Seitdem die SC-Profis das Dreisamstadion verlassen haben, war das Areal Gegenstand eines hart geführten Verteilungskampfes. Nun liegt eine Lösung vor, mit der (fast) alle zufrieden sein können. Denn während die Uni als großer Verlierer angemietete Tennisplätze aufgeben muss, können sich FT und Postjahn auf neue Flächen freuen. Und der SC darf dank eines Pachtvertrags in die Umplanung des Dreisamstadions einsteigen.
„Was wir gar nicht haben können, ist schlechte Stimmung an der Sportachse“ – wenn Oberbürgermeister Martin Horn solche Worte in den Mund nehmen muss, dann wurde es offensichtlich höchste Zeit für eine Lösung im Ringen um die Sportflächen an der Dreisam. Als das Ergebnis nun öffentlich präsentiert wurde, war unter anderem von der „Quadratur des Kreises“ die Rede. So drückte es Ralf Kurz aus, Geschäftsführer des PTSV Jahn Freiburg, der in direkter Nachbarschaft zum Dreisamstadion liegt. „Wir haben jetzt eine Lösung, mit der alle Vereine gut leben können“, sagt er. Ganz ähnlich klingt Peter Gerspach, Geschäftsführer der FT 1844 Freiburg: „Ich kann für die FT sagen, dass wir sehr zufrieden damit sind und es sich gelohnt hat.“
Die Universität ist verstimmt
Beim SC Freiburg freut man sich vor allem, dass das Damoklesschwert, das über dem Verein schwebte – eine von oben auferlegte, dauerhafte, gemeinsame Nutzung des Dreisamstadion-Areals von SC und den Nachbarvereinen – vom Tisch ist. „Wenn man sieht, wie groß die Bedarfe der anderen Vereine sind, und wenn man dann unsere Bedarfe hinzugenommen hätte – das hätte nicht funktioniert“, sagt Marcel Boyé, Abteilungsleiter Organisation und Stadion des SC Freiburg. Beim PTSV Jahn stehen aktuell für 1.000 Ausdauersportler zwei Plätze zu Verfügung, der SC wiederum will dem boomenden Frauenfußball eine Entwicklungsperspektive bieten und bei der 6.778 Mitglieder starken FT teilen sich 700 Sportler einen Rasenplatz. „Die sind uns auf den Füßen gestanden, dass wir hartnäckig bleiben sollen“, berichtet Gerspach, der sich nun mit dem PTSV auf ein neues Kunststoffrasenfeld mit Flutlicht sowie eine neue Kita freuen kann. Die Fläche für beides liegt zwischen FT und PTSV. Damit gebaut werden kann, muss die Stadt der Uni zum 30. April 2025 neun Tennisplätze kündigen, die an das Uni-Sportinstitut vermietet sind. Die Kosten von 800.000 Euro werden aus Fördergeldern und von der Stadt bezahlt.
Gleichzeitig wird der Pachtvertrag mit dem SC für das Dreisamstadion um zehn Jahre verlängert. Der jährliche Pachtzins steigt auf 250.000 Euro (bisher 175.000 Euro). In der Übergangszeit bis Ende 2025 dürfen FT und PTSV außerdem sechs Stunden pro Woche am Dreisamstadion „zu trainingsüblichen Zeiten“ trainieren. Und der SC wird mit 300.000 Euro den Breiten- und Nachwuchssport an der Sportachse Ost fördern. Ins Dreisamstadion selbst will der SC ab 2026 rund 6,5 Millionen Euro investieren, unter anderem um den Parkplatz in Trainingsflächen umzuwandeln. Unterm Strich, sagt Sportbürgermeister Stefan Breiter, sei „ein Schulterschluss gefunden worden, bei dem jeder was von seinen
Forderungen abgeben musste.“
Der große Verlierer des Vorschlags ist jedoch die Universität – und die ist verschnupft, wie eine Stellungnahme zeigt, die dem Wochenbericht vorliegt. Vor allem der Verlauf der Kommunikation mit der Stadt wird darin kritisiert. So sei die Aussage der Stadt aus einem BZ-Artikel vom 19. September, wonach der Leitung des Instituts für Sportwissenschaften vor der Sommerpause „eine entwickelte Lösung konkret präsentiert worden sein soll, nicht korrekt. Weder mit der Institutsleitung noch mit der Universitätsleitung noch mit der Institutsleitung sind adäquate Lösungen besprochen worden“, so die Universität. Vielmehr stelle die Kündigung des Mietverhältnisses die Uni vor „erhebliche Probleme“. Auch dass die Stadt der Uni Nutzungszeiten auf anderen Tennisplätzen – etwa auf den stadteigenen Tennisplätzen an der Waldseestraße – erst „zwei Tage“ vor der Pressekonferenz mündlich angeboten habe, sorgt für Unmut. „Einer auf dieser Grundlage vorgenommenen Ad-hoc-Prüfung zufolge stellen diese Vorschläge keine adäquate Lösung dar“, so die Uni und verweist darauf, das rund 1.000 Personen die Tennisanlagen „im Rahmen von Forschung, Lehre und Hochschulsport regelmäßig“ nutzen würden.