Zwischen Trauer und Wut

Lokales

Die Israelitische Gemeinde ruft zur Solidaritätsbekundung – 400 Menschen kommen zur Synagoge.

Rund 400 Menschen sind am Montagabend auf den Platz vor der Synagoge in der Engelstraße gekommen. Sie stehen wie  erstarrt, teils gehüllt in die weißblauen Farben des Staates Israel. „Wir stehen alle unter Schock“, berichtet Irina Katz, die Vorsitzende der israelitischen Gemeinde. Auf den Tag genau 50 Jahre nach Beginn des Jom Kippur-Krieges, am Samstag, den 6. Oktober, hatte die islamistische Terrororganisation Hamas einen Großangriff gestartet. Sie waren über die Grenze nach Israel gekommen, töteten rund 1.000 Männer, Frauen und Kinder. Tausende sind verletzt, mehr als 150 Menschen wurden von den Terroristen entführt. Nun tobt also erneut der Krieg in Nahost.
Von den menschlichen Schicksalen, die hinter diesen Zahlen stehen, berichten auf der Veranstaltung mit Yifaat Baron und Ofir Shner-Alon zwei Israelinnen, teilweise unter Tränen. Verwandte seien getötet und verschleppt worden. „Unsere schlimmsten Alpträume sind wahr geworden“, so Shner-Alon.
 Auch Oberbürgermeister Martin Horn zeigt sich betroffen, rang sichtlich um Worte. Man habe bereits seine Solidarität an Tel Aviv, seit 2015  Freiburger Partnerstadt, bekundet. „Über Opfer oder Schäden haben wir aktuell noch keine Kenntnis“, so Horn. Dass sich mit Tel Aviv und Lviv aktuell nun zwei Freiburger Partnerstädte im Krieg befänden sei ein Zustand, „wie man ihn sich noch vor wenigen Jahren niemals habe vorstellen können“, findet auch Grünen-Stadtrat Lars Petersen, der sich noch mehr Solidarität gewünscht hätte. „Hier müssten heute viel mehr Menschen sein und wir sollten auf dem Platz der Alten Synagoge stehen“, sagt er und erntet spontanen Applaus. 
In der Israelitischen Gemeinde Freiburg werden indes die Scherben aufgelesen, die der Angriff der Hamas hinterlässt. Aufgrund gestrichener Flüge hier gestrandete Israelis konnten am Wochenende untergebracht werden, wie Katz berichtet. Angesichts pro-palästinensischer Demonstrationen wie in Berlin leide natürlich auch in Freiburg das Sicherheitsgefühl, gibt Irina Katz zu. „Aber die Polizei zeigt zum Glück große Präsenz, unser Gebäude haben wir auch zusätzlich abgesichert“, erklärt sie.
Dass dieser Krieg erst am Anfang steht, ist eine Befürchtung, die beinahe alle Anwesenden eint. „Jetzt muss Deutschland zeigen, dass die Sicherheit Israels tatsächlich deutsche Staaträson ist“, unterstreicht deshalb auch die Rednerin Gabriela Schlesinger von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft am Montagabend. Wie Katz auch, fordert sie, dass finanzielle Hilfen, wie etwa an die palästinensische Autonomiebehörde, nur unter der Bedingung weiter fließen könnten, dass Terror nicht toleriert wird.

Claudia Kleinhans