Sie erzeugt Strom und soll die Reben vor Hagel oder zu viel Sonne schützen: in Munzingen wurde die erste installierte Vino-Photovoltaik-Anlage Deutschlands eingeweiht. Die Stadt will bereits 2035 klimaneutral sein. Dafür brauche es solche innovative Projekte wie die Anlage über den Reben, so Freiburgs
Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach bei der Eröffnung.
Die Reben am Tuniberg sind mit einem Gestell überbaut, auf dem mehr als 1.600 lichtdurchlässige Photovoltaikmodule angebracht sind. So werden auf einer Fläche von 3.200 Quadratmetern jährlich etwa 300.000 Kilowattstunden Strom erzeugt. Zur feierlichen Eröffnung kamen zahlreiche Gäste – unter anderem Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker. Im Herbst sollen die Module ans Netz gehen, „wir liegen im Zeitplan“, betonte Michael Klein, Geschäftsführer der Badenova Wärmeplus,
welche die Anlage betreibt.
Projektinitiator Edgar Gimpel berichtet aber auch von Gegenwind, zwischenzeitlich habe er sogar daran gedacht, das Projekt aufzugeben. „Wegen einer ’Verschandelung der Landschaft’ habe ich böse Anrufe bekommen, dabei liegt die Anlage im Tal, man sieht sie nicht von weit her“, sagte er. Der Kritik, man könne die Reben nicht mehr richtig bewirtschaften, hält er entgegen, dass man „mit einem Nachzieh-Vollernter unter den Modulen durchfahren kann.“ Er ist sich sicher, dass der Weinbau von dem Pilotprojekt profitiert. Durch die PV-Anlage über den Rebstöcken seien die Trauben vor Frost, Hagel oder Sonnenbrand geschützt. Beim Vor-Ort-Termin zeigt der direkte Vergleich, auf der Referenzfläche nebenan haben die Trauben Sonnenbrand und kämpfen mit Pilzbefall, „unter den Modulen sehen diese schöner aus“, so Gimbel. Auch wenn man dies noch längerfristig wissenschaftlich untersuchen müssen, er ist sich sicher, „dass ich nächstes Jahr nur die Hälfte der Pestizide einsetzen muss.“ Drei Jahre lang wird das Pilotprojekt wissenschaftlich vom Staatlichen Weinbauinstitut und vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme wissenschaftlich begleitet. Hier soll sich zeigen, ob sich die Erwartungen erfüllen: „Wir werden die Weinqualität analysieren und werden die Wirtschaftlichkeit und Effizienz beurteilen“, erklärt Michael Breuer vom Weinbauinstitut.
Fünf Modellprojekte gibt es derzeit in Baden-Württemberg, unter anderem auf Beeren- und Apfelplantagen am Bodensee, in Ihringen über Weinreben oder in Denzlingen auf einer Ackerfläche. Unter anderem in Riegel und Oberkirch soll es weitere Vino-PV-Anlagen geben, „wir wollen diese mittelfristig im Anbau etablieren. Die Klimaneutralität ist unser wichtigstes Ziel. Wir haben viel Sonne und viel Landwirtschaft in Baden-Württemberg, und können hier die doppelte Ernte einfahren“, so die Umweltministerin.
„Die Stadt Freiburg verfolgt das ambitionierte Ziel, bereits im Jahr 2035 klimaneutral zu sein“, so Ulrich von Kirchbach. Dafür brauche es innovative Projekte wie die Vino-PV-Anlage. Denn derzeit werde nur etwa fünf Prozent der Energie von Solaranlagen erzeugt, „daraus wollen wir etwa 25 Prozent machen.“ Saskia Schuh