Besser richtig versichert

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Welche Versicherungen sinnvoll sein können verrät die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg – Interview

Abgedeckte Dächer, vollgelaufene Keller oder Wohnungen – nach dem Unwetter soll die Versicherung es richten. Worauf man bei Abschluss einer Police achten sollte und was im Schadensfall zu tun ist, hat Claudia Kleinhans bei Peter Grieble, Versicherungsfachmann  von der Verbraucherzentrale Baden- Württemberg in Erfahrung gebracht.

Herr Grieble, Unwetter, Hagel und Starkregenereignisse häufen sich. Nur wer sich richtig versichert hat, bleibt nicht auf den Kosten sitzen. Ist die Beratungsintensität zu diesem Thema bei Ihnen in der Verbraucherzentrale ebenfalls angestiegen?

Peter Grieble: Das sehen wir bei nahezu jedem Unwetter, jeder Naturkatastrophe: Im Nachgang steigen die Beratungszahlen deutlich. Die Menschen fragen was es zu beachten gilt, wenn sie einen Schaden haben oder wie der richtige Versicherungsschutz in Zukunft aussehen kann.


Wer sollte sich denn angesichts von drohenden Unwetterschäden versichern? Nur der Immobilienbesitzer oder auch der Mieter?

Grieble: Erst einmal natürlich der Immobilienbesitzer, wenn man weiter denkt aber auch der Mieter oder beispielsweise der Autobesitzer. Die Bandbreite ist groß, da auch die Risiken sehr unterschiedlich sind. Vom Unwetter mit Hagel bis hin zu – auch hier in Baden-Württemberg – Erdbeben oder Rückstau aus der öffentlichen Kanalisation kann viel passieren.


Welche Versicherungen sollten in solchen Fällen vorhanden sein?

Grieble: Für Hausbesitzer ist die Wohngebäudeversicherung mit der Ergänzung Elementarschadenabsicherung wichtig. Hier sind Erdbeben und Überschwemmungen oder Schneeschäden inkludiert. Für Mieter ist diese ebenfalls als Zusatz zur  Hausratversicherung sinnvoll.


Auf was sollte man beim Abschluss einer solchen Versicherung achten?

Grieble: Vor allem ist es wichtig, sich ganz genau die verschiedenen Tarife und was durch sie abgedeckt wird anzuschauen.


Man hört immer wieder davon, dass manche Menschen für ihre Immobilie gar keine Versicherung mehr bekommen …

Grieble: Das gilt unserer Erfahrung nach nur für sehr wenige Menschen. Wohnt man neben einem Flusslauf der regelmäßig über die Ufer tritt, kann es sehr schwierig werden. Generell ist es aber möglich, vor allem, wenn man direkt mehrere Versicherer anfragt. Hier kann es auch sinnvoll sein, sich an entsprechende Experten wie Versicherungsmakler zu wenden, die das für einen übernehmen. Auch an Stellschrauben wie einem höheren Beitrag oder Selbstbehalt kann gedreht werden.


Wenn nun der Schaden eingetreten ist, was ist dann das richtige Vorgehen?

Grieble: Das macht man meist intuitiv richtig. Zuallererst sollte man versuchen, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Die Versicherer nennen das Schadensminderungspflicht. Bei einem undichten Dach kann das beispielsweise ein Eimer sein, der das Wasser auffängt. Wichtig: Ich muss mich dabei nicht selbst gefährden. Die losen Schindeln auf dem Dach muss keiner selbst wieder anbringen. Am besten ist es dann, alles akribisch genau und mit Fotos zu dokumentieren und den Versicherer so schnell wie möglich zu informieren. Per Telefon und am besten auch noch zusätzlich per Mail, damit ich etwas Schriftliches habe. Dann wird die Versicherung früher oder später einen sogenannten Regulierer schicken...


 … und was macht der dann genau?

Grieble: Er hat die Vollmacht des Versicherers, den Schaden zu begleichen. Aber Vorsicht: Dieser Regulierer ist – auch wenn er manchmal so auftritt –  kein unabhängiger Sachverständiger sondern ein Vertreter der Versicherung. Deshalb sollte man auch nicht den erstbesten Vorschlag zur Regulierung unterschreiben. Schlafen Sie darüber, rechnen Sie alles genau zusammen und lassen Sie im Zweifelsfall besser unabhängig prüfen. Sie sind nicht verpflichtet, sofort etwas zu unterschreiben, vor allem nicht, wenn Ihnen nur eine Pauschale geboten wird, auch wenn diese sich erstmal gut anhören mag.