für Lebensmittel. Mit diesen Geldern kaufen wir in regionalen landwirtschaftlichen Betrieben dazu“, berichtet die Tafel-Vorsitzende. Im Nachgang von Erntedank gab es zudem dringend benötigte Gemüse und Obstspenden von den Kirchengemeinden. Auch kommen immer wieder Privatspenden von landwirtschaftlichen Betrieben bei der Tafel an. In diesen angespannten Zeiten ist jede Unterstützung besonders wertvoll. Sven Meyer