Tim Steinberger und sein Vater Tobias besteigen zusammen die höchsten Gipfel Europas. 52 Bergspitzen über 4.000 Meter hat das Duo bereits gemeinsam erklommen. Das Ziel: Alle 82
Spitzen der Alpen bezwingen.
Während andere Jungen in seinem Alter Fußball spielen oder am Computer zocken, bezwingt Tim Steinberger mit seinem Vater steile Bergwände in den Alpen. Mit 13 Jahren begleitete der heute 16-Jährige seinen Vater erstmals auf einer Tour: „Wir haben damals klein angefangen mit der Zugspitze“, so Vater Tobias Steinberger. Er selbst ist seit 35 Jahren Bergsteiger aus Leidenschaft. Als er gemeinsam mit seinem Bruder – Tims Onkel – den Mont Blanc bestiegen hatte, packte auch den Sohn das Bergsteige-Fieber.
In der Zwischenzeit haben die beiden bereits 53 Gipfel über 4.000 Meter bestiegen. Und das ist nichts für schwache Nerven: Touren mit einer Länge von bis zu 21 Stunden, Balanceakte auf einem Grat in 1.000 Meter Höhe, Steinschläge und Temperaturen bis Minus 25 Grad machen das Bergsteigen zu einem riskanten Hobby – doch nicht weniger aufregend: In brenzlige Situationen seien sie nur selten gekommen, sagen beide. Eine ist ihnen jedoch in Erinnerung geblieben: So entkamen beide am Mont Blanc nur knapp einem Steinschlag. Auch anderen Bergsteigern seien sie schon zu Hilfe gekommen, viele unterschätzen die Gefahr: „Fünf bis zehn Prozent der Leute haben eigentlich nichts am Berg verloren“, sagt Tobias Steinberger.
Das Risiko klettert mit
Auch bei der Wahl des Gepäcks ist Fingerspitzengefühl gefragt: So könne es entscheidend sein, wenn man 200 Gramm mehr mit sich trage, sagt Tobias Steinberger. Manche Berge mussten die beiden mehr als ein mal in Angriff nehmen: „Man darf sich nicht überschätzen und wenn das Wetter nicht mitspielt, muss man schon mal 200 Höhenmeter vor dem Gipfel umkehren“, so Tobias Steinberger. Auf dem Mont Blanc erwartete sie so dichter Nebel, dass sie sich mithilfe von GPS versichern mussten, die Spitze gefunden zu haben. Das Risiko möchte er minimal halten: „Die Berge sind auch in 100 Jahren noch da.“
Die schwerste Tour sei das Matterhorn gewesen: Auch hier hatten die beiden auf den richtigen Moment warten müssen. Am Tag vor ihrem Aufstieg sei es am Berg zu einem tödlichen Unfall gekommen, am Tag danach ebenfalls, so Steinberger. Die steigenden Temperaturen verändern auch die Berge. Nur wenige Wochen vor dem Unglück um das Schweizer Dorf Blatten waren die beiden auf dem Abstieg dort vorbeigekommen. Auch die Qualität des Gletschereises leide, so Tobias Steinberger.
In der nahen Zukunft wollen die beiden alle 82 Gipfel über 4.000 Höhenmeter in den Alpen erklimmen – 52 haben sie bereits erreicht, darunter 44 der 48 Gipfel in der Schweiz. Die anderen vier wollen sie noch diesen Sommer besteigen – Tim wäre dann der jüngste Mensch, der alle 4.000er in der Schweiz bestiegen hat. Tobias Steinberger, der seit Jahren mit Diabetes-Typ-1 lebt, wäre dann auch der erste Diabetiker, der alle 4.000er in den Alpen bestiegen hat. „Das soll auch anderen Leuten mit der Erkrankung Mut machen“, so Steinberger.
Auch auf lange Sicht hat Tim Pläne. „Ich würde gerne mal Richtung Nepal“, so der 16-Jährige. Die 8.000er seien jedoch nicht zu unterschätzen, der Mount Everest locke ihn gar nicht: Zu voll, zu überlaufen. „Das wollen die meisten einfach nur abhaken“, sagt Vater Tobias. Auf dem Everest liege die Todesrate bei ein bis zwei Prozent, bei den anderen 8.000ern wie dem Annapurna oder dem K2 schon zwischen 33 und 25 Prozent. „Da gehen drei hoch und nur zwei kommen wieder“, so Tobias Steinberger. Und: „Wir finden schon noch andere schöne Sachen.“
Tim und Tobias Steinberger dokumentieren ihre Reisen auf Instagram unter @82_peaks sowie auf Youtube unter www.youtube.com/@82_peaks. Außerdem haben die beiden eine eigene Internetseite: www.82-peaks.com.