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Bangen um ein Freiburger Wahrzeichen – was wird aus der Linde in Oberlinden?

Die historische Linde in Freiburg OberlindenMit einem aufwendigen Zugverfahren wurde am Dienstag die Stabilität der ebenso betagten wie beliebten Linde überprüft. Foto: Sven Meyer

Oberlinden gilt zurecht als eines der schönsten und ältesten Stadtviertel Freiburgs. Als Wahrzeichen und Namensgeber steht die markante fast 300 Jahre alte Linde gegenüber vom Schwabentor. Doch die Freiburger sind in großer Sorge um ihr Naturdenkmal. Ein aufwendiges Gutachten wird nun darüber entscheiden, ob die Linde noch eine Zukunft hat.

Leider schwächelt die Linde seit vielen Jahren und das Garten- und Tiefbauamt (GuT) musste die Krone bereits mehrfach zurückschneiden, um den Baum zu erhalten. Nun gab es Hinweise, dass der Baum nicht mehr sicher steht. Wegen der besonderen Bedeutung der Linde soll ein Fachgutachten zeigen, wie standsicher der Baum noch ist und ob es eine Möglichkeit gibt, ihn zu erhalten.

Am Dienstagmorgen wurde vor Ort, der für die Maßnahme abgesperrt wurde, ein sogenanntes Zugverfahren durchgeführt. Zuerst wurde ein Ankerpunkt in die Krone gesetzt. Dann wird mithilfe eines im Kronenbereich befestigten Seilzuges stufenweise eine Kraft in den Baum eingebracht. Diese Kraft entspricht der Windlast, welcher der Baum an diesem Standort in Zukunft bei Stürmen ausgesetzt sein könnte. Durch sensible Messgeräte wird dabei die Neigung ermittelt und diese mit dem generellen Neigungsverhalten windbelasteter Bäume verglichen. Diese Daten lassen dann Rückschlüsse darüber zu, wie fest der Baum noch im Boden verankert ist. „Es muss sichergestellt sein, dass der Baum nicht bei starker Windlast auf Passanten kippt“, erklärt Rathaussprecherin Linda Widmann.

Der anwesende Baumexperte und Diplom-Forstwirt Simon David Ferner zeigte sich nach den Belastungstests verhalten zuversichtlich: „Wir haben bei dem ersten Zug Richtung Nordosten keine so schlechten Werte festgestellt, so dass wir uns gemeinsam überlegt haben, wir ziehen auch noch in die andere Süd-Richtung, um dort das Kippverhalten zu testen. Wäre der erste Zug kritisch ausgefallen, hätten wir keinen zweiten mehr gemacht. Unter Vorbehalt ist unser heutiger erster Befund besser als befürchtet.“ Das genaue Ergebnis muss jedoch noch ausgewertet werden und wird dann in rund drei Wochen bekannt gegeben.

„Das große Ziel ist es, diese Linde mindestens so lange an diesem Standort halten zu können bis sie ihren runden Geburtstag feiert.“

Simon David Ferner, Diplom-Forstwirt

Der Stadt ist der kritische Zustand der alten Linde schon länger bekannt. Die Ursachen für das kränkliche Erscheinungsbild liegen laut dem Garten- und Tiefbauamt nicht zuletzt am Standort. Als Ursache gilt der Untergrund. Es haben dort in der Vergangenheit viele Aufschüttungen und Verdichtungsmaßnahmen stattgefunden. Vermutlich, so die Experten vor Ort, wurde dabei das Wurzelwerk mehrfach beschädigt.

Die Forst-Experten bei der Arbeit an der Linde am Dienstagmorgen. Foto: Sven Meyer

Auch für den Fall, dass der Baum so instabil ist, dass er Gefahr für Leib und Leben darstellt, gibt es ein Szenario: Die alte Linde müsste dann gefällt werden und würde durch eine neue ersetzt. „Aufgrund der sehr prominenten Stelle würden wir da natürlich klotzen und einen größeren Baum aus der Baumschule nachpflanzen, als dies normalerweise der Fall ist, aber natürlich wäre der trotzdem viel kleiner“, sagt Linda Widmann. Der Ersatz wäre dann zirka 6 Meter hoch und hätten einen Stamm von rund 45 cm Durchmesser. Bis sich irgendwann eine stattliche Krone bilden würde, würden Jahrzehnte vergehen.

Dass ein Nachfolgebaum kommt, so weit ist es zum Glück noch nicht: Im Jahr 2029 würde die Linde 300 Jahre alt werden. „Das große Ziel ist es, diese Linde mindestens so lange an diesem Standort halten zu können, bis sie ihren runden Geburtstag feiert“, sagt Forstwirt Ferner. Sollte die Linde noch ausreichend standsicher sein, könnte man sie zusätzlich stützen – um auf Nummer sicher zu gehen.