Heinz Soucek, seines Zeichens künstlerischer Tausendsassa und stadtbekannter Exzentriker, wird in diesem Jahr 84. Sein Alter ist ihm nicht anzumerken. Man muss ihn nur kurz anstupsen und es sprudelt ohne Punkt und Komma aus ihm heraus. Der Mann ist selbst ein Kunstwerk und inzwischen ist es auch seine Wohnung im Stühlinger: Souceks Kunstwerke stapeln sich in jedem Raum bis unter die Decke, das Wohnzimmer wirkt opulent wie eine orthodoxe Kirche. Kurz kommt der Gedanke auf, ob da die Statik mitspielt. An die 100 seiner Werke stapeln sich hier. Manche davon so schwer, dass man selbst zu zweit Mühe hat, sie zu hochzuheben.
Der gut gealterte Senior mit den pechschwarz gefärbten Haaren und den leuchtend hellblauen Augen hat einen Lebenslauf, der für einen Roman taugen würde: Einst als Kind durch die böhmischen Wälder nach Deutschland geflüchtet, später ein wildes Leben bei der Handelsmarine, gelernter Bäcker, Küchenchef im Kurheim Rothmeier, St. Blasien, Perückenverkäufer, Versicherungskaufmann … bis er schließlich seine wahre Bestimmung fand: Aktionskünstler, Fotograf, Dosenkunst-Virtuose!
Mit seiner typischen Collagetechnik upcycled er Getränkedosen aus bedrucktem Blech, fügt aufgedruckte Schriften, kleine Motive, Fotos, Skizzen und Ölmalerei hinzu – auch verwendet er Fahrradreflektoren und lässt diese wie Bernstein funkeln. Vor allem die Arbeit mit den Dosen forderte bei Soucek einigen Bluttribut. Es sei kaum vermeidbar, sich dabei nicht in die Finger zu schneiden, weshalb einige seiner Kunstwerke auch ein paar Tropfen Blut enthalten dürften.
Die Synapsen in Heinz Souceks Gehirn haben nie Pause, in seinem Kopf sprudeln immer wieder neue Ideen. Die jüngste ist ein Kunstwerk, das in seiner Badewanne entstand. Ein dynamisches Bild aus Blumenerde, das mal ein Antlitz formt, mal eine abstrakte Figur. Er hält die einzelnen Stadien auf Kamera fest. „Mit dieser Art von aus Erde erschaffener, sich verändernder Kunst in einer Badewanne, dürfte ich wohl der erste sein“, betont Soucek.
Eines seiner Steckenpferde ist das Mitwirken an wohltätigen Projekten: ob zugunsten des Fördervereins für krebskranke Kinder Freiburg e.V., den Freiburger Münsterbauverein, Schulprojekte und viele mehr. Er sagt, er habe viel Glück gehabt im Leben, trotz einer Kindheit in Armut, sei er immer zufrieden gewesen und blicke mit Dank auf alles. Er habe die aufregendsten Orte der Welt gesehen und später durch seine Künstlertätigkeit viele Figuren der Zeitgeschichte getroffen und bedeutende Orte besucht – davon möchte er etwas zurückgeben, daher sagt er, wenn es um Charity geht, nie nein. Sein großer Traum ist es, eine Stiftung zu gründen, die Kunst in Freiburg fördert und Künstlern Raum gibt, ihre Werke zu präsentieren.
Mit 83 Jahren genießt Freiburgs schillerndster Künstler, der sich bester Gesundheit erfreut, sein Leben mit täglichen Besuchen im UC Café sowie gemeinsamer Zeit mit seiner langjährigen Lebensgefährtin. Und natürlich lässt ihn auch weiterhin die Kunst nicht los. Neue Ideen kommen ihm fast täglich – zuletzt beschäftigte ihn das Erdkunstwerk. Doch der nächste Einfall, das ahnt man, schlummert bereits ihn ihm. Es ist diese unverwüstliche Umtriebigkeit und das Blitzen in den Augen – die Kreativität kennt keinen Ruhestand.