Der Vermisstenfall einer jungen Frau, die im Schwarzwald auf einer mehrtägigen Wanderung war, bewegte die Republik. Trotz intensiver Suchaktionen bleibt Scarlett S. seit 10. September 2020 wie vom Erdboden verschluckt. Drei Jahren später gilt der rätselhafte Fall als „Cold Case“.
Vor ein paar Monaten gab es mal wieder einen Hinweis: Im Zusammenhang mit einem Tötungsdelikt im Juni in Jestetten im Kreis Waldshut meinte eine Zeugin, sie habe ein Paar Schuhe bei einem Erdhaufen nahe der Grenze zur Schweiz am Hochrhein gesehen. Vielleicht, so die These der Polizei, finde man dort die sterblichen Überreste von Scarlett S., doch am Ende stellte sich der Erdhaufen nur als eine illegale Entsorgungsstelle von Erdaushub heraus. Die Schuhe, so Polizeisprecher Thomas Spisla in Freiburg, hätten auch nicht zum Fall Scarlett gepasst.
Die Sache mit dem Erdhaufen sei der einzige brauchbar erscheinende Hinweis seit langem im Fall der vermissten jungen Frau aus Bad Lippspringe in Nordrhein-Westfalen seit langem gewesen, so Spisla weiter.
Der Fall der jungen Frau, die am 10. September 2020 in einem Supermarkt in Todtmoos/Kreis Waldshut zum letzten Mal lebendig gesehen wurde und die damals als erfahrene, 26 Jahre alte Wanderin allein auf dem Schluchtensteig im Schwarzwald unterwegs war, bleibt ungelöst und rätselhaft. Gut möglich, so Spisla, dass man das Thema noch einmal in die Fernsehfahndung bringen werde, aber konkrete Pläne diesbezüglich gebe es nicht.
Nach der ersten Ausstrahlung in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“ im Juni 2022 hatte es viele Anrufe, aber keinen entscheidenden Tipp gegeben. Seit diesem Frühjahr gilt der Fall Scarlett S. daher als „Cold Case“, als ungelöster Vermisstenfall, in dem alle Spuren und Hinweise abgearbeitet wurden und keine stichhaltigen neuen Erkenntnisse erlangt worden sind.
Zuletzt hatte im Dezember 2022 eine Sonnenbrille für Aufsehen gesorgt, die in der Gegend gefunden wurde, wo Scarlett zuletzt unterwegs war. Doch auch hier ergab sich keine brauchbare Spur: Die Gerichtsmedizin konnte keine menschliche DNA an der Brille feststellen, die vermutlich einfach schon zu lange im Wald lag.
Scarletts Verschwinden hatte vor drei Jahren eine Menge Schlagzeilen verursacht. Lange Zeit war eine Gruppe von Privatleuten auf eigene Faust auf der Suche nach der jungen Frau. Doch auch auf dem „Bitte findet Scarlett“-Facebook Profil hat sich seit Herbst 2022 kaum mehr etwas getan. „Die Sache hat sich zerschlagen“, so Thomas Spisla. Als „Cold Case“ liegt die Fallakte der Verschwundenen nun schon seit einem halben Jahr bei der Polizei in Waldshut. Sollte es neue Hinweise geben, kann die Polizeiarbeit sofort wieder losgehen.
Doch genau daran fehlt es den Ermittlern eben: An brauchbaren Hinweisen zum Schicksal von Scarlett S., die am 11. September 2020 am Ziel ihrer sechstägigen Wanderung bei einer Freundin in Wehr/Kreis Waldshut ankommen sollte. Hinweise auf ein Verbrechen gibt es in dem Fall keine. Aber auch keine Hinweise, was sonst mit Scarlett passiert sein könnte. Der Schluchtensteig gilt als anspruchsvoller Wanderweg, jedes Jahr kommt es dort zu Unfällen. Aber auch dafür hat die umfangreiche Suche von Rettungskräften und Freiwilligen keinen konkreten Hinweis erbracht. Bernd Peters
Info: Scarlett S. aus Bad Lippspringe war zum Zeitpunkt ihres Verschwindens am 10. September 2020 allein auf dem Schluchtensteig unterwegs. Die 26-jährige, schlanke blonde Frau ist 1 Meter 60 groß und hatte einen roten Rucksack der Marke „Osprey“ und ein graues Zelt dabei. Ihr Handy-Signal wurde zuletzt bei einem Steinlabyrinth im Kurpark von Todtmoos geortet. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.