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Behält das St. Josefskrankenhaus seine Neonatologie?

Die Kinderklinik des Universitätsklinikum ist fast fertig – doch drum herum gibt es Uneinigkeit zwischen der Uniklinik und dem St. Josefskrankenhaus. In Zukunft soll das Josefskrankenhaus nicht nur auf die hauseigene Kinderklinik St. Hedwig verzichten, sondern auch die Neonatologie soll von einem Versorgungszentrum der Stufe zwei auf Stufe vier herabgesetzt werden – ohne vertragliche Grundlage, wie das Klinikum behauptet.

Dass Freiburg eine neue Kinderklinik benötige, sei unumstritten, so Bärbel Basters-Hoffmann, Leiterin der Geburtshilfe im Josefskrankenhaus. Auch, dass zwei Kinderkliniken zu viel seien, leuchte ein – dies war Kritikpunkt des Wirtschaftssozialministeriums, als die Uniklinik vor zehn Jahren den Neubau beantragt hatte.

Damit dieser bewilligt werden konnte, musste das Josefskrankenhaus seinen Versorgungsauftrag an die Uniklinik abgeben: Dies wurde auch vertraglich so geregelt. Ein Teilbereich der Neonatologie mit zehn Neugeborenenbetten auf Level-2-Niveau sollte jedoch im Josefskrankenhaus verbleiben, sagt Bärbel Basters-Hoffmann. „Eine ordentliche Kündigung dieser Vereinbarung ist wechselseitig ausgeschlossen“, so Basters-Hoffmann.

Dies ist für das Klinikum zentral: „Wir haben eine große Geburtshilfe, die in diesem Maße nur betrieben werden kann, wenn wir auch die Neonatologie dabeihaben“, sagt Basters-Hoffmann. Auf den Vorschlag, nur noch die zehn Betten der Neonatologie zu behalten, sei man „vernünftigerweise eingegangen, statt auf den Weiterbetrieb der Kinderklinik St. Hedwig zu bestehen.“

Das Problem: genaue Modalitäten mussten noch ausgehandelt werden. Hier hätten sich die Geschäftsführungen im Dezember auf einen Vertrag geeinigt – und hier gehen auch die Darstellungen auseinander. Das Josefskrankehaus habe den Vertragsentwurf zu spät zurückgeschickt, bemängelt das Uniklinikum laut Bärbel Basters-Hoffmann, dem jedoch keine Frist vorliege.

Schon heute würden fast alle Risiko-Geburten des Level 2 in Freiburg am Universitätsklinikum erfolgen, so Pressesprecher der Uniklinik Benjamin Waschow schriftlich auf Anfrage. Und: „Die Zusammenführung der Neonatologie in der neuen Kinder- und Jugendklinik des Universitätsklinikums Freiburg an einem Ort stärkt die medizinische Versorgung in der Region.“

“Die bestmögliche Versorgung ist nicht die Zentralisation”

Basters-Hoffmann hingegen widerspricht: „Die bestmögliche Versorgung ist nicht die Zentralisation“, sagt sie. „Das mag stimmen für Hüften und Schlaganfälle, aber nicht für die Geburtshilfe außerhalb des Level-1-Niveaus.“

Sie befürchtet Bindungs- und Stillprobleme, da Mütter nicht mit ihren Kindern verlegt werden können. Wer nach der Geburt eine Kinderklinik braucht oder will, müsse in Zukunft in die Uniklinik.

Von Seiten der Uniklinik sehe man kein Kapazitätsproblem. „Der zu erwartende Zuwachs an Geburten am Universitätsklinikum Freiburg durch die vollständige Übernahme von Risikogeburten kann aufgrund einer guten Ausstattung in Sachen Personal, Infrastruktur und Räumlichkeiten jederzeit adäquat versorgt werden“, so Waschow. Die Sicherheit von Schwangeren und Kindern sei jederzeit gewährleistet.

Weniger die Sicherheit, als viel mehr die Wahlmöglichkeit und die Nähe von Mutter und Kind direkt nach der Geburt stehen für Basters-Hoffmann im Vordergrund: „Nie und nimmer können alle Mütter zu den Kindern, die in der Uniklinik ankommen, untergebracht werden“, sagt die Leiterin der Geburtshilfe.

Dies sei das eigentliche Problem. Möglich sei ein Kompromiss, sodass das Josefskrankenhaus zu einem Versorgungszentrum Level 3 herabgestuft werden könnte: Dann können Frühgeborene ab der 33. Woche behandelt werden, statt wie bisher ab der 29. „Dann brauchen wir aber eine 24-Stunden- Präsenz eines Kinderarztes“, sagt Basters-Hoffmann: Ein Kompromiss, zu dem sich auch das Universitätsklinikum bereiterklären würde.

Bedeuten würde das für das Josefskrankenhaus: Keine Geburten in Beckenendlage mehr, keine Frühchen unter 1.500 Gramm Geburtsgewicht, keine Geburten von deformierten Säuglingen. Die ganz schweren Fälle wolle sie ja gar nicht, sagt Basters-Hoffmann: Nur etwas aufwändigere Geburten, für die man im Nachhinein einen Kinderarzt benötige, möchte sie weiterhin betreuen.