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Aktivisten pinseln in Freiburg Radstreifen auf Stefan-Meier Straße – Stadt erstattet Anzeige

Selbst gemalter Radweg auf der Stefan-Meier-StraßeSelbst gemalter Radweg auf der Stefan-Meier-Straße in Freiburg. Foto: Joers

Fahrradaktivisten haben in der Nacht auf Donnerstag einen selbst gemalten Radweg auf die Stefan-Meier-Straße in Freiburg angebracht. Sie kritisieren das Rathaus für zu langsame Maßnahmen. Als Folge der Aktion ließ die Stadt die betroffenen Stellen noch am Donnerstag abfräsen – und erstattet Anzeige gegen die Verursacher.

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion haben Aktivisten einen Radstreifen mit weißer Farbe auf die Stefan-Meier-Straße in Freiburg gemalt. Der selbstgepinselte Radstreifen liegt auf einem rund 200 Meter langen Abschnitt auf der stadteinwärts führenden Fahrbahn zwischen dem Rennweg-Dreieck und der Kreuzung zur Tennenbacher Straße. Hinter der Aktion steckt das Klimakollektiv Freiburg, die nach eigenen Angaben damit „eine Lücke im Radwegenetz geschlossen“ haben.

In einer Mitteilung kritisieren die Radaktivisten zudem die Stadt Freiburg für ihrer Ansicht nach zu langsame Maßnahmen. „Wenn die Stadt Freiburg nicht handelt, dann machen wir es eben selbst“, so Anouk Schwarz vom Klimakollektiv Freiburg, das unter anderem eine autofreie Innenstadt, durchgehend breite Radwege und Tempo 30 innerorts fordert.

Auto- und Radfahrer halten sich bislang an den aufgepinselten Radstreifen. Foto: Joers

Bei den Autofahrern zeigt der selbst gemalte Radstreifen offenbar Wirkung. Am Donnerstagmorgen war zu beobachten, dass viele Pkw-Lenker den Radstreifen für echt halten und ihn nicht überfuhren. Im Kreuzungsbereich zur Tennenbacher verwischte die weiße Farbe jedoch deutlich bis in den Kreuzungsbereich hinein. Stellenweise ist der Streifen deutlich schief.

Die Freiburger Stadtverwaltung ergriff noch am Donnerstag Gegenmaßnahmen und übte Kritik an der illegalen Protestaktion. Die aufgemalten Radstreifen suggerierten, dass der Radweg für Fahradfahrer sicher sei. „Das ist aber nicht der Fall. Wer mit dem Auto unterwegs ist, kann durch die zu schmale Fahrbahn in den Gegenverkehr geraten oder weicht auf den Radweg aus“, erklärt Linda Widmann von der städtischen Pressestelle. „Durch die Aktion wird die Sicherheit der Radfahrenden in diesem Abschnitt nicht verbessert, sondern gefährdet.“

Deshalb begann die Stadtverwaltung noch am Donnerstagnachmittag mit Arbeiten in der Stefan-Meier-Straße, um die aufgemalten Markierungen zu entfernen. Der Straßenbelag musste in den betroffenen Bereichen abgefräst werden. Bereits am Nachmittag war der Radstreifen wieder Geschichte. Zudem erstattet die Stadt Freiburg Anzeige gegen Unbekannt.

Auch die Polizei Freiburg hat sich zudem Vorfall geäußert. Eine Zeuge hat demnach gegen 3:20 Uhr die Polizei informiert, dass zwei Unbekannte die Straße bemalen würden. Beim Eintreffen der Beamten waren die beiden Personen jedoch nicht mehr vor Ort. Auch zur genauen Schadenshöhe sei bislang nichts bekannt. Das Polizeirevier Freiburg-Nord (Tel.: 07 61 / 8 82 – 42 21) sucht nun Zeugen des Vorfalls. Laut Polizeiangaben habe es sich bei den beiden unbekannten Verursachern um einen Mann und eine Frau Mitte 20 gehandelt. Beide Personen sollen dunkel gekleidet gewesen sein.

Im Kreuzungsbereich zur Tennenbacher Straße verwischt die weiße Farbe bereits und überdeckt stellenweise die Abbiegepfeile. Foto: Joers

Das Rathaus weist darauf hin, dass die Stefan-Meier-Straße abschnittsweise und insbesondere im Kreuzungsbereich Tennenbacher Straße deutlich zu schmal sei, um in beiden Richtungen einen ausreichend breiten Radfahrstreifen unterzubringen. Der Radfahrstreifen in Fahrtrichtung Süden endet daher derzeit am Rennweg und beginnt erst wieder weiter südlich nach der Kreuzung zur Tennenbacher Straße. Erst dort ist die Straße wieder breit genug. Auch in Fahrtrichtung Norden gibt es auf der Stefan-Meier-Straße keinen durchgehenden Radfahrstreifen.

In den vergangenen Monaten gab es in der Stefan-Meier-Straße kurzfristige Bauarbeiten am Fahrbahnbelag, weil die Verkehrssicherheit insbesondere für Radfahrende nicht mehr gewährleistet werden konnte. Gegenüber dem Wochenbericht erklärte die Stadt im Juli, dass ab 2027 ein Vollausbau und eine Umgestaltung des Straßenraums geplant sei. Pressesprecherin Windmann erklärte dazu nun, dass im Zuge der anstehenden Sanierung die Kreuzungen umgebaut werden. „Um auch in Fahrtrichtung Norden künftig einen Radfahrstreifen zu ermöglichen, ist der Erwerb von Flächen nötig. Dafür laufen bereits Gespräche zum Grunderwerb“, so Widmann.

Hinweis: Dieser Artikel wurde nachträglich aktualisiert und um die Stellungnahme der Stadt Freiburg ergänzt.