Warum der Rummel brummt

Lokales

Am Freitag startet die Herbstmess’ – und nach wie vor ist das traditionelle Volksfest ein Publikumsmagnet

Der Duft von gebrannten Mandeln, abertausende Lichter und der Adrenalinkitzel eines rasanten Fahrgeschäfts – mit der am Freitag startenden Herbstmess’ werden bei vielen Menschen Kindheitser-innungen geweckt. Gerade in den letzten beiden Jahren verzeichneten die Volksfeste am Messegelände Rekordbesucherzahlen. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Warum die jahrhundertealte Tradition der Volksfeste auch im 21. Jahrhundert nicht totzukriegen ist, liege laut Lorenz Faller an der Einfachheit der Idee: „Dadurch, dass hier kein Eintritt erhoben wird, kann die Familie über das Fest flanieren, ohne erst einmal Kosten zu haben“, sagt der Landesvorsitzende des Schausteller- und Marktkaufleuteverbands.
Wenn Faller also sagt „Die Unkenrufe, dass die Volksfeste nicht mehr zeitgemäß wären, stimmen nicht“ – dann kann er sich auf die Rekordbesucherzahlen der Frühjahrsmess’ 2022 (182.000) und 2023 (180.000) sowie der Herbstmess’ 2022 (200.000) berufen. Nie zuvor haben die Freiburger Volksfeste mehr Menschen angelockt.

Ob diese Zahlen, die Faller auch als „Corona-Nachholeffekt“ bezeichnet, erneut erreicht werden können, wird sich zeigen, wenn mit dem  traditionellen Fassanstich die 46. Freiburger Mess’ gestartet ist und 105 Schausteller und Marktleute den Menschen Vergnügen bereiten wollen (mehr auf Seite 4). Besonders Wert legen die Freiburger Organisatoren auf die Familienfreundlichkeit der Veranstaltung, die sich in Aktionstagen wie dem Kinder- und Familientag (Dienstag) oder dem Oma-Opa-Enkel-Tag (Freitag, 20. Oktober) ausdrückt. „Die Messe ist ein sozialer Treffpunkt“, sagt Lorenz Faller.

Zurückversetzt in der Zeit

Genau das sei laut Claas Lahmann, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Uniklinikum Freiburg auch einer der entscheidenden
Faktoren, warum sich Menschen auf Volksfeste, auf Konzerte oder vergleichbare Veranstaltungen begeben. Denn neben der Prise „Eskapismus“ vom beruflichen Alltag und den Krisen unserer Zeit, den so ein Festbesuch mit sich bringe, pflegt man dabei vor allem soziale Kontakte: „Man geht ja selten allein auf ein Volksfest“, so Lahmann. „Und damit aktiviert man die größte und stärkste Ressource im Leben überhaupt, nämlich soziale Beziehungen“, so Lahmann. Der andere Aspekt, weshalb  Volksfeste auch auf Erwachsene eine große Faszination ausübten, hänge meist mit deren Kindheitserinnerungen zusammen. In der Psychologie spreche man hier Lahmann zufolge von einem „Ankereffekt“. „Was verbindet man meistens mit Volksfesten? Die Zeit der eigenen Kindheit. Man wird also in Lebenszeiten zurückversetzt, die etwas sorgenfreier waren und  in denen das Leben ein bisschen unbeschwerter war.“
Und so seien die zuletzt gestiegenen Besucherzahlen „ein erfreuliches Signal dafür, dass die Messe nach wie vor die Menschen anzieht und bei ihrem Besuch übrigens auch in die Innenstadt lockt“, sagt Lorenz Faller. Dass die Schausteller zuletzt mit Problemen wie der Kaufzurückhaltung, einer zunehmenden Bürokratisierung, dem Kostendruck und Personalproblemen zu kämpfen hätten, will er gleichwohl nicht verschweigen. „Die gestiegenen Besucherzahlen lassen nicht in gleichem Maße auf einen gestiegenen Umsatz schließen“, so Faller.

Die Vorfreude auf die zwölftägige Herbstmess’ soll das aber nicht schmälern. „Es wird wieder eine bunte Mischung werden“, sagt Thomas Barth von der FWTM, Projektleiter der Messe und verweist auf neue Attraktionen wie das Rundfahrgeschäft Soundmachine. Wie groß die Lust auf das bunte Treiben bei vielen jetzt schon ist, zeigt die Nachfrage für das Friburger-Wiesn-Festzelt. Zumindest die Samstagabendtermine in dem rund 1.000 Besucher fassenden Oktoberfestzelt seien laut Mit-Organisator Mike Bächle  bereits so gut wie ausgebucht.