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Freiburger Universitätsbibliothek: Das Raumschiff wird zehn Jahre alt

UB-FassadeFuturistisches Gebäude: Der Basler Architekt Heinrich Degelo hat die neue Unibibliothek in Freiburg entworfen. Foto: Rita Eggstein

Ganz neu ist sie nicht mehr, gewöhnungsbedürftig bleibt sie für viele in der Stadt trotzdem: Die Universitätsbibliothek Freiburg (UB) feiert in diesen Tagen den zehnten Jahrestag ihrer Neueröffnung. Die ursprünglich 1978 errichtete UB wurde zwischen 2008 und 2015 für 53 Millionen Euro (geplant waren 20 Millionen weniger) nahezu komplett abgerissen und nach einem Entwurf des Basler Stararchitekten Heinrich Degelo neu aufgebaut.

Noch immer wirkt der futuristische Bau im beschaulichen Freiburg ein wenig wie ein Raumschiff, das hier vor zehn Jahren gelandet ist. Lediglich die unterirdischen Magazine und ein Fahrstuhlschacht blieben von dem Vorgänger-Gebäude erhalten. Mit der Ausstellung „Kontinuität und Wandel“ feiert die Bibliothek, die täglich von bis zu 16.000 Menschen genutzt wird und in den zehn Jahren nach der Einweihung bereits über 25 Millionen Besucherinnen und Besucher zählte, nun sich selbst.

Das Internet vergisst nichts, und so findet man auf YouTube einen satirischen NDR-Beitrag aus dem Jahr 2016, der die Freiburger UB gleich auf die Plätze 1 bis 3 der „irrsten Universitätsbibliotheken Deutschlands“ wählte. Der Beitrag nahm die zahlreichen Kinderkrankheiten des Neubaus aufs Korn: Die Drehtür am Eingang war für Menschen mit Behinderung gefährlich, die spiegelnde Fassade blendete Autofahrer derart, dass zu bestimmten Tageszeiten ein großes Tuch darüber gehängt werden musste, und schon zur Eröffnung gab es zu wenige Sitzplätze.

Ständige Fassadenarbeiten und eindringendes Regenwasser sind bis heute ein Problem. Foto: Eggstein

UB bleibt Dauerbaustelle Diese Liste der Pannen setzte sich in den Folgejahren fort: herabstürzende Fassadenelemente, eindringendes Wasser und Schimmelbefall bei rund 30.000 der drei Millionen Bücher im Keller sorgten wiederholt für negative Schlagzeilen. Die als große Errungenschaft eingeführte Öffnung der UB rund um die Uhr wurde aus Kostengründen bereits nach drei Jahren wieder eingeschränkt.
Die Sanierung der Außenhaut an der Westfassade ist bis heute nicht abgeschlossen, eigentlich hätte sie bereits im Frühjahr 2024 fertig sein sollen. Auch bei der Belüftung der unterirdischen Magazine wurden Nachbesserungen angekündigt, damit keine weiteren Bände Schimmel ansetzen.

Immerhin: Der Rechtsstreit mit dem Architekten über die Kosten des Blendschutzes sei mittlerweile per Vergleich beigelegt worden, wie Ole Nahrwold vom Amt für Vermögen und Bau Baden-Württemberg gegenüber unserer Redaktion betont. Die Kosten für den Blendschutz an der Fassade werden demnach zu zwei Dritteln von den Architekten der UB übernommen. Der zuständige Metallbauer in Umkirch/Breisgau-Hochschwarzwald hatte bereits in der Vergangenheit die Mängel an der Fassade anerkannt. Er sei allerdings „deutlich im Verzug“ mit den Nachbesserungen, so Nahrwold auf Nachfrage. Man habe der Firma eine Frist bis Ende September gesetzt.

Der Abriss des alten Gebäudes sorgte für spektakuläre Bilder. Foto: Stefanie Salzer-Deckert

Doch bereits vor dem Bau gab es Kritik: Ursprünglich war der Neubau 2002 als „Generalsanierung“ beschlossen worden. Von der maroden Bausubstanz der Siebziger blieb jedoch kaum etwas erhalten. Umweltverbände wie der BUND kritisierten die wenig nachhaltige Bauweise des Altbaus und bemängelten das Fehlen einer entsprechenden Weitsicht beim Neubau.

Beliebtes Fotomotiv In den Anfangsjahren klagten Beschäftigte zudem über trockene Augen und Schleimhäute aufgrund schlechter Luft in den Büros. Schon 2016 brach in der Eingangshalle der Boden unter der täglichen Last der Besucher ein. In der Cafeteria mussten nach Schäden durch ein überladenes Lieferfahrzeug ebenfalls Bodenarbeiten durchgeführt werden. Laut einer SWR-Umfrage unter Freiburger Studierenden sind Platzmangel, schlechte Luft und eindringendes Regenwasser bis heute ein Problem. Dennoch punktet die UB bei einer Sache: Sie hat sich zu einem der beliebtesten Fotomotive der Stadt entwickelt und passt dank ihrer optischen Auffälligkeit perfekt ins Instagram-Zeitalter. Bernd Peters

INFO: Die Ausstellung „Kontinuität und Wandel“ ist im Parlatorium der UB Freiburg noch bis zum 7. November täglich von 7 bis 24 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen. Sie beleuchtet den Planungsprozess der UB vor 20 Jahren, die Bauzeit sowie den Wandel der Bibliothek im digitalen Zeitalter.